Die Schoene im Schnee
plötzlich feststellte. Sie war nervös, ihn zu sehen. „Ach, du weißt schon … Ich pflanze ein paar Setzlinge, um die Lücken in deinen Beeten zu füllen. Die Stauden kommen erst nächstes Jahr zu voller Blüte, aber dann sehen sie prächtig aus.“
„Was machst du hier ? Auf meiner Ranch?“
Sie kam näher, wobei ihr schuldbewusster Gesichtsausdruck einem besorgten wich. „Geht’s dir gut? Du siehst etwas blass aus.“
Weder ihr noch einem anderen Menschen gegenüber hätte er zugegeben, dass ihn die Schmerzen seiner Verletzung etwas wacklig auf den Beinen machten.
„Mimi! Antworte mir! Wieso bist du auf der Western Sky und pflanzt Setzlinge?“
Sie kaute an ihrer Lippe. „Ich … ich wohne hier. Wenigstens für ein paar Tage. Aber wie es jetzt aussieht, ziehe ich wohl schneller wieder aus als geplant. Wir dachten wirklich, du kommst erst übernächste Woche zurück. Was ist passiert? Warum hast du deine Pläne geändert?“
Er wollte ihr nicht erklären, dass er die letzten beiden Wochen in der Abteilung für Verbrennungen in Ramstein gelegen hatte. Niemandem hatte er das erzählt, nicht einmal Easton. Und ganz bestimmt ging es auch Mimi nichts an, dass er verletzt worden war, als er zwei Marines aus einem brennenden Humvee gezogen hatte. „Pläne können sich nun mal ändern“, meinte er knapp.
„Nun, es wäre gut gewesen, das im Voraus zu wissen“, gab sie etwas ungehalten zurück. „Eigentlich wollte ich noch vor deiner Ankunft aus Gwens Hütte ausziehen. Easton und ich waren der Meinung, das wäre das Beste.“
„Weiß Easton, dass du hier bist?“
„Ja“, sagte sie vorsichtig.
Jetzt begriff Brant alles, und die Erkenntnis haute ihn fast um. Die Blumen, der frisch gestrichene Stall, die hundert kleinen Veränderungen an der Ranch. „ Du bist die Hausverwalterin, von der sie so geschwärmt hat. Die so viel Arbeit in dieses Haus gesteckt hat.“
Wieder zeichneten sich die Schuldgefühle auf ihrem Gesicht ab. „Ja.“
Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. Brant wusste nicht mehr, was er noch denken sollte. „Warum habe ich bloß immer das Gefühl, in einer ganz anderen Welt zu leben, wenn du in der Nähe bist?“
„Tut mir leid.“
„Nein, das tut es nicht. Es gefällt dir, die Menschen so zu verwirren, dass sie nicht mehr wissen, was als Nächstes auf sie zukommt. Das ist Teil des ganzen Mimi-Charmes.“
Sie sah aus, als wolle sie widersprechen, doch sie ging nur auf die Veranda zu. „Es tut mir leid“, sagte sie noch einmal. „Aber wenn es dir nichts ausmacht, muss ich mich hinsetzen. Meine Füße sind etwas geschwollen.“
Das kam auch Brant sehr gelegen. Er ging die Stufen hinauf, stellte seinen Seesack neben der Tür ab und setzte sich in einen der Schaukelstühle.
Er wollte sie fragen, wie sie sich fühlte. Wie es dem Baby ging. Ob sie schon wusste, ob es ein Junge oder ein Mädchen war, und ob sie sich schon für einen Namen entschieden hatte. Und ob sie der Gedanke, Mutter zu werden, nervös machte? „Warum bist du hier, Mimi?“
Sie begann wieder an ihrer Lippe zu kauen, und Brant erinnerte sich, wie köstlich ihre Lippen geschmeckt hatten. Wie wundervoll Mimi sich in seinen Armen angefühlt hatte. Wie er sich nur eine magische Nacht lang den verrücktesten Träumen hingegeben hatte.
Schließlich seufzte sie. „Ich habe Easton überzeugt, mich einzustellen. Sie trifft keine Schuld. Ganz ehrlich. Ich kann … sehr überzeugend sein, wenn ich mir etwas in den Kopf setze.“
„Warum solltest du dir so etwas in den Kopf setzen?“
„Ich habe eine Zuflucht vor all dem Wahnsinn gebraucht und … mir gefällt es hier. Alles ist so friedlich und ruhig, und die Menschen warmherzig und nett. Easton und Maggie haben letzte Woche eine Babyparty für mich geschmissen. Ist das nicht toll? Und fast jeder, den sie eingeladen haben, ist gekommen. Ich habe die süßesten Babysachen und Spielzeuge bekommen. Du solltest mal die Krippe sehen, die Emery Cavazos gezimmert hat.“
Sie war so begeistert, dass Brant es nicht übers Herz brachte, ihr zu sagen, dass die Menschen in Pine Gulch zu fast jedem so nett waren. „Wie lange bist du schon hier?“
„Seit März, als Gwen in ihr Haus in Jackson Hole gezogen ist.“
Er konnte es einfach nicht fassen. Wie hatte sie fünf Monate in völliger Abgeschiedenheit überstanden? Fernab der Massen, der Geschäfte und Kameras? „Warum lassen dich die Paparazzi in Ruhe? Ich habe nirgends gelesen, dass du auf einer Ranch in Ost-Idaho
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