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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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vor seinem Büro im Ministerium wieder, ohne sich auch nur daran zu erinnern, wie er dorthin gelangt war. Mit eiserner Disziplin zwang er sich dazu, über den dringenden Fall von Geoffrey Randalls Verschwinden nachzudenken.
    Noch ein Freund, der allein in eine Schlacht gezogen war, während Evan zurückbleiben musste. Lieber Gott, bitte lass Geoff nicht wie Richard enden! flehte er im Stillen.
    Bei dem Gedanken krampfte sich sein Magen zusammen, und er konzentrierte sich energisch darauf, jede noch so winzige Information zusammenzutragen. Stunden später, erschöpft und entmutigt, musste er sich eingestehen, dass er nichts erreicht hatte. Er besaß nicht einmal einen Hinweis, wo sich sein Assistent aufhalten könnte.
    Schließlich gab er es auf. Immerhin, so schloss er voller bitterer Ironie, war es ein abwechslungsreicher Abend für ihn gewesen. Er kehrte zu White’s zurück, wo er sich unverzüglich eine Flasche Brandy bestellte. Und dann eine weitere und noch eine, bis der Earl of Cheverly zum ersten Mal in seinem Leben bewusstlos nach Hause getragen werden musste.
    Am Morgen von Roberts großem Ball saß Emily mit Brent im kleinen Salon der Stadtresidenz der Maxwells. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass ausgerechnet sie nun in dem prächtigen Palais logierte, das sie im vergangenen Jahr so oft vom Gebüsch im Park aus beobachtet hatte, um sich von der Abwesenheit ihres Schwiegervaters zu überzeugen.
    „Nervös?“ unterbrach Brent ihre Gedanken. „Dazu haben Sie keinen Grund. Rob und seine Freunde von der Armee werden da sein und ich natürlich auch. Nicht, dass Sie unseren gesellschaftlichen Einfluss nötig hätten. Nun ja, allzu viel Bedeutung habe ich ohnehin nicht“, fügte er selbstironisch hinzu. „Aber glauben Sie mir, die Reichen und Mächtigen von London müssen nur einen Blick auf Sie werfen, um die Wahrheit über Ihre Herkunft zu erkennen.“
    Seufzend erhob sich Emily aus ihrem Sessel und ging zum Fenster. „Ich wünschte, ich könnte das glauben. Stattdessen vermute ich, dass unser Vorhaben in einer Niederlage enden wird. Wie oft wollte ich Rob überreden, seine Pläne aufzugeben! Trotzdem besteht er darauf, sogar nach dem entmutigenden Besuch bei Mamas Tante Augusta. Obwohl sie uns empfangen hat, ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie mich noch nicht öffentlich als ihre Verwandte anerkennen will. Warum begreift Rob nicht, dass Natalie ihren eigenen Ball braucht, ohne den Skandal, den ich heraufbeschwören werde?“
    Brent gesellte sich zu ihr. „Wenn Sie jedoch in ihrem Haus wohnen, ohne von ihnen präsentiert zu werden, würde es so aussehen, als ob die Familie Sie nicht wirklich für Suffolks Tochter hält. Es ist besser, dem Feind mutig und mit vereinten Kräften entgegenzutreten.“
    „Da Rob jede wichtige Persönlichkeit in London eingeladen hat, können sie mit ansehen, wie wir alle gemeinsam untergehen“, meinte sie skeptisch. „Mein eigener Ruf ist mir gleichgültig! Robs Schutz allein wird genügen, um Drews Zukunft zu sichern. Was mich betrifft, so werde ich wohl kaum wegen der Zurückweisung einer Gesellschaft weinen, die ich nie gekannt oder gebraucht habe. Aber Natalie …“ Emily schluckte schwer.
    Der Zufall, dass Rob sie schließlich gefunden hatte, brachte viele Vorteile mit sich – zum Beispiel, dass sie in ihrer Schwägerin eine liebe Freundin gefunden hatte. Das gegenseitige Einverständnis, das bereits am Tag der offenen Aussprache zwischen ihnen zu spüren gewesen war, hatte sich zu einer harmonischen Verbindung entwickelt. Die Zeit hatte bewiesen, dass Emily Rob keine Avancen machte, und so hatte Natalie endlich Vertrauen zu ihr gefasst.
    „Diese Offiziere! Sie wissen nie, was in einer bestimmten Situation angemessen ist oder nicht. Ich schwöre, falls dieser Ball zu einem Misserfolg wird, unter dem meine unschuldige Schwägerin zu leiden hat, werde ich das Rob niemals vergeben!“
    „Deine unschuldige Schwägerin würde sich niemals selbst vergeben, wenn sie nicht an deiner Seite stünde.“ Natalies Stimme erklang an der Türschwelle. Mit einem strahlenden Lächeln lief sie auf Emily zu und umarmte sie herzlich. „Hör auf, dir Sorgen zu machen! Ich denke, du wirst zu einem großen Erfolg werden. Du wirst nur bedauern, dass der Ballsaal nicht groß genug ist, um all deine Verehrer unterzubringen.“
    Während Emily ungläubig die Nase rümpfte, sagte Brent: „Dann muss ich wohl dankbar für die beschränkten Räumlichkeiten sein. Wenn ‚Lady

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