Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
der Wurzel hilft bei Schwermut, Koliken, Asthma, Lähmungen und Fieber; Salbe bei Hautausschlägen, Krätze, Schuppenflechte.
Negative Wirkung: Tödlich giftig! Übelkeit, Erbrechen, Pulsverlangsamung (oft verwechselt mit gelbem Enzian).
Kapitel XI
WEISSER GERMER
Schloss Ambras, Mai 1567
Sie war noch einmal guter Hoffnung – mit allem hätte Philippine gerechnet, als sie endlich in Ambras angelangt war, nur nicht damit. Das Ausbleiben des monatlichen Geblüths hatte sie zunächst den Aufregungen des Einpackens zugeschrieben, später den Strapazen der Reise, zuletzt der Eingewöhnung in die neue Umgebung. Im Gegensatz zu ihren bisherigen Schwangerschaften, die ihr Übelkeit und weitere Malaisen aufgezwungen hatten, verlief diese so unauffällig, dass sie sie zunächst gar nicht bemerkte. Nicht ein einziges Mal verspürte sie auch nur den Anflug von Übelkeit. Ihre Finger waren noch immer schmal, die Beine schlank. Dennoch schien das Ungeborene gut zu gedeihen, und seine ersten Bewegungen in der Geborgenheit ihres Leibes erinnerten sie an das zarte Flügelschlagen eines Schmetterlings.
Sie wartete ab, bevor sie die freudige Neuigkeit mit Ferdinand teilte, und befragte zunächst dessen Leibarzt Georg Handsch, der dem Erzherzog von Prag nach Innsbruck gefolgt war.
»Ihr wirkt um einiges jünger, als Ihr tatsächlich seid«, sagte der Leibarzt. »Und seit der beschwerlichen Zwillingsgeburt sind nahezu fünf Jahre verstrichen. Wenn Gott der Allmächtige also Euren Leib neuerlich gesegnet hat – was sollte ausgerechnet ich dagegen einzuwenden haben?«
»Aber wird es auch gesund sein?«, drang sie in ihn. »Bei meinem fortgeschrittenen Alter? Kann es leben? Ich wünsche mir so sehr ein Schwesterchen für Andreas und Karl … «
»Eure Söhne sind kräftig und bei bester Gesundheit, verehrte Frau von Zinnenberg«, versicherte er. Sie würde einige Zeit brauchen, bis sie sich an den neuen Titel gewöhnt hatte, den sie Ferdinands Großzügigkeit zu verdanken hatte. Noch kam er ihr fremd und sperrig vor, ähnlich einem geborgten, viel zu großen Kleid, in das man erst hineinwachsen musste. »Beide erreichen jetzt das Alter, wo sie eine feste Hand brauchen, die sie lenkt und leitet – und weniger die Zartheit eines Neugeborenen. Doch für Eure Seele erscheint es mir die allerbeste Medizin. Atmet ruhig, schlaft ausreichend, ernährt Euch vernünftig, seid vor allem heiter und vergnügt – bessere Ratschläge vermag ich Euch nicht zu erteilen!«
In einem wahren Freudentaumel trat sie hinaus in den frühlingshaften Garten.
Wie sehr ihr dieses Schloss und seine herrliche Lage schon ans Herz gewachsen waren!
Gemäß Ferdinands Wünschen hatten Baumeister Giovanni Luchese und sein Sohn Alberto über den mittelalterlichen Grundmauern rund um einen Hof ein dreigeschossiges Hochschloss erbaut. Die Innenräume waren klein, fast intim; Philippines Gemächer lagen genau ein Stockwerk über den Räumen, die Ferdinand bewohnte. Ein weiterer Blickfang war das luxuriöse Bad, das diesseits der Alpen seinesgleichen suchte. Dazu kam die riesige Küche mit dem Kreuzgewölbe, die den Hofstaat versorgte und für festliche Anlässe bestens ausgerüstet war. Philippines besondere Liebe aber galt dem Garten, der bereits mit kleinen Bauwerken und Pavillons geschmückt war.
Bald würde auch das Ballhaus fertig sein, das zu Spiel und Kurzweil einlud. Danach sollten ein Festsaal an die Reihe kommen, eine Rüstkammer sowie weitere Räumlichkeiten für Ferdinands Kunst- und Raritätensammlung, die unaufhörlich wuchs.
Doch das gehörte in die Zukunft – und die Gegenwart war schon so berauschend, dass sie manchmal zu träumen glaubte.
Jahrelang hatte sie sich nicht mehr so wohl, so sicher, so kerngesund gefühlt. Die klare Bergluft vertrieb die dunklen Gedanken, die sie mit sich herumgeschleppt hatte. Der Menschenschlag, auf den sie hier traf, erschien ihr ebenso: Einfach waren diese Männer und Frauen, wahrhaftig, ohne Falschheit oder Arglist.
Katharina schien zu spüren, was in ihr vorging.
Auf Philippines Bitte hin hatte sie ihr Schloss in Böhmen verlassen, um künftig ganz in ihrer Nähe zu sein. Auch Anna Welser wohnte nicht weit entfernt. Ferdinand hatte ihr die Weiherburg geschenkt, so nah gelegen, dass Mutter und Tochter ohne großen Aufwand zusammenkommen konnten, wenn es sie danach verlangte.
»Du fürchtest dich, weil dein Glück zu groß sein könnte?«, sagte Katharina leise, während sie neben Philippine hinunter
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