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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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konnte, weil meine Züge mir nicht länger gehorchen wollten.
    Jetzt bücke ich mich nach ihm, hebe ihn auf, streiche ihn reumütig glatt, als wollte ich ihn um Vergebung bitten.
    … und es schien ihm durchaus leidzutun …
    Leid … leid … leid …
    Warum aber dann kein Brief in all der Zeit, keine Nachricht, nicht ein einziges Wort?
    Weil er der Statthalter von Böhmen ist, Sohn des Königs und künftigen Kaiser Ferdinand I.
    Und ich nichts als eine törichte, hoffnungslos verliebte Bürgertochter.
    Ich packe den Rosmarin, öffne mein Fenster und werfe ihn in die mondlose Nacht hinaus, die die Kühle des Herbstes schon spüren lässt.
    Dann schnuppere ich an meinen Händen. Ich kann nicht anders, halte sie mir vor die Nase, atme tief ein.
    Der Geruch ist noch immer da, stärker sogar als zuvor, als sei er mir unter die Haut gegangen.
    Ich kann ihn nicht vertreiben.
    Er lässt mich nicht mehr los.

Alchemilla vulgaris
    auch genannt Marienkraut, Röckli, Frauenhilf, Hasenmänteli, Taukraut
     

     
    Positive Wirkung: Als Tee blutreinigend, das gequetschte Blatt hemmt Entzündungen und fördert die Wundheilung.
    Negative Wirkung:  Keine.

Kapitel VI
FRAUENMANTEL
     
    Schloss Bresnitz, Oktober 1556
     
    Jedes Buch besaß einen eigenen Geruch, ein Geheimnis. Eine Seele.
    Schon im Haus ihrer Eltern und erst recht später im Peutingerhaus konnte Philippine nicht genug davon bekommen. Sie liebte es, mit den Fingern über die alten Einbände aus Holz oder Leder zu streichen, die immer öfter verwendet wurden, und zuerst in die bedruckten Seiten hinein zu schnuppern, bevor sie mit dem Lesen begann.
    Hier jedoch war die Ausbeute schier unerschöpflich.
    In massiven Holzkisten sicher verwahrt, fand sie alles, was das Herz begehrte: Bibeldrucke und religiöse Traktate ebenso wie Liebesgeschichten, Ritterromane oder Anleitungen zu Imkerei und Gartenbau. Besonders angetan hatten es ihr die Kräuterbücher, und unter diesen wiederum vor allem ›De historia stirpium‹, ein Werk von Leonhard Fuchs, auch wenn es ihr halb vergessenes Latein auf eine harte Probe stellte.
    Tag für Tag ging sie inzwischen hinüber zum Rohbau, der einmal die Bibliothek werden sollte. Der unerwartete Tod des Schlossherrn hatte auch dieses ehrgeizige Projekt zum Erliegen gebracht. Doch seitdem die Nichte auf Bresnitz weilte, hatte Katharina es mit frischer Kraft erneut angekurbelt, und Philippine machte es Spaß, die sichtbaren Fortschritte zu bewundern.
    Eine Schar von Arbeitern war emsig am Werk, die meisten von ihnen Männer aus der nahegelegenen Ortschaft. Doch sogar einige Handwerker aus Prag hatten sich so weit nach Süden verirrt. Bis zum Wintereinbruch sollten die Wände hochgezogen, die Decken mit Holz verkleidet und die Böden im Innenbereich fertig verlegt sein. Mit dem Ausmalen der Wände wartete man besser auf das Einsetzen des Frühlings, um die empfindlichen Farben, die dafür verwendet wurden, nicht durch Kälte und Nässe unnötig zu strapazieren.
    Wie schön würde es sein, umgeben von lauter Büchern zu lesen!
    Bis dahin trug Philippine das schwere Werk am liebsten in den kleinen Speisesaal, um sich dort am länglichen Tisch ungestört in die Welt der einheimischen und exotischen Pflanzenwelt zu vertiefen. Neben ihr standen Feder und Tinte, und manchmal notierte sie sich ein paar Zeilen, die sie besonders interessierten, oder sie machte eine kleine Skizze, um sich etwas besser einzuprägen.
    Sie war so vertieft in ihre Studien, dass sie Dusana zunächst gar nicht bemerkte.
    »Die Herrin schickt Euch eine kleine Stärkung.« Sie stellte einen Teller mit krossen Teigtaschen vor sie, die mit Zimt bestreut und mit heißer Butter übergossen waren. »Wünsche guten Appetit!«
    »Lieb von ihr, aber ich bin eigentlich gar nicht hun…«
    Philippine brach ab. Der Duft war so überwältigend, dass ihr das Wasser im Mund zusammenlief. Im Nu war der Teller leer. Am liebsten hätte sie ihn noch abgeschleckt, so gut hatte es ihr gemundet.
    »Mir scheint, da habe ich mitten ins Schwarze getroffen«, sagte Katharina, als sie wenig später nach ihr sah. In ihrer Rechten hielt sie etwas, das wie ein Bündel Briefe aussah. »Aber wer auf Gottes schöner Erde könnte schon Wenzels Pflaumenmustaschen widerstehen?« Sie griff nach dem Buch, in dem die Nichte gelesen hatte, blätterte eine Seite weiter, dann nickte sie anerkennend. »Wusste ja gar nicht, dass du so gut Latein kannst!«
    »Kann ich auch nicht«, gestand Philippine. »Ich muss mich durch

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