Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
zum Wildbach ging. Sie kannte die großen Pläne ihrer Nichte, die aus dem Garten ein Labyrinth aus Wildem, Gezähmtem, aus Grün und verschiedensten Gewässern machen wollte. »Weil du Angst hast, die unsichtbaren Mächte könnten neidisch werden? Nach allem, was Ferdinand dir bereits zu Füßen gelegt hat, nun auch noch ein Geschenk des Himmels? Ist es das, was dich beunruhigt?«
»Woher weißt du das?«, sagte Philippine erstaunt.
»Ich weiß so einiges – unter anderem auch das.« Katharinas Hand berührte zart Philippines Bauch. »Außerdem habe ich Augen im Kopf. Und ich kenne meine Pippa. Du bist sehr klug gewesen, mein Mädchen, diese aufregende Neuigkeit erst einmal ganz für dich zu behalten.«
»Klug nennst du mich?« Sie lachte. »Das ist leider übertrieben! Ich könnte nur nicht ertragen, es abermals zu verlieren … «
»Pst!« Katharinas Finger legte sich auf ihre Lippen. »Gott weiß schon, was er uns zumuten kann. In seinen unendlichen Plan dürfen wir Menschen nicht hineinpfuschen.«
Sie ließ sich also Zeit, bis der richtige Augenblick gekommen war. Die Wohnräume im Schloss waren inzwischen nahezu fertig möbliert. Die edle, aber keineswegs protzige Ausstattung mit Holzböden, eingelegten Decken und zahlreichen Wandgemälden schuf eine warme, anheimelnde Atmosphäre, in der Philippine sich sehr wohl fühlte.
Auch Ferdinand schien es nicht anders zu gehen, so oft, wie er auf Ambras weilte, wenngleich seine Aufgaben ihn immer wieder zurück in die Hofburg riefen. Er musste das Land regieren, sich mit den störrischen Tiroler Ständen herumschlagen, sein Scherflein zu der großen Politik beitragen, die sein Bruder Maximilian als Kaiser im Reich vorgab. Doch im Gegensatz zu Böhmen, wo ein nahezu undurchdringlicher Wald und mehr als ein strammer Tagesritt sie voneinander getrennt hatten, konnte er sich hier jederzeit auf sein Ross schwingen und noch in den Abendstunden zu ihr hinauf galoppieren.
Philippine sorgte dafür, dass die Söhne ihn begrüßten, bevor sie zu Bett gingen, der neunjährige Andreas ebenso wie sein siebenjähriger Bruder Karl, dessen Augen zu leuchten begannen, wenn sie den Vater erblickten.
»Du hast versprochen, mich zur Falkenjagd mitzunehmen«, maulte Andreas, sobald die erste stürmische Wiedersehensfreude verebbt war.
»Und mir wolltest du zeigen, wie man drechselt«, schrie Karl, während er sich erneut auf ihn stürzte, gefolgt von Andreas, der bei der Attacke nicht zurückstehen wollte. »Einen Kreisel sollst du mir machen – einen schönen, bunten, lustigen Kreisel!«
Lachend wehrte Ferdinand seine allzu stürmischen Söhne ab.
»Ist morgen nicht noch ein Tag?«, sagte er. »Und danach und danach und wieder danach? Ihr sollt ja kriegen, was ihr euch wünscht – aber doch nicht alles auf einmal!«
Als sie später die Kleider abgelegt hatten und sich im großen Becken ins warme Wasser gleiten ließen, seufzte er wohlig auf. Philippine hatte ihm den Platz auf dem fest gemauerten Steinhocker überlassen und sich mit einem hölzernen Ersatz begnügt, auf dem sie sich allerdings wacklig und unsicher fühlte.
»Haben deine Träume sich nun erfüllt?«, sagte er nach einer Weile. »Jetzt, wo du endlich die ganze Familie beisammenhast? Deine Tante in Ambras, die Mutter gegenüber auf der Weiherburg. Die Brüder Georg und Karl in Innsbruck, zusammen mit deiner Schwägerin Eva, die dich fast mehr zu lieben scheint als ihren eigenen Mann, so oft, wie ich sie in deinen Gemächern antreffe! Sogar deinen Vater habe ich eingeladen. Aber mir scheint, er hat seine ganz eigenen Pläne.«
»Beinahe«, murmelte sie. »Dein Tirol jedenfalls ist genauso schön, wie du es mir versprochen hast.«
»Ich habe es schon geliebt, als wir in Kindertagen in Innsbruck zur Schule gegangen sind«, sagte er. »Der Sommer hier ist herrlich, so frisch und blau, aber warte nur, bis der Winter kommt! In Böhmen war der Schnee oft nass und schwer, mehr Last, als Freude. Hier dagegen schneit es allerfeinstes weißes Pulver. Unsere Buben werden gar nicht genug davon bekommen!«
»Und was wohl erst ein winzig kleines Mädchen dazu sagen würde … «
Sie konnte nicht weiterreden, weil er sie ungestüm umarmte. Seine Lippen waren fest und warm. Nach Wein schmeckten sie. Nach Hoffnung.
Nach Glück.
»Wann?«, sagte er leise.
»Um Allerheiligen, denke ich. Vorausgesetzt, sie oder er hält es so lange mit mir aus.«
Ferdinand schickte die Bademägde fort, die ihnen aus der Wanne helfen
Weitere Kostenlose Bücher