Die Schoene im Schnee
verschwinden. „Wie klein? Was für ein Unfall? Wurdest du angeschossen?“
„Nein.“ Er hoffte, dass sie es dabei belassen würde. Aber da sie Mimi war, tat sie das natürlich nicht. „Was ist los? Sag es mir, Brant.“ Ihre Augen blickten riesengroß.
Er war zu schwach, um sich ganz auf sie einzulassen, doch ihre Sorge um ihn wärmte sein schmerzendes Herz. „Verbrannt. Ich bin in einem Konvoi einem Humvee hinterhergefahren, der von einer Tellermine erwischt wurde. Während des Rettungseinsatzes haben mein Arm und meine Seite leichte Verbrennungen erlitten.“
Was für eine Untertreibung. In Wirklichkeit hatte Brant Verbrennungen zweiten und dritten Grades erlitten.
Mimi schloss die Augen und wehrte sich vergeblich dagegen, die Szene vor ihrem inneren Auge zu sehen.
Die Schreie, die Flammen und der Geruch von verbranntem Fleisch. Wie Brant zur Rettung eilte und das Kommando übernahm.
Sie kämpfte gegen die Tränen an und fragte sich, warum sie in Brants Gegenwart so viel heulte. „Du musst dich ausruhen. Tut mir leid, dass ich dich hier draußen mit meinem Gerede aufgehalten habe, wo du doch schlafen solltest.“
Er sah nicht so aus, als habe er noch die Energie, mit ihr zu streiten. Auch wenn sie in seinem Blick die Wut sah, die sie voll und ganz verdiente.
„Ich kümmere mich um eine andere Unterkunft“, sagte sie. Sie hasste den Gedanken, ihn in der Western Sky allein zu lassen, doch wenigstens das war sie ihm schuldig.
„In Ordnung“, sagte er kurz angebunden, und sie vernahm seine Botschaft laut und deutlich. Er wollte, dass sie ging. Alles andere war ihm egal.
„Brauchst du Hilfe bei irgendetwas?“
Sein knappes Lachen klang eiskalt. „Von dir? Nein danke.“
Er stand abrupt auf, nahm seinen Seesack von der Veranda und stakste ins Haus.
Das hatte sie verdient. Mimi krümmte die Finger und bemühte sich, den Schmerz in ihrer Brust zu ignorieren. Er hatte jeden Grund, sie zu hassen, nach allem, was sie zu ihm gesagt hatte. Was hatte sie denn erwartet?
Brant wollte sie hier nicht haben.
In ihrer Erinnerung waren diese wenigen Tage, die sie mit ihm verbracht hatte, wie ein magischer Traum, und sie hatte sich gefragt, ob sie sich die Intensität ihrer Gefühle für ihn nur eingebildet hatte.
Das heutige Wiedersehen hatte diese Frage beantwortet. Sie liebte Brant noch immer. Vielleicht sogar mehr als jemals zuvor.
Fünf Monate lang hatte sie Zeit gehabt, über seine Qualitäten nachzudenken. Sich lebhaft an das Gefühl von Frieden und Sicherheit zu erinnern, das sie in seinen Armen verspürt hatte.
Weil sie ihn liebte, würde sie diesen Ort, den sie ebenfalls liebte, verlassen. Brant hatte es verdient, sein Heim für sich selbst zu haben. Umso mehr, da er verletzt war und Schmerzen litt. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. „Wir kommen schon klar, Kleiner“, flüsterte sie.
Als Brant erwachte, hatte er große Schmerzen. Er atmete tief durch, bis er den Schmerz weit genug zurückgedrängt hatte, dass er wieder einigermaßen klar denken konnte.
Nach seiner Uhr war es fünf Uhr morgens. Um diese Jahreszeit, wenige Wochen nach der Sommersonnenwende, ging die Sonne schon früh auf.
Vor seinem Fenster sah er einen schwachen Lichtkreis, der sich über die zerklüfteten Bergspitzen erhob. Ein deutlicher Hinweis, dass es noch eine Stunde bis zum Sonnenaufgang dauerte.
Die Ärzte hatten ihm gesagt, dass er noch mit einer zwei- bis dreimonatigen Genesungszeit rechnen musste, bevor er wieder er selbst war.
Er seufzte. Auch das würde er überstehen. Er hatte sich schon immer gut arrangieren können, mit Dingen zu leben, die er eigentlich nicht wollte.
Wie seine Erinnerungen an Mimi.
Er wollte nicht an sie denken, deshalb schwang er seine Beine aus dem Bett und ging ins Badezimmer.
Auch hier hatte sie offensichtlich viel verändert. Neue Lichtschalter, neue Farbe anstelle der alten Tapete. Sogar der Schminktisch war neu.
Verdammte Frau. Er wusch seine Hände und ging dann, nur mit seinen tief geschnittenen Boxershorts bekleidet, in die Küche, um einen Schluck Wasser zu trinken.
Nachdem er sein Glas gefüllt hatte, drehte er sich um und hätte das Wasser beinahe über den ganzen Boden verschüttet. Sie stand in einem leichten, minzgrünen Nachthemd in der geöffneten Tür, die Schultern in eine Decke gehüllt. „Mimi. Was, zum Teufel …?“
„Tut mir leid, ich habe Licht gesehen und wollte mich vergewissern, dass alles in Ordnung ist.“
„Du bist aber schnell aus Gwens Hütte
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