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Die schöne Kunst des Mordens

Titel: Die schöne Kunst des Mordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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ich weiß, aber …«
    »Kein
Aber.
Wir werden ihn töten. Ich kann verstehen, dass du ein Problem damit hast.«
    »Absolut nicht«, erwiderte ich.
    Anscheinend hörte er mich nicht – entweder das oder er steckte mitten in einem auswendig gelernten Vortrag und konnte nicht aufhören. »Du darfst wegen ein bisschen Blut nicht zimperlich sein«, fuhr er fort. »Obwohl das vollkommen natürlich ist. Man hat uns seit unserer Kindheit gelehrt, dass Töten falsch ist.«
    Kommt drauf an wen,
dachte ich, sagte es aber nicht.
    »Aber die Regeln stammen von Leuten, die ohne sie nicht hätten gewinnen können. Jedenfalls ist Töten nicht
immer
falsch, Kumpel«, sagte er und, seltsam genug, zwinkerte mir zu. »Manchmal ist man dazu gezwungen. Und gelegentlich trifft es jemanden, der es verdient hat. Vielleicht, weil eine Menge Menschen sterben könnten, wenn man es nicht tut, oder aber, weil du erledigt bist, wenn du nicht schneller bist. Und in diesem Fall trifft beides zu, richtig?«
    Obgleich es sehr befremdlich war, diese rabiate Fassung meines lebenslänglichen Credos aus dem Mund des Freundes meiner Schwester auf einem Bett in einem Hotelzimmer in Havanna sitzend zu vernehmen, erfüllte es mich wieder einmal mit großer Dankbarkeit gegenüber Harry, sowohl dafür, dass er seiner Zeit voraus gewesen war, als auch für seine Fähigkeit, diese Dinge zu sagen, ohne mir dabei ein Gefühl zu vermitteln, als würde ich beim Solitaire schummeln. Dennoch konnte ich mich nicht für die Vorstellung erwärmen, eine Handfeuerwaffe zu benutzen. Es schien einfach falsch; als würde man seine Socken im Taufbecken einer Kirche waschen.
    Doch Chutsky war offensichtlich äußerst zufrieden mit sich. »Walther, neun Millimeter. Sehr schöne Waffe.« Er nickte, griff erneut in die Tasche und brachte eine zweite Pistole zum Vorschein. »Für jeden eine«, sagte er. Er warf sie mir zu, und ich fing sie automatisch auf. »Glaubst du, dass du den Abzug drücken kannst?«
    Ich weiß ganz genau, wie man eine Pistole hält, was immer Chutsky auch glauben mochte. Schließlich bin ich in einem Polizistenhaushalt aufgewachsen und arbeite jeden Tag mit der Polizei. Ich mag die Dinger einfach nicht – sie sind so unpersönlich, es mangelt ihnen an wahrer Eleganz. Doch er hatte sie mir in einer Art Herausforderung zugeworfen, zusätzlich zu allem, was bereits geschehen war, und das konnte ich nicht ignorieren. »Sehr nett«, sagte ich. »Soll ich den Fernseher erschießen?«
    »Heb dir das für die bösen Jungs auf. Wenn du glaubst, dass du es über dich bringst.«
    Ich warf die Waffe neben ihn aufs Bett. »Ist das wirklich dein Plan?«, fragte ich ihn. »Wir warten, bis Weiss im Hotel eincheckt, und spielen dann O.K. Corral? In der Lobby oder beim Frühstück?«
    Chutsky schüttelte traurig den Kopf, als hätte er versucht, mich zu lehren, wie man sich die Schuhe bindet, und wäre gescheitert. »Kumpel, wir wissen nicht, wann dieser Typ auftauchen wird, und wir wissen nicht, was er vorhat. Möglicherweise entdeckt er uns sogar zuerst.« Er zog beide Augenbrauen hoch und sah mich an, als wollte er sagen: »Ha – daran hast du nicht gedacht, oder?«
    »Weswegen wir ihn erschießen, wo auch immer wir auf ihn stoßen?«
    »Wir müssen einfach bereit sein, was immer geschieht«, sagte er. »Idealerweise treffen wir ihn an einem ruhigen Ort und tun es. Aber zumindest sind wir vorbereitet.« Er tätschelte mit seinem Haken die Aktentasche. »Ivan hat uns noch ein paar andere Sachen mitgebracht, nur für alle Fälle.«
    »Landminen zum Beispiel. Vielleicht einen Flammenwerfer?«
    »Irgendwelches elektronisches Zeug«, erwiderte er. »Den allerletzten Schrei. Zur Überwachung. Wir können ihn aufspüren, finden, ihn abhören – mit diesem Zeug können wir ihn aus einer Meile Entfernung furzen hören.«
    Ich hätte wirklich gern den der Situation angemessenen rechten Geist aufgebracht, doch fiel es mir äußerst schwer, irgendein Interesse an Weiss’ Verdauungsprozess zu zeigen, und ich hoffte, dass dies für Chutskys Plan nicht absolut unumgänglich war. Im Großen und Ganzen fand ich seinen James-Bond-Ansatz äußerst beunruhigend. Ich mag mich irren, doch ich begann zu begreifen, wie viel Glück ich in meinem bisherigen Leben gehabt hatte. Ich war mit nur wenigen schimmernden Klingen und meinem Verlangen sehr gut zurechtgekommen – kein topmodernes Zeug, keine schwammigen Pläne, kein Kauern in ausländischen Hotelzimmern, schwimmend in Unsicherheit

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