Die Schöne mit dem Flammenhaar
verrückt nach seinem Vater war. Ohne ihr Zutun waren die beiden längst ein Herz und eine Seele.
Beim Blick auf den Diamantring an ihrem Finger verkrampfte Elinor sich. Murad hatte ihrer Mutter damit einen Heiratsantrag gemacht … und Elinor hatte das kostbare Stück versetzt, um das Apartment kaufen zu können. Ehe sie an Bord des Jets gegangen waren, hatte Jasim ihr den herrlichen Diamanten zusammen mit dem Trauring wieder angesteckt. Er hatte darauf bestanden, dass sie beide trug.
„Aber warum?“, hatte Elinor zweifelnd gefragt. Der unermessliche Wert des Ringes und das Andenken an die unglückliche Liebe ihrer Mutter hatten sie mit Unbehagen erfüllt.
„Von jeher trägt die Braut des Kronprinzen diesen Ring.“
„Aber dein Bruder hat ihn nicht seiner Frau geschenkt“, erinnerte Elinor ihn.
Er schaute sie grimmig an. „Murad hätte es tun müssen. Yaminah hätte ein Anrecht auf diesen Ring gehabt.“
„Du glaubst mir immer noch nicht, was ich dir von meiner Mutter und Murad erzählt habe, stimmt’s?“
„Mein Vater wird die Geschichte sicher bestätigen … falls sie wahr ist“, setzte Jasim in einem Ton hinzu, der Elinor störte. „Dein eigener Vater hat davon jedenfalls nichts erwähnt.“
Erstaunt starrte sie ihn an. „Du hast dich mit meinem Vater getroffen?“
„Kurz nach deinem Verschwinden. Verständlicherweise habe ich daraufhin deinen Vater ausfindig gemacht. Ich wollte wissen, ob du dich bei ihm gemeldet hast.“ Jasim dachte an das peinlich aufgeräumte Haus zurück, in dem es kein einziges Foto von Elinor gegeben hatte. Der Mann schien sich für sein einziges Kind überhaupt nicht zu interessieren. „Er wollte mir Bescheid geben, falls er von dir hört.“
„Mein Vater hätte nie zugegeben, dass seine erste Frau vor der Ehe eine Affäre mit einem seiner Studenten gehabt hat. Das konnte er nie vergessen – auch, weil die Ehe mit meiner Mutter nicht glücklich gewesen ist. Hat er dir von meinen schlechten Noten an der Uni erzählt?“
Jasim hatte verwundert reagiert. „Nein. Warum sollte er?“
„Weil ich eine böse Enttäuschung für ihn gewesen bin.“
„Als du verschwunden warst, habe ich mir große Sorgen um dich gemacht“, war Jasim wieder zur Sache gekommen. „Ich habe bei allen Vermittlungsagenturen für Kindermädchen anfragen lassen …“
„Während der Schwangerschaft habe ich einen kaufmännischen Kurs absolviert. Ich wollte beruflich weiterkommen. Außerdem wusste ich, dass ich mich bei den Arbeitszeiten nach der Geburt besser um mein Kind kümmern könnte. Später habe ich mir Mitbewohnerinnen gesucht und mich mit ihnen angefreundet. Alissa und Lindy waren wunderbar und haben mir sehr geholfen.“
„Ich bin froh, dass sie dich unterstützt haben. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, ich hätte für dich da sein können“, hatte Jasim entgegnet.
Als der Privatjet nun zur Landung ansetzte, fiel Elinor sofort die Menschenmenge vor dem Flughafengebäude ins Auge. „Warum warten all die Leute da draußen?“
„Unsere Ankunft ist eine Sensation, nachdem Samis Geburt offiziell bekannt gegeben wurde.“ Jasim lächelte amüsiert. „Unser Sohn dürfte jetzt das berühmteste Baby von Quaram sein. Der Tod meines Bruders hat alle hier tief getroffen. Deshalb bedeutet es viel für unser Volk, dass die königliche Nachfolge gesichert ist.“
Ein kleines Regiment festlich gekleideter Soldaten, eine Militärkapelle und einige lächelnde Würdenträger standen zur Begrüßung bereit. Mit seiner Frau und dem Thronerben verließ Jasim die Maschine.
Musik erklang und untermalte die Begrüßungszeremonie. Alle verrenkten sich die Hälse, um wenigstens einen Blick auf das Baby in Elinors Armen zu erhaschen. Nach dem Mittagsschlaf war Sami ausgeruht und schaute sich mit großen erstaunten Augen um. Auf Jasims aufforderndes Nicken hin setzte aus respektvoller Entfernung ein Blitzlichtgewitter ein. Dieser wichtige Augenblick im Leben der Königsfamilie musste für die Welt festgehalten werden.
Eine mit Bändern und Flaggen geschmückte Limousine holte sie auf dem Rollfeld ab. Umgeben von einem Motorradgeschwader und mehreren Polizeifahrzeugen wurden sie durch die Stadt Muscar zum Hafen eskortiert. Alles war sehr viel westlicher und moderner, als Elinor erwartet hatte. Innerlich bedauerte sie, sich nicht gründlicher über ihre neue Heimat informiert zu haben.
Die breiten Straßen der Stadt waren von Menschen gesäumt. Begeistert winkten alle dem vorbeiziehenden
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