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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaemmerer Harry
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schaun Sie mal.« Er deutete auf seinen Monitor.
    Einen Mausklick später sahen Hummel und Dosi, wie sie beide mit Fränki und Tom auf dem Gebäudesims des Altstadthotels herumturnten.
    »Grace Kelly, Cary Grant«, sagte Mader, »und Elvis. Ist das richtig, Doris?«
    »Ja, das ist Fränki, mein Freund.«
    »Und der Nackte?«
    »Mein Freund«, sagte Hummel.
    Mader schlug mit der Hand auf den Tisch. »Jetzt schlägt’s aber wirklich dreizehn. Hummel, was war Ihre Rolle in dem Film?«
    »Hummel hatte nur eine Gastrolle«, sagte Dosi.
    »Zefix, haben Sie denn gar kein Rechtsbewusstsein? Wir sind die Guten!«
    Dosi und Hummel sahen bedröppelt zu Boden.
    Mader schnaufte durch. »Und wer ist jetzt der Herr in des Kaisers neuen Kleidern?«
    »Das ist Tom, unser Zeuge«, sagte Hummel tonlos, »von dem wir gerade kommen.«
    »Na, großartig …«
    »Woher stammt das Video?«, fragte Dosi.
    »Von dem Parkplatz nebenan, Überwachungskamera. Nimmt auch einen Teil der Hotelfassade auf.«
    »Auch Dr. Nos Praxis? Ich mein die Fenster? Das wäre doch wirklich interessant.«
    »Rossemeier, es gibt Grenzen! Und Momente, in denen etwas Demut angebracht ist. Das geht mir so was von auf den Zeiger, dass hier jeder macht, was er will. Ihr könnt froh sein, dass die Kollegen vom Einbruch mir das Video so diskret überlassen haben. Wenn Günther das erfährt, seid ihr eure Jobs los!« Er atmete tief durch. »Also, was ist jetzt mit dem Zeugen?«
    Hummel schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Chef, das können wir vergessen. Er hat Andrea Meyer gesehen, aber Nose nicht.«
    »Verdammt!« Mader rieb sich die Stirn und stöhnte leise. »Sie lassen die Finger von Nose und gewöhnen sich legale Ermittlungsmethoden an, ist das klar?«
    »Klar, Chef«, sagten beide einmütig.
    Mader war immer noch nicht ganz fertig: »Und wissen Sie, was mich besonders aufregt? Dass ich jetzt bei Günther andackeln muss, um die Sache mit der DNA-Überprüfung mit irgendeiner windigen Ausrede wieder abzublasen!«
    JOHN WAYNE
    Hummel war es nach dieser ebenso spontanen wie bescheuerten Aktion mit Tom ganz recht, dass er am Freitag nicht arbeiten musste. Zumal er gestern noch in der Blackbox war und ein, zwei Bier zu viel getrunken hatte, um seinen Ärger runterzuspülen. Den Agenturvertrag hatte er gerade nach seinem späten Frühstück unterschrieben, auch wenn ihm die Provision von dreißig Prozent sehr hoch erschien. Aber man konnte nicht jedes Blatt so lange wenden, bis sein Verfallsdatum erreicht war. »A bird in the hand is worth two in the bush« , wie es in irgendeinem Motown-Song hieß. Genau. Obwohl – der Text ging weiter: »So hold on to what you got.« Das konnte man auch anders deuten. Vielleicht hätte er doch bei seiner Agentin Valerie bleiben sollen? Er dachte an Gerlinde von Kalterns Worte. So geschäftsmäßig, ohne Emotion. Aber er brauchte jetzt auch niemanden mit Gefühl, sondern jemanden mit Geschäftssinn, sonst würde das nie was werden. Hummel nahm sich vor, ganz gelassen und uneitel zu bleiben, wenn die Agentur ihm ein geeignetes Thema vorschlagen würde, selbst wenn es ein Liebesroman war. Mit Sehnsucht hatte er ja durchaus Erfahrung. Vielleicht sogar was historisch Angehauchtes: Die Perle von der Au. Oder: Des Knaben Wunderhorn. Nein, nichts Erotisches. Aber was mit Bergen, Sonnenuntergängen und dem Geruch von frischem Heu. Das brachte ihn auf eine Idee. Er hatte ja frei. Er ging zum Ostbahnhof, warf den Vertrag in den Briefkasten und kaufte sich ein Bayern­ticket – ein Singleticket. Single – das klang ein wenig traurig. Er hatte ganz kurz überlegt, ein Part­ner­ticket zu kaufen, um sich nicht so allein zu fühlen. Um gewappnet zu sein, wenn ganz plötzlich Chris anrief – oder Beate. Hallo, Tagtraum?! Nein, den Zehner Mehrkosten investierte er dann doch lieber in eine Brotzeit.
    Der Zug um elf Uhr zweiunddreißig war fast leer. Die Sonne stand fahl und senkrecht am Himmel. Gesichtslose Bauten zogen an ihm vorbei, der Beton der Brücken und Unterführungen war schmutziggrau, Stromleitungen wogten träg von Mast zu Mast, Schienen tackerten dumpf. Aber das wurde bald anders. Auf freier Strecke. Der milchige Dunst löste sich auf, und die Natur präsentierte sich in sonnensatten Farben. Hummels Laune stieg. Tutzing, Weilheim, Huglfing. Er ließ den Blick und die Gedanken in die Ferne schweifen und sang leise ein Lied:
    I’m riding on a train
very fast like John Wayne
from Munich Central Station
far away to Ösi-Nation
lass mich

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