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Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
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berührten ihre Schläfe direkt über ihrer Maske. „Unmöglich. Es gibt keine schönere Frau als die Sonne.“ Seine Hand glitt von ihrer Taille hinunter, er griff nach dem Saum ihres Kleides und zog ihn ganz langsam in die Höhe, bis er das Strumpfband an der empfindlichen Stelle über ihrem Knie erreicht hatte.
    „Wollt Ihr mich verführen?“, raunte sie.
    Er lachte in ihr Haar hinein. „Warum nicht?“
    Julietta schlug die Augen auf und blickte ihn ernst an. Mit dem zerzausten Haar, der nackten Brust, die sich bei jedem Atemzug hob und senkte, war er reizvoller als je zuvor. Sie konnte das Meer riechen, dessen Geruch sich mit seinem männlichen Duft vermengte, und an seinem Hals glitzerte ein silbernes Schweißtröpfchen, das sie am liebsten weggeküsst hätte. Sie wollte ihn schmecken, jedes Fleckchen seiner salzigen Haut mit ihren Lippen bedecken. Ja, sie wollte ihn mit aller Macht, mit einer Kraft, die sie nie zuvor gespürt hatte, von der sie sich nicht einmal hatte vorstellen können, dass es sie geben könnte. Eine unbeschreibliche Lust erfüllte sie, drängte sie, ihn zu packen und zu sich auf das Kissen herunterzuziehen, ihn ganz und gar zu erobern. Eine Lust, die fast nicht aufzuhalten war.
    Fast.
    Denn während sie sein Gesicht studierte, seine verführerischen Lippen, die nur ein Raunen entfernt waren, da kroch plötzlich eine Eiseskälte in ihr Herz und erfasste ihren ganzen Körper von den Fingerspitzen bis zu den Zehen.
    Es war ein Trugbild. Sie konnte diesem Mann nicht vertrauen. Es schien so einfach, den fleischlichen Gelüsten nachzugeben und nur lustvolle Befriedigung zu suchen. Tief in ihrem Innern wusste sie aber, dass es dabei nicht bleiben würde.
    Julietta nahm seine Hand und zog sie behutsam fort von ihrem Bein. „Nicht heute Abend, Il leone“, sagte sie leise. Ihre Stimme war belegt, doch sie war fest und gab ihre Zweifel und ihr Verlangen nicht preis.
    Die meisten Männer wären über eine derart entschlossene Zurückweisung verärgert gewesen, wenn nicht gar, so wie ihr Gatte, gewalttätig geworden. Doch Marcos war nicht wie die „meisten Männer“. Er setzte sich lediglich zurück und hielt entschuldigend die Hände hoch.
    „Ach, meine Sonne, Ihr verletzt mich“, neckte er sie ein wenig enttäuscht. „Gibt es denn gar nichts, womit ich Euer Herz erfreuen könnte?“
    „Etwas Wein könntet Ihr mir noch anbieten.“ Ihr war eiskalt und ihre Kehle qualvoll trocken. Sie glaubte es zwar nicht, aber vielleicht wurde ihr vom Wein doch wieder warm.
    „Euer Wunsch sei mir Befehl.“ Leichthin erhob er sich und ordnete seine Kleidung, scheinbar vollkommen unberührt. Doch dann bemerkte sie, wie er seinen Umhang fester um sich zog, um seinen Hosenlatz zu verbergen.
    Julietta hätte gelacht, wenn sie die Kraft dazu gehabt hätte. Die Eiseskälte war zwar gewichen, aber jetzt fühlte sie sich müde und erschöpft. Still saß sie da und beobachtete, wie Marcos in der Menge verschwand.
    Die Luft war schwer vom Rauch. Selbst die Tänzer bewegten sich langsamer, gemessenen Schrittes tanzten sie zu einem schwerfälligeren Trommelschlag. Einige Paare lagen auf den Kissen, umarmten und küssten sich – so wie sie und Marcos zuvor –, ohne auf ihre Umgebung zu achten.
    Plötzlich fühlte Julietta sich seltsam beklommen und fern von allem, was sie umgab. Erschöpft sah sie sich im Raum um. Es war eine wunderbare Nacht gewesen, doch nun schien es an der Zeit, nach Hause zu gehen. Allein in ihrer Geheimkammer wollte sie darüber nachdenken, was das alles zu bedeuten hatte.
    Langsam stand sie auf und musste sich gegen die Wand lehnen, da der Raum sich um sie zu drehen begann. Vergeblich suchte sie in der Menge nach Marcos, und auch Nicolai und seine Kolumbine konnte sie nirgendwo entdecken. Sie sah nur ein wildes Durcheinander von Masken, von seltsam verzerrten Gesichtern, schön und beängstigend zugleich. Einen Augenblick lang schloss sie die Augen und holte tief Luft.
    Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie an der gegenüberliegenden Wand hinter einem roten Vorhang mit fremdartigen goldenen Symbolen einen Mauerdurchlass. Er war ihr zuvor gar nicht aufgefallen. Doch nun bewegte sich der Vorhang leicht. Ja, er schien ihr ein Zeichen zu geben.
    Julietta verließ die stützende Mauer und bahnte sich ihren Weg um die Tänzer herum. Ihre Füße schienen sich wie von selbst zu bewegen, angetrieben von einer unbezwingbaren Neugierde – so wie sie sich den ganzen Abend hatte treiben lassen. Es

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