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Die Schöne mit dem Flammenhaar

Die Schöne mit dem Flammenhaar

Titel: Die Schöne mit dem Flammenhaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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Beziehungen zu erfahren. Allerdings kannte sie ihn inzwischen gut genug. Sie wusste, dass er sich zu solchen Dingen nicht äußerte.
    Die morgendliche Stille am Strand wurde nur durch das Hufgetrappel ihrer Pferde unterbrochen. Oft ritten sie in aller Frühe aus, wenn die Hitze noch erträglich war. Die Sonne war bereits aufgegangen. Rötlich flammte sie am Himmel auf und färbte den Sand ockerfarben. Felserhebungen und steile, lang gezogene Dünen durchzogen die karge Steinlandschaft. All das war Elinor inzwischen vertraut. Dennoch erstaunte es sie immer wieder, wie viele Tiere und Pflanzen hier überleben konnten.
    „Warum möchtest du das wissen?“, erkundigte sich Jasim ruhig.
    Elinor zögerte und suchte nach den richtigen Worten. „Du hast doch sicher geglaubt, sie zu lieben …“
    „Nein.“
    Sie traute ihren Ohren nicht. „Aber du wolltest sie heiraten!“
    „Ich bin so erzogen worden, dass Heiraten für mich nicht unbedingt mit Liebe verbunden sein musste“, verriet Jasim widerstrebend. „Sophia war schön, elegant und gebildet. Sie beherrschte mehrere Sprachen. Nur das war für mich entscheidend.“
    Entsetzt starrte Elinor ihn an. „Unfassbar, dass du so berechnend sein kannst!“
    „Ich bin nicht berechnend, aber Liebe kann viel Kummer schaffen.“ Jasims Ton ließ anklingen, dass das Thema für ihn damit erledigt war. „Ein kluger Mann lässt sich bei der Entscheidung für eine Frau nicht nur von seinen Empfindungen leiten.“
    „Meine Güte, dann hättest du mich bestimmt nicht ausgewählt!“
    „Jetzt bin ich sehr glücklich, dich zu haben, habiti.“ Jasim lächelte ihr auf eine Art zu, die ihr Herz schneller schlagen ließ. Gleichzeitig war ihr sein Lächeln schon so vertraut.
    Nach drei Wochen der Abgeschiedenheit in der Villa hatten sie sich viel besser kennengelernt. Ihre Gefühle füreinander hatten sich verstärkt und waren tiefer geworden, als Elinor je für möglich gehalten hätte.
    „War die Ehe deiner Eltern auch arrangiert?“, wollte sie wissen. Es war ihr sehr wichtig, seine Denkweise besser zu verstehen.
    Jasims Miene wurde ausdruckslos. Er blickte fort. „Nein“, erwiderte er gefasst. „Aber die erste Ehe meines Vaters mit Murads Mutter war eine Vernunftehe. Sie waren dreißig Jahre lang miteinander glücklich.“
    „Weißt du, dass du deine Mutter mir gegenüber nie erwähnt hast?“, bemerkte Elinor erstaunt und sah, dass er sich anspannte.
    Ungeduldig atmete er ein. „Das fällt dir erst jetzt auf? Hier gilt es als taktlos, sie bloß zu erwähnen. Sie ist mit einem anderen Mann durchgebrannt, als ich ein Baby war. Ich glaube, mein Vater hat sich von dieser Schande nie ganz erholt.“
    Schockiert schwieg Elinor. Das Zittern in Jasims sonst so fester Stimme verriet ihr, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Für gewöhnlich sprach er nicht über seine Mutter. Also beschloss sie, es dabei bewenden zu lassen.
    Nur zu gut konnte sie es sich vorstellen: Das Verhalten seiner Mutter musste in dieser traditionsbewussten Gesellschaft einen Skandal ausgelöst haben. Jasim war in keiner Weise schuld daran gewesen. Es berührte sie, dass ihn dieser Vorfall aus der fernen Vergangenheit trotzdem noch heute so stark belastete. Diese Entdeckung zeigte ihr erneut, warum es schwer für ihn war, Frauen zu trauen. Gleichzeitig warf sie Fragen auf, die Elinor ihm aus Taktgefühl nicht zu stellen wagte.
    „Ich denke, mein Vater wird uns heute wieder besuchen“, wechselte Jasim das Thema. „Wirklich rührend, wie liebevoll er sich um Sami kümmert.“
    „Ja.“ Elinor fiel es nicht leicht, sich bei den Besuchen des Königs zurückzuhalten. Jasim und sein Vater gingen höflich, aber distanziert miteinander um. Erst wenn Sami etwas Verrücktes anstellte, brach das Eis zwischen den beiden. Ständig überlegte Elinor, warum der alte Mann und sein zweiter Sohn sich wie zwei Fremde benahmen. Doch diese Gedanken hatte sie bisher lieber für sich behalten.
    „Ich bin selbst überrascht, wie sehr mein Vater sich für Sami interessiert.“ Jasim schien dankbar zu sein, dass sie nicht weiter nach seiner Mutter fragte.
    Vorsichtig entgegnete sie: „Ich habe das Gefühl, dass dein Vater auch dich besser kennenlernen will.“
    „Unsinn. Warum sollte er das tun?“, gab Jasim hitzig zurück.
    Elinor zählte bis zehn und schwieg. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie jedoch, dass er sie erwartungsvoll ansah. Anscheinend war es ihm wichtig zu erfahren, wieso sein Vater sich mit ihm versöhnen

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