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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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wenn ihre Liebsten dahingerafft werden?«, unterbrach sie Philippine.
    »Die Toten kann man auch daheim beweinen, in aller Stille«, lautete die Antwort. »Willst du nun aufschreiben, was ich alles herausgefunden habe, oder nicht?«
    »Ich schreibe.« Philippine berührte das kleine Seidensäckchen zwischen ihren Brüsten. In einem anderen Leben, damals in Augsburg, hatte sie einst Wahnwurz, wie man die Tollkirsche im Volksmund auch nannte, in einem ähnlichen Beutelchen am Körper getragen, was sie wirr und krank gemacht hatte. Jetzt hoffte sie inständig auf die Kraft der Wacholderholzsplitter, die in der Burgkapelle geweiht worden waren.
    »Man hüte sich vor Nebel. Sauerkraut, Schweinefleisch, Kuttelfleck soll man nicht essen. Stuben und Kammern müssen mit Wacholderholz ausgeräuchert werden … «
    »Ich werde gleich Mariechen rufen«, sagte Philippine. »Die soll noch einmal mit der Räucherschale durch alle unsere Räume gehen.«
     
    *
     
    Burg Pürglitz, Palmsonntag 1563
     
    Mariechen – wie dieses junge Geschöpf mein Leben verändert hat!
    Nach Lenkas Flucht mag ich niemandem mehr trauen. Ferdinand entlässt die gesamte Dienerschaft und stellt, angefangen vom niedersten Stallburschen bis hinauf zum Küchenmeister, neue Leute ein, doch eine Zofe für mich ist nicht darunter.
    Reihenweise lasse ich junge Frauen und Mädchen antreten, befrage sie ausführlich – und schicke dann alle wieder weg. Keine gefällt mir, keiner kann ich vertrauen. Ich will nicht noch einmal Hände an mir spüren müssen, die erst meine Bänder schließen und im nächsten Moment versuchen, mein Kind zu meucheln. Mehr als zwei Jahre kleide ich mich allein an und wieder aus, genauso wie früher in Augsburg – bis zu jenem Tag, an dem ich mit Ferdinand einen Jagdausflug unternehme.
    Es ist Herbst, und zwischen den dunklen Tannen leuchten die Laubbäume golden und rot. Wir sind nur zu viert, mein Liebster und ich, begleitet von unseren Dienern Stepan und Matyas. Zwei erlegte Fasane hängen am Sattel. Da bricht die Sonne hervor, und ich werde immer durstiger. In einem winzigen Flecken machen wir Rast und bekommen frischgebackenes Brot angeboten, dünn mit Schmalz bestrichen, und das köstlichste Quellwasser, das ich jemals getrunken habe.
    Ein rotblondes Mädchen bringt uns diese Gaben, gerade 14, wie ich später erfahre, mit Augen so grün und klar wie ein Bergsee.
    Ich frage sie nach ihrem Namen. Inzwischen kann ich mich leidlich in der Landessprache verständigen.
    Mariechen, sagte sie. So hat die Mutter mich genannt.
    Hat die Gottesmutter mein Flehen erhört und mir einen Engel aus Fleisch und Blut gesandt?
    In diesem Augenblick weiß ich, dass ich sie gefunden habe, jene Seele, der ich vertrauen kann.
    Wir rufen nach der Mutter, die knickst, wird rot, beginnt freudig zu stammeln. Eine Anstellung auf der Burg, das ist etwas, wovon sie niemals zu träumen gewagt haben.
    Mariechen reitet gleich mit uns.
    Sie wird mich nicht hintergehen, das weiß ich.
    Und niemals mich verlassen, das hat sie mir beim Leben ihrer Mutter geschworen.
    Ach, wie dringend kann ich gerade jetzt ihre Treue, ihre Liebe und Anhänglichkeit gebrauchen, denn von der Burg Liebstein sind entsetzliche Nachrichten gekommen.
    Regine ist tot, meine große Schwester mit dem frechen Mundwerk, die mir das Sticken beigebracht hat, das Buchstabieren, das Streiten. Nie wieder wird sie über meine Leberflecke lästern können, nie wieder den Kamm so unbarmherzig durch meine gekräuselten Haare zerren, dass ich mir vor Schmerz die Lippen blutig beißen muss. Nie wieder meine heiß geliebte Stoffpuppe verstecken und behaupten, sie hätte sie nirgendwo gesehen.
    Die Pest hat sie auf dem Gewissen. Ihr Sterben muss kurz und schrecklich gewesen sein.
    Ich weine um sie und um ihre Söhne Johann und Jaroslav, die die Mutter verloren haben. Noch bitterlicher aber weine ich um uns, die ungleichen Schwestern, die im Zwist auseinandergegangen sind und nun keine Gelegenheit mehr haben, sich auszusöhnen.
    Albrechts Zeilen sind schmerzerfüllt und tränenfleckig, und doch wird er sich zu helfen wissen. Sicherlich plant er bereits seine dritte Vermählung. So sind die Männer nun einmal, sobald sie ihr Weib zu Grabe getragen haben.
    Maria, mein Zaubermädchen, scheint meinen Kummer zu spüren und will gar nicht mehr von meinem Schoß, während Philipp ruhig mit seinen Holzklötzchen spielt. Ferdinand hat ihnen ein großes hölzernes Gitter gezimmert, das ich mit weichen Tüchern

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