Die Schöne mit dem Flammenhaar
Jasim seinem freundlichen Bruder einfach ähnlicher, als sie vermutet hatte. Möglicherweise wollte er ihr über die peinliche nächtliche Begegnung hinweghelfen.
Elinor kletterte auf den Beifahrersitz, während Ahmed Zahrahs Kindersitz auf der Rückbank eines chromblitzenden Range Rovers befestigte. Sie beobachtete, wie Jasim um die Kühlerhaube herumging. Eine leichte Brise zerzauste sein dunkles Haar, seine Gesichtszüge wirkten kraftvoll und unternehmungslustig.
Durch die Windschutzscheibe begegneten sich ihre Blicke, und eine seltsame Erregung erfasste Elinor. Hitze durchflutete sie, sie bewegte sich nervös auf dem Sitz. Ihre unwillkürliche Reaktion erschreckte sie. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass sie sich körperlich so stark zu einem Mann hingezogen fühlen könnte. Leicht atemlos verfolgte sie, wie er kurz darauf die Handbremse löste und den Motor startete.
„Mögen Sie Pferde?“, fragte Jasim.
„Seit meiner Kindheit bin ich eine echte Pferdenärrin“, gestand Elinor lächelnd. „Ich war im gleichen Alter wie Zahrah, als ich die erste Reitstunde bekam. Ein Nachbar hatte einen Stall. Nach der Schule bin ich immer hingegangen und habe ihm bei den Pferden geholfen.“
„Haben Sie mal ein eigenes Pferd gehabt?“
Elinor wurde traurig. „Ja. Mit neun bekam ich eine Stute. Mein Vater hat sie verkauft, als ich vierzehn war. Er fand, dass ich zu viel Zeit mit Starlight verbringen würde. Ich sollte mich ausschließlich um die Schule kümmern.“
„Das muss Sie sehr mitgenommen haben.“
„Ich war am Boden zerstört.“ Elinor schwieg. Wie grausam sie dieser Verlust getroffen hatte, ließ sich nicht in Worte fassen. Ihr Vater hatte ihr vorher nichts gesagt. Sie hatte sich von ihrer geliebten Starlight nicht einmal verabschieden können. Das Pferd war das letzte Band zu ihrer verstorbenen Mutter gewesen – und der einzige Freund, der ihr durch die unglücklichen Kinderjahre geholfen hatte. „Aber sie war noch jung. Ich hoffe, sie hat eine neue Besitzerin gefunden, die sie ebenso geliebt hat wie ich.“
„Das klingt, als wäre Ihr Vater sehr streng gewesen“, bemerkte Jasim, der mehr aus Elinor herausholen wollte. Es überraschte ihn nicht, dass sie ihm als Erstes eine Mitleidsgeschichte servierte. Damit wollte sie sich in ein günstiges Licht rücken.
„Zu streng. Danach durfte ich mich für nichts mehr außer der Schule interessieren. Ich war froh, als ich von zu Hause wegkam“, erwiderte Elinor. Wie erleichtert war sie damals gewesen, nicht mehr ständig kritisiert und wegen ihrer Prüfungsnoten mit verletzenden Vorwürfen überschüttet zu werden! Später hatte sie eingesehen, dass sie eben eine Durchschnittsschülerin und nicht etwa dumm gewesen war. Doch mit sechzehn hatte sie den Worten ihres Vaters geglaubt. Und er hatte ihr das Gefühl gegeben, ein hoffnungsloser Versager zu sein. Die Folge war, dass es um ihr Selbstwertgefühl selbst heute noch schlecht bestellt war.
Jasim presste die Lippen zusammen. Auch das bestätigte seine Vermutung. Es kam ihm nur verständlich vor. Sicher hatte der besorgte Vater seine missratene Tochter einfach zügeln wollen. Vermutlich war sie damals wahllos durch die Betten gehüpft.
Jasim dachte daran, wie Elinor ihn kurz zuvor angesehen hatte. Er bemerkte, wie sich ihre aufgerichteten Brustspitzen deutlich unter dem T-Shirt abzeichneten. Ganz offensichtlich war sie schnell erregt. Es reizte ihn, wie stark sie auf ihn reagierte.
Hitze durchschoss ihn von Kopf bis Fuß. Im Stillen ärgerte Jasim sich darüber, dass die schöne Hexe diese Wirkung auf ihn hatte. Nur sexuelle Erfüllung konnte dieses Problem lösen – und er hatte nicht vor, lange darauf zu warten. Aber das würde auch nicht nötig sein …
Hastig erinnerte Jasim sich selbst daran, dass seine Nichte anwesend war. Er verdrängte die leidenschaftlichen Fantasien und die heftige Ungeduld, die er in Elinors Gegenwart verspürte.
„Ich zeige Ihnen die Zuchthengste“, schlug er vor.
Da es für Zahrahs Reitstunde noch zu früh war, freute Elinor sich auf die Führung. Es war viel interessanter, wenn der Besitzer ihr persönlich seine Pferde vorführte. Natürlich war sie vor den Ausritten oft in den Stallungen gewesen. Von den Zuchthengsten hatte sie sich bisher allerdings ferngehalten.
Die edlen Tiere waren in einem eindrucksvollen, makellos sauberen Gebäudekomplex untergebracht, an den sich Weiden und bei jedem Wetter nutzbare Koppeln anschlossen. Ein ganzer Stab von
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