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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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wunderschöner, gesunder Sohn!«
    »Ich bin die glücklichste Frau der Welt«, murmelte Philippine. »Nur sehr, sehr schwach! Schwindlig ist mir, und sehen kann ich auch nicht mehr richtig … «
    »Du hast viel Blut verloren, und die Nachgeburt wollte und wollte nicht kommen. Anna musste dir noch einmal eine Gabe verabreichen. Wenn die Sekundia im Körper zurückbleibt, kann es für die Wöchnerin den Tod bedeuten.« Sie stieß einen tiefen Atemzug aus. »Aber du kannst beruhigt sein. Anna hat sie untersucht. Sie ist makellos.«
    Den Tod … den Tod … den Tod …
    Katharinas Worte wurden immer leiser.
    Und wieso wurde ihr auf einmal so eiskalt, wo doch heute Sankt Veit Namenstag hatte und draußen die Junisonne lachte?
    Philippine wollte die Arme fester um den Kleinen schließen, doch sie gehorchten ihr nicht mehr. Mehr und mehr verloren die Wände der Gebärstube ihre festen Konturen und begannen zu zerfließen.
    Alles wurde weich … alles floss davon … löste sich auf …
    Sie spürte, wie der Säugling ihren Armen entglitt.
    »Ich bringe ihn fort«, hörte sie jemanden sagen. »Deine Arbeit ist noch nicht ganz getan.«
    Fort – wohin?
    »Du musst ihn finden … finden … finden … «
    Sie öffnete den Mund zu einem lauten Schrei, doch alles, was sie hervorbrachte, war klägliches Wimmern.
    Dann senkte sich Dunkelheit über sie.
     
    *
     
    Schloss Bresnitz, 18. Juni 1558
     
    Schlagt mir die Hände ab . Reißt mir das Herz bei lebendigem Leib aus der Brust – doch lasst mich nicht noch einmal solch schreckliche Stunden durchleben!
    Es gibt nichts Grausameres, das man einer Mutter antun kann, nichts Hinterhältigeres, um mich auf meinen niedrigen Stand zu verweisen.
    Was bin ich?
    Eine Frau ohne Ehre. Ohne Schutz. Ohne Namen.
    Das Kind, das ich meinem Gatten geboren habe, ist ehrlos, da niemand von unserer Ehe wissen darf. An Kindesstatt muss ich es annehmen, vor der Welt seine Ziehmutter sein, um es bei mir haben zu können.
    So wird der Kleine aus der Wiege gerissen und heimlich aus dem Schloss getragen. Mein Herz blutet, als ich sein empörtes Schreien höre, und Milch schießt in meine Brüste ein, als ob sie statt meiner die Tränen vergießen möchten, die ich mühsam zurückhalten muss.
    Stunden später, so scheint es mir, findet ein Diener ihn zwischen zwei Türen am Schlosseingang.
    Ein Findelkind, so tönt es durch die Räume.
    Wollt Ihr es annehmen und künftig Vatergewalt über das kleine Wesen ausüben?
    Wo bist du, Ferdinand, wo?
    Warum lässt du mich jetzt allein?
    Ich muss das Wochenbett verlassen und bin doch so schwach, dass ich kaum stehen kann. Doch ich muss mich förmlich ankleiden lassen, frisieren, muss reden und so tun, als sei die Kunde des kleinen Findlings gerade erst zu mir gedrungen.
    Krebsrot ist er im Gesicht, als ich ihn endlich wieder an mich drücken kann, will nicht mehr aufhören zu brüllen, als spüre er genau, welch Unrecht ihm gerade widerfahren ist.
    So gern hätte ich ihn selbst angelegt!
    Doch um die hinterhältige Komödie überzeugend weiter zu spinnen, wird eiligst eine Amme herbeigeschafft, die ihn nun nähren wird. Mila heißt sie, stämmig ist sie, hat selbst gerade ein Mädchen geboren, mit dem er sich die Milch nun teilen wird.
    Ich kann nicht dabei zusehen, wenn sein kleiner Mund sich um ihre Brustspitze schließt, wenn er nuckelt und saugt und zufrieden schmatzt, obwohl ich doch weiß, dass sie ihn damit am Leben erhält. Jeden dieser kostbaren Augenblicke missgönne ich ihr, könnte sie beißen, kratzen, damit sie mich an ihre Stelle lässt.
    Alles ist seitdem für mich verdorben. Auf meine Freude haben Scham, Trauer und Enttäuschung sich gelegt wie klebriger Mehltau auf ein duftendes Rosenbeet.
    Žit scheint meinen Kummer zu verstehen und weicht nicht von meiner Seite. Žit, der nach wie vor jeden Bissen probieren muss, bevor er in meinen Mund wandert.
    Ich bekomme weiterhin Melisse eingeflößt, die die Wunden der Geburt heilen und schließen soll.
    Ich lebe. Unser Sohn ist munter und gesund.
    Doch was ist mit den Wunden meiner Seele?
     
    *
     
    Schloss Bresnitz, Juni 1558
     
    Die Hände des Priesters waren ruhig, als er das Wasser aus der Silberkanne über den Kopf des Säuglings goss.
    »Ich taufe dich auf den Namen Andreas. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.«
    Kein Habsburger hieß so, darauf hatten sie bei der Auswahl achten müssen, und auch in der Welsersippe trat der Name äußerst selten auf. Erneut die

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