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Die schöne Kunst des Mordens

Titel: Die schöne Kunst des Mordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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um Weiss in Empfang zu nehmen.
    Und wieder einmal, als ich mich bereitmachte, dem nahenden Unheil an die Kehle zu springen – klingelte das Telefon.
    »He, Kumpel«, meldete sich Kyle Chutsky. »Sie ist wach und fragt nach dir.«

25
    M an hatte Deborah verlegt. Ich erlebte einen Moment verwirrter Bestürzung, als ich in die leere Intensivstation starrte. Ich hatte sicherlich ein Dutzend Filme gesehen, in denen der Held das leere Krankenhausbett erblickt und erkennt, dass irgendjemand tot ist, war jedoch ziemlich sicher, dass Chutsky erwähnt hätte, wenn Deborah gestorben wäre, deshalb drehte ich mich einfach um und marschierte zum Empfang. Die Frau am Tresen ließ mich warten, während sie rätselhafte und äußerst langsame Dinge mit ihrem PC veranstaltete, einen Anruf entgegennahm und mit zwei in der Nähe lehnenden Schwestern plauderte. Von der Atmosphäre kaum kontrollierter Panik, die in der Intensivstation geherrscht hatte, war nichts mehr zu spüren, an ihre Stelle war ein anscheinend obsessives Interesse an Telefonanrufen und Fingernägeln getreten. Doch schließlich räumte die Frau die leise Möglichkeit ein, dass Deborah in Zimmer 235 zu finden sein könne, das sich im zweiten Stock befinde. Dies erschien mir so sinnvoll, dass ich ihr dankte und mich auf die Suche nach dem Zimmer machte.
    Es befand sich tatsächlich im zweiten Stock, direkt neben Zimmer 233, und mit dem Gefühl, dass die Welt wieder in Ordnung war, trat ich ein und erblickte die im Bett liegende Deborah nebst Chutsky an ihrer Seite, in genau derselben Haltung, die er in der Intensivstation eingenommen hatte. Noch immer war Deborah von einem imposanten Maschinenpark umgeben und an Schläuche angeschlossen, doch als ich das Zimmer betrat, öffnete sie ein Auge und sah mich an, wobei es ihr gelang, sich um meinetwillen ein bescheidenes Halblächeln abzuringen.
    »Alive, alive, oh«, intonierte ich den irischen Folksong
Molly Malone,
in dem Glauben, dass ein wenig idyllische Heiterkeit angebracht war. Ich zog einen Stuhl ans Bett und nahm Platz.
    »Dex«, grüßte sie leise mit heiserer Stimme. Sie versuchte wieder zu lächeln, doch es geriet noch schlimmer als beim ersten Mal, deshalb gab sie auf und schloss die Augen, schien irgendwie in der schneeweißen Ferne der Kissen zu verschwinden.
    »Sie ist noch nicht besonders kräftig«, erklärte Chutsky.
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte ich.
    »Äh, also ermüde sie nicht oder so«, sagte er. »Anweisung des Arztes.«
    Ich weiß nicht, ob Chutsky glaubte, dass ich eine Partie Volleyball im Sinn hatte, doch ich nickte und tätschelte Deborahs Hand. »Schön, dass du wieder bei uns bist, Schwesterherz. Wir haben uns Sorgen gemacht.«
    »Ich fühle …«, antwortete sie mit schwacher, heiserer Stimme. Doch was sie fühlte, verriet sie uns nicht. Stattdessen schloss sie erneut die Augen, und ihre Lippen teilten sich zu einem rasselnden Atemzug. Chutsky beugte sich vor und steckte ihr ein kleines Stück Eis in den Mund.
    »Hier«, sagte er. »Versuch noch nicht zu sprechen.«
    Debs schluckte das Eis, bedachte Chutsky aber dennoch mit einem Stirnrunzeln. »Es geht mir gut«, behauptete sie, was gewiss ein klein wenig übertrieben war. Das Eis schien zu helfen, und als sie wieder sprach, klang ihre Stimme nicht ganz so wie eine Rundfeile an einem alten Türknauf. »Dexter«, begann sie, und es klang unnatürlich laut, als schreie sie in der Kirche. Sie schüttelte leicht den Kopf, und zu meinem Erstaunen bemerkte ich, wie eine Träne aus ihrem Augenwinkel rann – etwas, was ich nicht mehr bei ihr gesehen hatte, seit sie zwölf gewesen war. Sie glitt über die Wange und auf das Kissen, wo sie versank.
    »Scheiße«, fluchte sie. »Ich fühle mich absolut …« Ihre Hand bebte schwach, diejenige, die nicht von Chutsky gehalten wurde.
    »Das solltest du auch«, bemerkte ich. »Du warst praktisch tot.«
    Einen langen Augenblick lag sie einfach so da, schweigend, mit geschlossenen Augen, und dann endlich, ganz leise: »Ich will das nicht mehr machen.«
    Ich sah Chutsky über Deborah hinweg an; er zuckte die Achseln. »Was willst du nicht mehr machen, Debs?«, fragte ich.
    »Polizei«, erwiderte sie, und als ich endlich begriff, was sie sagte, dass sie keine Polizistin mehr sein wolle, war ich so erschüttert, als hätte der Mond versucht zu kündigen.
    »Deborah«, stammelte ich.
    »Hat keinen Sinn«, murmelte sie. »Liege hier … Weshalb?« Sie schlug die Augen auf, sah mich an und

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