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Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
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Nackenrollen. Auf einem Tisch, der die Länge der gegenüberliegenden Wand einnahm, lagen ordentlich aufgereiht eine Anzahl eigenartiger blanker Messinginstrumente und Rollen mit Landkarten. Über einem kleinen Waschtisch hing ein ovaler Spiegel. Durch das Bullauge, hoch oben in der Holzwand, war der Sternenhimmel zu sehen.
    Die Kabine war spartanisch, gepflegt und makellos sauber – und erzählte Julietta nichts über Marcos.
    Gegen den blanken Pfosten der Koje gelehnt, beobachtete sie, wie Marcos erst die Maske, dann den Umhang abnahm und beides auf einen Stuhl neben dem Schreibtisch legte.
    „Willkommen in meinem Heim“, sagte er grinsend. Erst jetzt erkannte sie, was dieser Ort über ihn aussagte: Seine Augen strahlten, hier war er entspannt, hier fand er Frieden. Seine Vorsicht, seine ständige Wachsamkeit, die sie in Venedig immer bei ihm gespürt hatte, waren verschwunden. Hier war wirklich sein Heim, dies war sein Zufluchtsort.
    Was bedeutete es, einen Ort zu haben, der so viel Ruhe und Frieden brachte? Einen Ort, an den man wirklich gehörte. Es war lange her, dass sie selbst diese Geborgenheit verspürt hatte. Seit ihrer Kindheit, seit dem Tod ihrer Mutter, kannte sie das Gefühl dieser vollkommenen Sicherheit nicht mehr. Seitdem fühlte sie sich stets wie frei schwebend, wie getrieben vom Wind, und versuchte, in ihrer Arbeit ein Zuhause zu finden. Vielleicht hätte sie lieber auf hoher See nach einer Heimat suchen sollen.
    „Es ist nicht der Dogenpalast“, entschuldigte sich Marcos. „An Fresken und Vergoldungen habe ich leider nicht gedacht. Aber sonst ist alles vorhanden, was ich benötige.“
    „Es ist ein wunderschönes Schiff. Obwohl ich ehrlicherweise gestehen muss, dass ich sehr wenig von der Seefahrt verstehe.“
    „Nun, eine Nao ist zwar kürzer als die meisten Koggen, hat aber eine durchgehende Bordwand. Besonders vorteilhaft ist seine hohe …“ Er lachte verlegen. „Ach, ich will Euch nicht langweilen, Julietta. Wollt Ihr einen Wein?“
    Aus einem Schränkchen unter dem Schreibtisch holte er einen Krug und zwei Silberbecher. Während er den Burgunder in die Becher füllte, ging Julietta langsam zum Waschtisch.
    Sie schaute in das gewellte Spiegelglas. „Ihr könntet mich niemals langweilen, Marcos“, antwortete sie leise. Einen Moment lang dachte sie, es sei eine Fremde, die sie hinter der Halbmaske aus dem Spiegel anschaute. Sie löste die Satinbänder und ließ den leichten Stofffetzen auf den Tisch fallen. Nun war sie wieder sie selbst.
    Marcos reichte ihr einen Becher. Sie nippte an dem süßen Wein aus dem silbernen Gefäß, das sich kühl in ihrer Hand anfühlte, und ließ den Blick über den Waschtisch schweifen. So schlicht wie die Kabine waren auch seine persönlichen Dinge: ein Holzkamm, Rasierzeug in einer mit Intarsien verzierten Dose und eine Waschschüssel aus Keramik. Außerdem standen da noch zwei kleine Frauenportraits in einfachen Holzrahmen.
    Die beiden Frauen konnten unterschiedlicher nicht sein. Die eine war ein dunkler Typ. Das mahagonibraune Haar war in der Mitte gescheitelt, streng zurückgekämmt und unter einer Spitzenhaube mit hauchdünnem schwarzen Schleier verborgen. Große tiefbraune Augen strahlten aus dem ovalen Gesicht. Sie trug ein Hemd mit hoher Halskrause unter einem schwarzen Satingewand und auf der Brust ein großes Granatkreuz an einer Silberkette. Die andere Frau war sehr hellhäutig. Das blonde Haar wurde an den Seiten mit Edelsteinkämmen gehalten und fiel ihr offen über die Schultern. Sie lächelte schelmisch und ihre Augen … ja, ihre leuchtenden Augen waren tiefblau. Sie besaß dieses elfenhafte, schmale Gesicht, das die Venezianer so liebten, dazu die helle Haut mit einem Hauch von Sommersprossen um die schmale Nase. Ihr Gewand war aus karminrotem Samt, der tiefe Ausschnitt verhüllte weder die weißen Brüste noch eine rosige Brustknospe. Mit einer Hand hielt die Frau das edle Tuch, das ihr von der Schulter zu gleiten drohte. An ihrem Finger glänzte ein Goldring mit einem großen Rubin. Es war ein Ring, den Julietta schon oft bewundert hatte.
    „Wie ich sehe, habt Ihr meine Mütter getroffen“, sagte Marcos, der direkt hinter ihr stand.
    Julietta trat erschrocken zur Seite. Sie war so eingenommen von den beiden Bildern gewesen, dass sie ihn ganz vergessen hatte. Außerdem bewegte er sich stets so geräuschlos, wahrhaftig wie ein Löwe. „Eure Mütter?“
    Er legte die Hand leicht auf den Rahmen des ersten Bildes. „Das ist

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