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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Prag oder Wien dringt?«, fragte Philippine, als Ferdinand die Hand auf ihren Bauch legte, um sich an den Bewegungen des Ungeborenen zu erfreuen. »Wir können noch so verschwiegen und vorsichtig sein – Gerüchte haben trotzdem schnelle Beine.«
    »Dann müssten sie schon bis Aachen rennen«, sagte Ferdinand. »Denn dort wird mein Vater in diesen Tagen zum Kaiser gekrönt. Ich hoffe, er hat einen guten Medicus, der sich um ihn sorgt. Denn seine Gesundheit ist in den späten Wintermonaten oft fragil. In gewisser Weise ist er eben doch ein echter Spanier geblieben, auch wenn er jetzt ein deutsches Reich regiert.«
    Sie schwieg, niedergedrückt von der Gewalt dieser Worte.
    »Was nichts anderes bedeutet, als dass die Geburt unseres Kindes niemals an sein Ohr dringen darf. Genauso verhält es sich doch, oder nicht?«, sagte sie schließlich.
    »Lass es erst einmal gesund zur Welt kommen«, sagte er. »Und das wird es – denn ich spüre, wie kräftig es dich schon boxen kann.«
    Sie strengte sich an, ihr Erschrecken zu verbergen.
    Schon der Gedanke, dass diesem Kind auch nur das Geringste zustoßen könnte, brachte sie halb um. Mit aller Mühe zwang sie sich zu einem schiefen Lächeln, was Ferdinand offenbar als Zustimmung deutete.
    »Danach werden wir weitersehen«, fuhr er fort, hörbar erleichtert. »Ich war schon immer Vaters Liebling. So glaube ich nicht, dass er sein Herz dauerhaft gegen mich verschließen kann.«
    Ausflüchte, dachte sie müde. Nichts als Ausflüchte!
    Doch was sollte sie dagegen schon vorbringen?
    Sie hatte den Pakt unterzeichnet. Jetzt musste sie sich auch daran halten.
    »Dann möchte ich wenigstens ein eigenes Heim«, verlangte sie. »Irgendwo. Weg von hier.«
    Erstaunt musterte er sie.
    »Und ich dachte immer, du hättest dich bei deiner Tante ganz besonders wohl gefühlt, vor allem jetzt, wo auch noch deine Base hier lebt! Außerdem können die beiden für dich sorgen, wo du unser Kind erwartest.«
    »Habe ich ja auch.« Verzweifelt suchte Philippine nach Argumenten, die ihr beim besten Willen nicht einfallen wollten. Sollte sie ihm vielleicht sagen, dass sie noch immer Dusana singen hörte, wenn der Sturm um das Schloss brauste? Im vergangenen Herbst hatten Bauern eine vermoderte Frauenleiche aus dem Teich geborgen. Nichts erinnerte mehr an das stolze, neugierige Mädchen mit den dunklen Augen – bis auf einen schlammigen Stofffetzen, der einmal weiß gewesen sein mochte. »Und ich rede ja auch nicht von der Zeit bis und unmittelbar nach der Geburt. Aber später, nach ein paar Wochen, da könnten wir doch … «
    Katharina betrat den kleinen Speisesaal, und sie verstummte abrupt. Für einen Augenblick spürte Philippine die klugen braunen Augen fragend auf sich gerichtet und war schon versucht, ihr Herz auszuschütten, bis sie sich doch dagegen entschied.
    Nein, was in ihr an Ängsten und Sorgen wütete, das musste sie ganz allein mit sich ausmachen.
    »Die Hebamme ist jetzt da, um dich zu untersuchen«, sagte Katharina. »Anna Ebesam. Sie gilt als die beste Wehmutter weit und breit.«
     
    *
     
    Schloss Bresnitz, 20. Mai 1558
     
    Die Wehmutter ist zufrieden mit meinem Zustand. Ich habe tüchtig Speck angesetzt, bin rund und breit geworden, das gefällt ihr, weil das Kind doch wachsen und gedeihen muss.
    Mich wundert insgeheim, wie das zustande gekommen sein mag, denn nach wie vor ist mir der Hals wie zugeschnürt. Monatelang hab ich mich nach jedem Aufwachen erbrochen, willkommener Vorwand, mir eigenhändig die Morgensuppe zu rühren.
    Nur so kann ich sichergehen, dass sie mir auch bekommt.
    Unter Tränen hat Lenka mich angefleht, meine Vorkosterin zu sein, und meistens lasse ich sie sogar gewähren, wenngleich ich ganz genau weiß, wie wenig mich das im Ernstfall schützen würde. Der Schreck mit den böhmischen Pokalen sitzt ihr noch immer tief in den Knochen. In meinem Herzen ist seitdem ein blinder, dunkler Fleck zurückgeblieben, der nicht mehr hell werden will, nicht einmal, wenn Ferdinand mich inniglich küsst und kost.
    Der Einzige, der mich noch richtig zum Lachen bringen kann, ist mein kleiner Teckel, schwarzrot, mit glattem Fell und weichen Schlappohren. Er reicht mir nicht einmal bis zur Wade und ist doch mein treuester Freund geworden. Mutig und selbstbewusst kläfft er auf seinen kurzen Beinchen jeden an, der sich mir nähern will.
    Er ist verfressen, giert nach allem, was ich auf meinem Teller habe. Ich kann und will ihm niemals widerstehen. Stets bekommt er die

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