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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaemmerer Harry
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grandios. Er sah sich das gewaltige Doppelbett an, in dem die Leiche gefunden worden war. Allein das reichte für eine ganze Kleinfamilie. Längs und quer. Bettwäsche war abgezogen. In der KTU. Wie konnte sich ein Journalist so eine Wohnung leisten? Für welches Blatt musste man schreiben, um so viel zu verdienen? Wie hoch waren die Auflagen von Weinmeiers Büchern? Hummel scannte die Wohnung, die Möbel, die Bilder, die Bücher und die vielen Papierpacken in den Regalen – zusammengehalten von Gummibändern. Viele Blätter lose auf dem Boden. Er hob eins auf und las:
    »Gerda S. bot spezielle Dienste an. Hausarbeiten, Hemdendienst, heiße Spiele mit dem Dampfbügeleisen. Der Leistungsumfang von Gerdas Angebotspalette ist bestens dokumentiert durch die zahlreichen Fotos, die sie im Auftrag ihrer Kunden geschossen hat.«
    Keine Fotos leider – oder zum Glück –, sondern eine Viertel Seite Leerzeilen. Zumindest im Manuskript war noch Platz für Fantasie. Hummel atmete tief durch. Das war unterste Schublade, aber spannend. Offenbar das Manuskript von Deutschland schafft an . Schon den Titel fand Hummel genial. Vielleicht sollte er sich mal genau ansehen, was für Bücher Weinmeier verfasst hatte. Ob da jemand eine Rechnung mit ihm offen hatte. Er dachte an diesen Italiener, der ein Buch über die Mafia geschrieben und dann Morddrohungen erhalten hatte. Polizeischutz – lebenslang. Großes Ausrufezeichen – ein literarisches Motiv! Na ja, hier ging es um ein Sachbuch, aber trotzdem: Das war ein Mord an einem Mann der Worte und ein Job für einen ebensolchen. Für ihn.
    Sachbücher – ganz neuer Gedanke. Vielleicht sollte er statt eines Krimis lieber ein Enthüllungsbuch über die Arbeit in der Mordkommission schreiben. Aber was gab es da schon zu enthüllen? Dass sich Kriminalkommissar Hummel letzten Samstagabend hoffnungslos besoffen und eine Ratatouille zu gefährlichem Biosprengstoff verkocht hatte? Das Klingeln seines Handys unterbrach diese hochinteressanten Gedanken.
    »Grüß Gott, Herr Hummel, hier ist Gerlinde von Kaltern.«
    »Hallo, Frau von Kaltern, ich hab den Vertrag schon zurückgeschickt.«
    »Können Sie vorbeikommen? In der Agentur.«
    »Das ist im Moment ganz schlecht.«
    »Es ist sehr dringend! Ich erwarte Sie!« Sie legte auf.
    Erstaunt sah er den Hörer an. Widerspruch war die nicht gewohnt. Hatte er was falsch gemacht? Er hatte doch unterschrieben. Oder hatte sie ihren Trend gefunden, und er musste ihn ganz schnell bedienen?
    GESTOHLENE SCHÖNHEIT
    »Herr Hummel, schön, dass Sie so schnell kommen konnten«, begrüßte ihn Gerlinde von Kaltern, nachdem er wieder das Defilee ihrer Assistentinnen abgeschritten hatte und vor ihrem Schreibtisch stand. Sie hielt ihm ihr silbernes Zigarettenetui hin. Er nahm sich eine Zigarette, sie gab ihm Feuer. »Setzen Sie sich, ich habe eine große Bitte.« Sie hob einen Schnellhefter hoch, den er sofort als den seinen erkannte. Sein Exposé und sein Lebenslauf. »Sie sind doch Kriminalbeamter?«, sagte sie.
    »Ja. Mordkommission.«
    »Ich brauche Ihre Hilfe. Ein Mord ist geschehen. Einer unserer Autoren …«
    »… hat jemanden umgebracht«, versuchte Hummel zu scherzen.
    »Nein, ist ermordet worden. Dr. Kurt Weinmeier.«
    Hummel sah sie erstaunt an und nickte dann.
    »Ihre Kollegen waren vorhin da. Ein Herr Mader und eine rotblonde Dame, etwas untersetzt. Sind Sie auch mit dem Fall befasst?«
    »Ich komme gerade vom Tatort.«
    »Ich möchte, dass der Fall so schnell wie möglich aufgeklärt wird.«
    »Das möchten wir alle.«
    »Und dass die Agentur außen vor bleibt. Wissen Sie, in unserem Geschäft ist das wie bei einem börsennotierten Unternehmen. Gerüchte, negative Stimmung, und schon gehen die Preise runter.«
    »Wir von der Kripo sind immer diskret. Und je mehr wir wissen, desto besser können wir arbeiten.«
    »Ich sag Ihnen alles, was Sie zu Weinmeier wissen wollen. Wenn Sie bei Ihren Ermittlungen, ja, wie soll ich sagen, auf etwas achten könnten? Kurt war immer spät dran mit seinen Manuskripten. Hervorragend recherchiert, stets aufrüttelnde, kontroverse Themen. Jedenfalls steht jetzt die Abgabe seines neuen Manuskripts unmittelbar bevor. Wenn das nicht geliefert wird, dann wird das für uns sehr teuer. Es geht um 100 000 Euro Vorauszahlung auf das Buch, wovon Weinmeier 50 000 bei Vertragsabschluss gezahlt worden sind. Die zweiten 50 000 werden fällig, wenn das Buch erscheint. Die erste Rate müssen wir dem Verlag zurückgeben, wenn das

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