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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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weißt du ganz genau. Und sei bitte nicht so laut! Muss ja nicht gleich jeder alles mithören.«
    War das der Mann, der behauptet hatte, er schere sich schon seit Langem nicht mehr um Gerede und Tratsch? Der sie porträtiert hatte, als kenne er ihre geheimsten Gefühle? Dessen Hände sie als kühn und gleichzeitig herrlich kundig erfahren hatte?
    Vor ihr stand ein Fremder, jemand, den sie kaum kannte.
    »Caspar?«, hörte sie eine Frauenstimme rufen. »Wo steckst du denn? Bin oben jetzt soweit fertig … «
    Eine schmale Gestalt erschien in der Tür, so zartgliedrig und klein, dass Philippine sie im ersten Moment für ein Kind hielt. Der zweite Blick verriet ihr allerdings, dass sie sich getäuscht hatte, obwohl die Frau sehr jung sein musste. Das rote Mieder war nachlässig geschnürt und stellte die kleinen Brüste ungeniert zur Schau. Rauchschwarzes, lockiges Haar umrahmte ein herzförmiges Gesicht.
    Die hellgrünen Augen musterten sie kühl.
    »Das ist Lisi.« Caspar räusperte sich, bevor er weitersprechen konnte. »Die Tochter von Brunnenmeister Karius.« Ein weiteres Räuspern. Verlegen schaute er zu Philippine. »Und das ist … «
    »Ich kenne sie«, sagte Lisi. »Jeder in Augsburg weiß, wer Philippine Welserin ist.«
    Ihr wurde heiß und kalt zugleich.
    Was tat diese Kindfrau hier, die so selbstverständlich schaltete und waltete, als sei sie die Hausherrin?
    Mit keinem Wort hatte er je zuvor eine Lisi erwähnt.
    Dann jedoch fiel ihr ein, was er über die Zähmung des Wassers, über Rohre und Brunnen geäußert hatte. Ich werde eines Tages gewiss nicht wie Onkel Marx zwischen meinen Sägespänen enden …
    Caspar hatte gesagt, was er vorhatte, auch wenn sie nicht bereit gewesen war, es zu hören. Augsburger Brunnenmeister wollte er werden, und das offenbar so schnell wie möglich. Was hätte ihn sicherer in diese Position gebracht als eine Heirat mit der einzigen Tochter des amtierenden Brunnenmeisters?
    Längst wartete ein neues Heim auf ihn – das stattliche Haus des Brunnenmeisters am Roten Tor!
    Lisi war jung und mehr als ansehnlich. Anzunehmen, dass Caspar nicht der einzige Bewerber war. Er schien entschlossen, seinen Vorteil zu nutzen und keinerlei Risiko einzugehen.
    Ihr Schicksal dagegen war ihm gleichgültig. Ein netter Zeitvertreib war sie für ihn gewesen, ein Abenteuer – nicht mehr.
    Ihr Magen krampfte sich zusammen, obwohl sie so gut wie nichts gegessen hatte. Vielleicht war ja genau das der Fehler gewesen. Etwas Bitteres schoss von unten herauf.
    Philippine presste die Lippen fest aufeinander.
    »Womit können wir Euch dienen, mein Verlobter und ich?« Lisis raue Stimme passte nicht zu ihrer grazilen Gestalt. »Vielleicht hätte es ja Zeit bis nach unserer Hochzeit? Denn es gibt noch so vieles, was wir bis zur nächsten Woche fertig haben müssen! Aber danach, da könnte er sicherlich Euren Auftrag annehmen. Worum geht es denn genau?«
    Caspar – ein Hochzeiter!
    Wann genau hatte er vorgehabt, es ihr zu sagen?
    Morgen?
    Wenn die Feierlichkeiten bereits vorbei waren?
    Gar nicht?
    »Bemüht Euch nicht«, brachte sie unter größter Anstrengung hervor. »Ich werde lieber … «
    Es gab nur noch eines, was sie wollte: raus aus diesem Haus, diesem Viertel, diesem Albtraum, aus dem es kein Erwachen gab!
    Sie warf Caspar einen letzten Blick zu.
    All das Gelassene, Selbstbewusste, das ihr stets so gut an ihm gefallen hatte, war verschwunden. Wie ein geprügelter Hund stand er neben der Herdstatt, den Blick zu Boden gesenkt, zu feige, um sie anzuschauen.
    Philippine drehte sich auf dem Absatz um und rannte hinaus.
     
    *
     
    Beim Nachhausekommen lief sie Karl direkt in die Arme.
    Aufgeregt zog er sie in die Stube, wo er sich auf dem großen Tisch ungeniert ausgebreitet hatte. Dutzende von Papieren und Pergamenten lagen neben- und übereinander, alle bedeckt von Zahlenreihen und seiner krakeligen, schwer lesbaren Schrift, die weder diverse Hauslehrer noch die Benediktinermönche, bei denen er ebenfalls die Schulbank gedrückt hatte, verbessert hatten.
    »Du musst mir helfen!«, verlangte er. »Keiner versteht sich so gut mit Onkel Bartholomé wie du. Deshalb musst du auch meine Fürsprecherin sein. Sieh doch nur einmal: Hier habe ich alles bis ins Kleinste aufgeschrieben und kalkuliert!«
    Sie versuchte zu protestieren und wollte die Stube verlassen, um endlich allein zu sein, doch er ließ es nicht zu.
    »Sei doch nicht so eigensüchtig!«, rief er. »Soll ich vielleicht ein Leben lang bei

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