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Die Schöne mit dem Flammenhaar

Die Schöne mit dem Flammenhaar

Titel: Die Schöne mit dem Flammenhaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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Gefühle!“
    „Das ehrt dich. Trotzdem solltest du auch an die Zukunft deines Sohnes denken“, erwiderte Jasim. „Ein heranwachsender Junge braucht seinen Vater. Meine gesamte Familie wird ihn lieben und in jeder Hinsicht für ihn da sein – genau wie ich …“
    Elinor wandte sich ab. „Ich will nicht deine Frau sein.“
    „Aber du bist es, und um Samis willen musst du es bleiben. Eine Scheidung würde in meinem Land einen Skandal auslösen. Das würde unseren Sohn sein Leben lang belasten und verfolgen.“
    Bei der Vorstellung wurde Elinor bang ums Herz. Sollte sie für Sami ein Leben im goldenen Käfig auf sich nehmen? Wenn eine Scheidung wirklich seine Zukunft gefährdete, konnte sie eine Trennung dann überhaupt durchsetzen? Durfte sie egoistisch sein und nur an sich denken? Oder musste sie sich auf einen Kompromiss einlassen?
    Aufmerksam musterte sie Jasim – die hohen Wangenknochen, die arrogant geschwungene Nase, den sinnlichen Mund. Selbst jetzt spürte sie sein Drängen … Sie fühlte die Hitze seines kraftvollen Körpers an ihrem.
    Unwillkürlich spannte sie sich an.
    Jasim war ein fantastischer Mann, und sie war mit ihm verheiratet. Aber er kannte weder Rücksicht noch Erbarmen, wenn er etwas haben wollte.
    Ihr wurde eiskalt.
    Er wollte Sami.

6. KAPITEL
    Am folgenden Nachmittag kam Jasim aus seinem neuen Büro. Der Raum befand sich im Geschoss über der Kinderkrippe, und gerade deshalb hatte er ihn ausgewählt. Durch die Glasscheibe des Spielraums beobachtete er Sami.
    Der Kleine saß auf einem hohen Stuhl. Den Lockenkopf wandte er einer Kindergärtnerin zu, die ihm ein Stück Toast reichte. Jasim runzelte die Stirn. Sein Sohn verbrachte viel zu viel Zeit angeschnallt auf Sitzen und Geräten, die ihm wenig Bewegungsfreiheit ließen. So konnte ihm zwar nichts passieren, aber er langweilte sich. Durch diese übertriebene Fürsorge blieb seinem Sohn kaum eine Chance, zu spielen und selbstständig Erfahrungen zu sammeln.
    Besorgt dachte Jasim an seine eigene traurige Kindheit zurück. Seine Mutter hatte er nicht gekannt, seinen Vater hatte er erst als Zehnjähriger häufiger zu Gesicht bekommen. Niemand hatte ihn auf den Arm genommen, wenn er weinte. Er war sehr streng erzogen worden. Schon als Junge war er auf eine Militärakademie ins Ausland geschickt worden. Dort hatte er Disziplin und Selbstbeherrschung gelernt. Und hinter dem Rücken der Lehrer hatte er sich gegen die Streiche und Hänseleien jüngerer Schüler zur Wehr setzen müssen.
    Für ihn war sein Vater nur eine ferne Respektsperson mit unvorstellbarer Macht gewesen. Der König hatte seinen Zweitgeborenen durch einen Abgesandten rügen lassen, wenn Jasims Schulnoten nicht den höchsten Erwartungen entsprachen. Zum Glück war Jasim hochbegabt und sehr sportlich gewesen. Seine guten Leistungen hatten ihm von zu Hause jedoch weder Lob noch Zuwendung eingetragen.
    Nachdem seine eigene Jugend so hart gewesen war, wollte Jasim seinem Sohn eine glücklichere Kindheit bieten. In Quaram würde Sami sich überall frei bewegen können. Allerdings würden dabei natürlich ständig Betreuer auf ihn aufpassen.
    Liebevoll sah Jasim zu, wie sein Sohn den Toast nahm. Als Sami mit dem Ellenbogen gegen ein Spielzeug stieß, fiel ihm die Scheibe aus der Hand. Das Brot landete auf dem Boden. Sami verrenkte sich fast das Ärmchen, um es aufzuheben. Hilfe suchend schaute der Kleine sich um. Niemand schien seine Not zu bemerken. Schließlich warf er das Köpfchen zurück und begann zu weinen.
    Im Nu war Jasim bei der Tür. Dicke Tränen kullerten über Samis Wangen. Noch nie hatte Jasim so ein unglückliches Baby gesehen. Eine Kindergärtnerin reichte Sami ein Spielzeug, um ihn abzulenken. Zornig schleuderte der Kleine es fort. Doch der Wutanfall des Jungen hielt nicht lange an. Erneut fing Sami an, bitterlich zu weinen und zu schluchzen. Es war ein Bild der Verzweiflung! Niemand versuchte, ihn zu trösten.
    Die Betreuerinnen mussten sich um andere Kinder kümmern und hatten alle Hände voll zu tun. Aber Jasim ertrug es nicht, tatenlos zuzusehen. Er musste etwas für seinen Sohn tun. Es zerriss ihm das Herz, wie das Kind litt. Also stürmte er in den Spielraum, machte einen Bogen um die überraschte Leiterin und rannte zu Sami. Im Handumdrehen hatte Jasim den schluchzenden Kleinen aus seinen Gurten befreit und nahm ihn auf den Arm. Sami klammerte sich an seinen Vater und hörte prompt zu weinen auf.
    „Ich nehme meinen Sohn heute früher mit nach Hause“,

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