Die schöne Parfümhändlerin
nämlich nur zu gut, wie leicht es war, abzustürzen und für immer verloren zu sein.
„Veronica Rinaldi weiß, welche Ehre Ihr ihr in all den Jahren gemacht habt. Sie schaut auf Euch herab und sieht, dass Ihr der große Held ihrer Stadt seid. Und ihre Mörder … die haben sicher schon lange ihre gerechte Strafe erhalten. Solche Mordgesellen leben nicht lange, und sie sterben auch nicht friedlich.“
Marcos nahm sie plötzlich in den Arm, und während sein Mund den ihren suchte, presste er sich fest an sie. Sein Kuss war hart und verzweifelt, und Julietta antwortete mit gleicher Begierde. Es war kein zärtlicher Kuss; ihre blanke Leidenschaft entlud sich wie ein Feuerwerk. All die leidvollen Gefühle der vergangenen Jahre fanden endlich Ausdruck und Erleichterung in diesem einen Moment.
Was in der Vergangenheit geschehen war, ließ sich nicht mehr ändern, es war aber auch niemals ganz vergessen. Die eigene Geschichte ließ ihr keine Ruhe, gewährte ihr kein ewiges Glück. So wie Marcos trug auch sie die Geister ihrer Vergangenheit stets mit sich herum. Nur im funkelnden Licht der lustvollen Vereinigung mit ihm konnten die Geister für einen kurzen Moment gebannt werden … nur in seinen Armen konnte sie Vergessen finden.
Julietta wollte vergessen. Sie wünschte, dass sie beide die Wunden der Vergangenheit endlich hinter sich lassen könnten und nur füreinander da wären.
Langsam löste sie sich von Marcos und zog an den Bändern ihres Umhangs, bis er zu Boden fiel. Darunter trug sie nur ein einfaches Wollkleid, aber sie brachte es mit ihren zittrigen Händen nicht fertig, die Ösen zu öffnen.
„Kommt, meine Sonne“, sagte Marcos leise, drehte sie um und schnürte ihr Mieder auf. Auch seine Hände zitterten. Sein Atem ging schnell, kitzelte ihren Nacken und schürte ihr Verlangen ins Unermessliche.
Das Kleid fiel ihr zu Füßen. Achtlos schob sie es beiseite und zog sich eilig das schneeweiße Musselinhemd über den Kopf. Auch das flatterte auf den Boden. Sie drehte sich um und umarmte Marcos. Sein Samtwams fühlte sich wunderbar weich auf ihrer nackten Haut an. Marcos lachte überrascht, als Julietta in seine Arme sprang und ihre Beine um seine Hüften schlang. Er hielt sie fest und grub sein Gesicht in ihr Haar.
„Ich glaube, Señor Capitán, Ihr tragt zu viele Kleidungsstücke“, raunte sie und legte den Kopf in den Nacken, damit Marcos ihren Hals, ihre Schultern und Brüste liebkosen konnte.
„Auch Ihr tragt zu viele“, brummte er gegen ihr Schlüsselbein.
„Zu viele?“
Grinsend sah er zu ihr auf. „Eure Schuhe, querida!“
Julietta lachte laut. „Dann solltet Ihr mich schnellstens zum Bett tragen, Señor, denn ich weigere mich, Euch nur eine Sekunde loszulassen.“
Mit großer Eile folgte er ihrem Befehl. Er ging mit ihr durch die schmale Kabine, zog die Decke vom Bett und legte Julietta auf die kühlen Leinenlaken. Schnell streifte er seine eigenen Kleider ab, warf alles zu den ihren auf den Boden und kniete sich ans Fußende der Koje.
Julietta stemmte sich hoch, und auf die Ellbogen gestützt sah sie zu, wie er ihr die Schuhe auszog. Es waren modische Satinschuhe mit hohen, geschwungenen Absätzen und Schnallen aus gestanztem Silber. „Oh ja“, grollte Marcos und warf sie zu den übrigen Kleidungsstücken. „Die müssen weg!“
Lachend ließ Julietta sich in die weichen Kissen zurückfallen und blickte an die niedrigen Deckenbalken. „Es gibt Männer in Venedig, die würden für einen Tritt mit hochhackigen Schuhen viel Geld bezahlen. Eine Kurtisane, die häufig in meinen Laden kommt, erzählt die abenteuerlichsten Geschichten …“
„Oje, zu denen gehöre ich aber nicht. Ich bin ein Mann, hm … der einfachen Freuden.“ Er ließ ihren Fuß nicht los, zart legte er seine Hand um die Ferse und strich mit den Lippen über den Spann und das Fußgelenk.
Julietta sog die Luft zwischen den Zähnen ein. Ihr Körper bäumte sich unter dem feurigheißen Kuss auf.
„Freuden wie die Haut einer schönen Frau“, raunte er. Sein Mund wanderte weiter über die Wade bis zur Kniekehle. Hier wurde sein Kuss intensiver, verzückt liebkoste er die empfindliche Stelle, bis Julietta glaubte, vor Lust laut aufschreien zu müssen. „Ihr duftet nach Jasmin, meine Schöne.“
„Und Ihr nach der See …“, wisperte sie und verfolgte mit geschlossenen Augen, wie er höher zwischen ihre Beine glitt. Er legte sich ihre Waden über die Schultern und küsste zart die Innenseite ihrer Schenkel.
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