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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Genüssen des Lebens von ganzem Herzen zugetan war.
    Wenn er nicht aufpasst, wird er bald ein stattliches Bäuchlein bekommen, dachte Philippine und hatte Mühe, ein nervöses Kichern zu unterdrücken. Doch selbst dann gäbe es keinen Mann, der mir besser gefallen könnte.
    »Ich will Euch nicht länger beim Lesen stören«, sagte Ferdinand. »Und lieber die Dinge mit der Hausherrin besprechen gehen, die es zu besprechen gibt. Ich denke, wir sehen uns später.«
    Sein Blick wärmte ihre Haut, als würde er sie wirklich berühren.
    Damit ließ er sie allein.
     
    *
     
    Schloss Bresnitz, 7. Oktober 1556
     
    Mein Gemach ist ein einziges Durcheinander von Stoffen und Röcken und Miedern – so oft hab ich mich vor dem Essen umgezogen, um endlich doch erhitzt in die taubenblaue Seide zu schlüpfen, die Tante Kat mir von Anfang an empfohlen hatte.
    Ich sehe den Unwillen in Dusanas Augen, die nur daran denkt, dass sie das ganze Durcheinander wieder in Ordnung bringen muss, während sie fast schon verbissen Haken um Haken öffnet und wieder schließt, Bänder zuzieht und wieder löst und mir schließlich empfiehlt, die Haare offen zu tragen, während ich darauf bestehe, dass sie aufgesteckt und mit der Aquamarinnadel geschmückt werden, die Tante Kat mir vorhin noch schnell in die Hand gedrückt hat.
    Ich schäme mich, aber nur ganz kurz. Aus schlechtem Gewissen, das rasch verflogen ist, schenke ich ihr ein Mieder aus hellem Barchent, das sie mir förmlich aus der Hand reißt.
    Ist heute nicht der Abend der Abende?
    Ferdinand ist nach Schloss Bresnitz gekommen, um mich wiederzusehen, daran gibt es für mich keinen Zweifel mehr!
    Aber werde ich vor seinen Augen auch bestehen können?
    Meine Kehle ist wie zugeschnürt, die Hände sind so kalt, als hätte ich sie in eine Schale mit Eiswasser getaucht.
    Als ich den Speisesaal betrete, bin ich zunächst vor Aufregung wie geblendet, doch wir sind nicht zu viert, wie angekündigt, sondern zu fünft. Ladislaus von Sternberg, schmal und blond, springt auf und begrüßt mich überschwänglich. Ich mag ihn auf Anhieb und kann meine Base Katharina zu ihrer Wahl nur beglückwünschen. Der fünfte Gast am Tisch jedoch,   Jaroslav von Pernstein, begrüßt mich zurückhaltend, ja, reserviert.
    Daran wird sich den ganzen Abend nichts ändern, und obwohl es mir doch gleichgültig sein sollte, was der Oberstallmeister Ferdinands von mir denkt, stört mich seine kaum verhohlene Missachtung dennoch. Er ist ein Berg von einem Mann, mit wildem schwarzem Bart, der sein halbes Gesicht bedeckt, und Händen groß wie Schaufeln.
    Schwer vorstellbar, dass diese Pranken Rösser lenken und führen können, doch genau das scheint der Fall zu sein, denn Ferdinand lobt Pernsteins Geschick im Umgang mit diesen Tieren mehrere Male. Überhaupt dreht sich das ganze Gespräch hauptsächlich um Pferde, was mich ärgert, weil ich dazu kaum etwas beitragen kann.
    Ab und zu spüre ich Ferdinands Blick auf meinem Gesicht, ruhig, als wolle er meine Züge tief in sich aufnehmen.
    Ich bin zerstreut und gebe seltsame Antworten, wenn ich überhaupt den Mund aufbekomme, schmecke keinen Unterschied zwischen Taube und Fasan, gieße mir um ein Haar Rotwein über mein sündteures Kleid und habe nicht einmal Lust, am süßen Mandelgebäck zu naschen, für das ich sonst jederzeit mitten in der Nacht aufstehen könnte.
    Tante Kat beobachtet das Geschehen, das spüre ich genau, obwohl sie wie sonst lacht, parliert und scherzt, so klug und gewandt, wie ich es mein ganzes Leben niemals sein werde. Dumm und hölzern komme ich mir vor, ein Bürgermädchen mit großen Ambitionen, das gerade auf bittere Weise zu spüren bekommt, dass nichts so viele Sehnsüchte weckt wie das Unerreichbare.
    Nach dem Essen schlägt Tante Kat den Herren Sternberg und Pernstein eine Besichtigung der fortschreitenden Bauarbeiten vor – und wir sind plötzlich allein.
    Jetzt wird das Schweigen plötzlich lastend, bis er nach meiner Hand greift und mich hinaus in den Schlosshof führt. Die Nacht ist klar und kühl, der Sternenhimmel über uns unendlich weit.
    Als er mich anlächelt, bin ich verloren.
    Ich spüre einen Druck in meiner Brust, als wolle sie mir im nächsten Moment zerspringen.
    Dann küsst er mich, erst zart, dann entschlossen. Seine vollen Lippen auf meinem Mund, seine freche Zunge, die mich erkundet, als würde ich ihm schon gehören. Ein Geschmack nach Wein, die wohlige Nähe seines Atems, seine warme Hand in meinem Nacken.
    Ich rühre

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