Die schoene Muenchnerin
seine Gesundheit achten, weniger Alkohol trinken, weniger Zigaretten rauchen! Er ging nach einem späten Frühstück zu seinem türkischen Obst- und Gemüsehändler in der Pariser Straße und kehrte mit zwei riesigen Tüten voller gesunder Sachen wieder heim. Normalerweise kaufte er dort nur Pide, Schafskäse und Oliven. Heute mal Gemüse und Obst, und das nicht zu knapp. ›Da könnte ich die Kollegen alle zu einem Riesenobstsalat einladen und Beate und Chris noch dazu‹, dachte er. ›Obstsalat! Hunde, wollt ihr ewig schnippeln? ‹ W as hatte ihn da geritten – den Jahresbedarf an Vitaminen auf einen Schlag zu kaufen? Die zwei Tüten hatten gerade mal so viel gekostet wie vier Halbe Bier und eine Schachtel Zigaretten. Wo der Genussfaktor höher war – na ja. Sein Handy klingelte. Unterdrückte Nummer. Zumindest nicht Mader. Er ging dran. »Ja, bitte?«
»Hey, Klaus, ich bin’s, Chris. Ich dachte, ich ruf mal an. Wie geht’s dir, hast du viel zu tun?«
»Nein, ich hab heut frei. Samstag.«
»Du Glückspilz, ich ertrink in Arbeit. Und, weißt du, ich mach mir immer noch ziemlich Sorgen wegen meiner Mädels. Wer tut so was? Was, wenn er sich an die Nächste ranmacht?«
»Er?«
»Na ja, es ist doch ein Er, oder?«
»Ich hab keine Ahnung.«
»Frauen tun so was nicht.«
»Na, wenn du wüsstest. Ich gehe mal davon aus, die beiden haben irgendwelche Geschäfte gestört. Das hat nix mit deiner Agentur zu tun.«
»Na, hoffentlich. Weißt du, ich mach mir Vorwürfe. Ich hätte besser auf die Mädels aufpassen müssen, schauen, mit wem sie Umgang haben.«
»Ach Unsinn, das waren erwachsene Frauen. Du, sag mal, magst du vielleicht heut zum Abendessen zu mir kommen? Ich hab ein bisschen viel eingekauft und dachte …«
»O ja, das wäre schön. Aber ich muss erst noch sehen, wie das hier läuft. Wir haben Montag eine große Show für Farrin i.«
»Farrini?«
»So ausgeflipptes Zeug. Kleider aus Papier. Er kommt heute am späten Nachmittag noch in der Agentur vorbei.«
»Mit Schere und Pritt-Stift.«
»So ungefähr. Wenn nichts dazwischenkommt, krieg ich das hin. Aber nicht vor neun.«
»Super. Orleansstraße 4.«
»Ich freu mich. Ich meld mich dann noch mal.«
Als Hummel aufgelegt hatte, machte er einen Sprung in die Luft. Ach, er würde eine wunderbare Ratatouille kreieren und dazu einen erlesenen Rotwein reichen. Nichts Aufgemascheltes. Als Nachspeise vielleicht eine Mousse au Chocolat. Oder Eis. Ja, Eis, das war gewagt und originell! In der kalten Jahreszeit!
Er musste noch mal los. Erst den Wein kaufen bei dem Spanier am Bordeauxplatz, dann zu seiner kleinen Eisdiele neben dem Kaufhaus. Hatte die denn Mitte Oktober noch offen? Und seine Bude musste er auch noch aufräumen.
Sein Handy klingelte wieder. Diesmal kannte er die Nummer. Er ging trotzdem dran.
»Ja, Chef?«
»Sie wissen, warum ich anrufe?«
»Ein neuer Fall?«
»Das auch.«
»Was ist passiert?«
»Sieht aus wie Raubmord.«
»Aha. Wo soll ich hinkommen?«
»Nirgends. Zankl und Doris machen das schon. Sie sehen sich die Sache am Montag an. Aber ich brauche heute Abend Ihre Hilfe.«
»Bajazzo?«
»Ja. Haben Sie schon was vor?«
»Ich habe Gäste.«
»Oh.«
»Das macht nichts. Sie ist sehr tierlieb.«
»Sie?«
»Meine Gäste.«
»Wunderbar. Ich komm um halb acht.«
Hummel grinste. Bajazzo. Sein Glücksbringer! Wenn er dabei war, konnte nix schiefgehen.
HERKULES
Hummel ging los, seine Einkäufe machen. Der Wein war teurer, als er dachte. Doch Chris war ihm das wert. Und seine Eisdiele war tatsächlich noch offen, letzter Tag. Ein Zeichen! Stolz schleppte er die Sachen nach Hause und begann, seine Bude aufzuräumen. Herkulesaufgabe.
Aus den Boxen schallte I can’t satisfy your love von den Impressions. Rumpelnd, sexy, mit der Falsettstimme von Curtis Mayfield. Hummel sang mit, untermalt vom Schnorcheln des Staubsaugers, der Chipskrümel, Steinchen und Kronkorken scheppernd durch das lange Chromrohr jagte. Das futuristische Gerät von Raab Karcher hatte er im Baumarkt um die Ecke gekauft. Für den harten Einsatz. Kraftvoll und guter Sound. Männerspielzeug.
Als sich das Chaos gelichtet hatte, begann er Gemüse zu schnippeln und bei niedriger Temperatur in einem großen Topf zu schmoren. Dann bereitete er einen gewaltigen Obstsalat zu. Dazu schmachtete jetzt Salomon Burke aus den Boxen der Stereoanlage. ›Auch schon tot‹, dachte Hummel. ›Was der wohl oben im Himmel macht? Immer noch predigen?‹
Hummel öffnete eine
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