Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
Vom Netzwerk:
lehnte sich Julietta gegen die Wand, schloss die Augen und bewegte sich leicht im Takt der Musik. „Ihr kennt ihn wohl schon lange?“
    „Sehr lange“, antwortete er träge. „In einem Bordell in Deutschland haben wir uns kennengelernt. Bei einem Streit … hat Nicolai mir das Leben gerettet. Er hat mir auch einige der … nun ja, weniger anrüchigen Freudenhäuser entlang dem Rhein gezeigt.“
    Julietta musste bei der Vorstellung lachen, wie die beiden den Rhein rauf und runter segelten, auf der Suche nach Huren, die keinen Streit vom Zaune brachen und ihren Kunden nicht das Genick brechen wollten.
    Marcos grinste.„Ja, ich weiß.Wir waren Narren. Jugendliche Unreife war unsere einzige Entschuldigung. Wir waren sehr jung und dumm.“
    „Und jetzt?“
    „Jetzt bin ich älter und eine Spur weniger dumm.“
    Julietta strich mit einer Fingerspitze über seine leicht gerunzelte Stirn. „Oh ja, Marcos, Ihr seid uralt. Doch sagt, was macht ein Seeheld in Deutschland?“
    „Ich habe nicht immer mein Schiff und meine Fähigkeiten im Kampf dem angeboten, der sie sich leisten kann. Einst habe ich für meinen Vater gearbeitet.“
    „Euren Vater?“
    Er war Kaufmann, ein sehr erfolgreicher. Ihm gehörten viele Schiffe, die in alle Welt segelten, um seltene und kostbare Waren ausfindig zu machen. Schon als Kind nahm er mich mit auf seine Reisen, lehrte mich, das Meer zu beobachten und unseren Kurs nach den Launen der See zu bestimmen. Zusammen mit ihm habe ich viele Länder der Welt kennengelernt, Deutschland war nur eines davon.“
    Schweigend hörte Julietta zu. Anregend und fesselnd war dieser winzige Blick in das Leben des Il leone. Er war ein Mensch, geboren von sterblichen Eltern! Eine Kindheit mit Reisen und Abenteuern. Beneidenswert. Er hatte die Welt gesehen, sie kannte nur den Palazzo ihrer Familie in Mailand. Ihre Sinne waren nur von den Geschichten ihrer Großmutter genährt worden. „Das hört sich fantastisch an.“
    Marcos lachte. „Oh ja, das war es. Aber manchmal war es auch hart. Das Meer ist eine fantastische Geliebte, aber zugleich auch eine launische Göttin, die den Seefahrer in einem Moment liebkost und im nächsten sein Schiff zum Kentern bringt. Mein Vater pflegte immer zu sagen: Das Meer weiß,was es will, es hat seinen eigenen Kopf.“
    „Und was wollte er damit sagen?“
    „Wenn man für ein Leben auf See geboren ist, dann kann man nicht gegen das Meer kämpfen und ihm auch nicht entrinnen. Und er hatte recht. Ich liebe das Leben auf dem Meer und auf den Schiffen. Für mich besitzt die See eine Anziehungskraft, von der ich mich nicht befreien kann. Nicht ganz. Doch …“ Er verstummte, und Julietta sah, wie seine Mundwinkel nach unten sanken.
    „Doch was?“, fragte sie ungeduldig.
    „Doch es ist ein hartes Leben. Das wusste mein Vater nur zu gut. Am Ende hat ihn die See auch zu sich geholt. Meine Mutter wünschte, dass ich ein Mann der Kirche würde. Ich denke, mein Vater wäre auch erleichtert gewesen, wenn ich diesen Weg gegangen wäre. Es wäre ein sicheres, ein regelmäßigeres Leben gewesen. Aber er wusste auch, dass ich, genauso wie er, die See in meiner Seele habe und dass man dagegen nichts machen kann.“
    Belustigt stellte Julietta sich ihn mit Tonsur und in derber schwarzer Kutte vor, wie er einer verzückten weiblichen Gemeinde die Hostie austeilte. „Wäret Ihr ein guter Kirchenmann geworden, Il leone?“
    „Zweifelt Ihr etwa daran?“, fragte er mit breitem Piraten-grinsen. Er hörte auf, mit der Falte an ihrem Kleid zu spielen, und begann, in zarten, verführerisch kreisenden Bewegungen über den Stoff an ihrem Bein zu streichen. Ein Gefühl, das Julietta zitternd nach Atem ringen ließ.
    „Ich denke, Ihr hättet einen guten Kardinal in Rom abgegeben“, wisperte sie und ließ sich mit geschlossenen Augen auf einer Gefühlswoge davontragen. „Vielleicht sogar einen guten Papst.“
    „Ja, Papst wäre ich schon ganz gerne. Aber noch lieber bin ich ein Seemann, insbesondere in diesem Moment.“ Sie spürte, wie er sich neben ihr auf dem Kissen aufsetzte. Dann legte er seine Hand um ihre Taille und zog sie fest an sich.
    „Und weshalb?“, murmelte sie. Der Wein, seine Umarmung, sein Duft und seine Körperwärme machten sie erneut ganz schwindelig.
    „Weil ich als Kirchenmann jetzt nicht hier in Venedig wäre, nicht in diesem Raum und nicht bei Euch.“
    „Na, dann wäret Ihr in Eurem päpstlichen Palast mit einer viel schöneren Frau zusammen.“
    Seine Lippen

Weitere Kostenlose Bücher