Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
Neuen aufgeschlossen, und meine späte Schwangerschaft begleitet sie so anteilnehmend, als sei sie meine leibliche Schwester.
Ob sie sich insgeheim ein Kind wünscht?
Und langsam verzweifelt, weil es sich nicht einstellen will?
Ich spreche es nicht an. Zu genau weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn man vergeblich bangt und hofft.
Das Haus in Innsbruck, von dem sie mir mit leuchtenden Augen erzählt, wäre jedenfalls groß genug für eine ganze Kinderschar. Ferdinand hat meinen Bruder Karl zum Erzherzoglichen Rat erhoben und ihnen damit diesen kostspieligen Kauf ermöglicht.
Wie gerne würde ich es einmal sehen – doch fürs Erste werde ich Innsbruck lieber meiden, obwohl inzwischen auch mein lieber Georg dort wohnt, von Ferdinand zum Geheimen Hofrat ernannt.
Die Hofburg bleibt mir damit ebenfalls verschlossen. Nicht einmal das Frauengemach im nördlichen Trakt, in dem stets die Gemahlinnen der Regenten mit ihrem Hofstaat gewohnt haben, werden meine Füße jemals betreten. Ebenso wenig wie den Hofgarten, den Ferdinand gerade in ein kleines Paradies verwandelt.
Denn beileibe nicht alle in der Bevölkerung sind glücklich über mich, ›jene dreiste Buhlin‹, die jetzt in Ambras herrscht, wie Eva mir empört berichtet. Es gibt böse, zutiefst erzürnte Stimmen, die mir spinnefeind sind und sich eine andere, ›würdigere‹ Frau an der Seite ihres geliebten Landesfürsten wünschen.
Was werden sie wohl erst sagen, wenn bald auf Ambras ein weiteres Kind zur Welt kommt – geboren von der ›ledigen Hur‹, wie manche mich nennen?
Meine Lippen müssen auch dann versiegelt bleiben, selbst wenn es mich zutiefst in der Seele schmerzt. Denn unangefochten gilt weiterhin das Verdikt des toten Kaisers. Abgesehen von einer Handvoll ausgewählter Vertrauter darf niemand von unserer heimlichen Ehe wissen …
*
Schloss Ambras, Juli 1567
Irgendwann hatte Ferdinand damit angefangen, ihr vom Meer zu erzählen. Und obwohl Philippine zunächst eher zerstreut zugehört hatte, drangen seine Worte nach und nach immer tiefer in sie. Bald schon konnte sie gar nicht mehr genug davon bekommen, fragte ihn aus nach Farben, Geräuschen und Gerüchen und wollte alles immer wieder bis in die allerkleinsten Einzelheiten geschildert bekommen.
Er lachte, wenn sie so eifrig wurde, strich über ihr Haar, streichelte den strammen Bauch. Die Schwangerschaft ließ sich nicht länger verstecken. Ganz Ambras wusste inzwischen davon, und es war anzunehmen, dass die Kunde inzwischen auch bis nach Innsbruck gedrungen war.
»Wir werden das Meer zusammen sehen«, sagte er. »Vielleicht sogar schon sehr bald. Dann spritze ich dich nass von Kopf bis Fuß und küsse anschließend das Salz von deinen Lippen. Von hier bis nach Venedig sind es nicht mehr als ein paar Tagesreisen. Wenn das Kind erst einmal da ist … «
»Du sollst nichts versprechen, was du nicht halten kannst, Ferdinand von Tirol«, fiel sie ihm ins Wort. »Das hab ich dir schon einmal gesagt, als du noch Statthalter in Böhmen warst – und das gilt bis heute.«
»Aber wie könnte ich das nicht einhalten, wo doch die schönste Frau der Welt mein liebendes Eheweib ist?« Stürmisch zog er sie zu sich, doch sie entwand sich ihm.
Seine neu entfachte Leidenschaft schmeichelte ihr. Und doch gab es diese kleine warnende Stimme in ihr, die ihr riet, lieber mäßig zu sein, damit dem Ungeborenen nichts zustieß.
Leichten Herzens ließ sie ihn zurück nach Innsbruck reiten und begab sich in ihre Gemächer, um ein wenig zu ruhen, bis Katharina zurück wäre, die zur Weiherburg geritten war, um ihre Schwester zu besuchen.
Aber sie fand keinen Schlaf.
Nicht einmal Žits Nähe, die sonst stets beruhigend auf sie wirkte, änderte etwas daran.
Etwas drückte ihr auf den Magen, seit Tagen schon, obwohl das Kind noch ausreichend Platz hatte, um ungestört in ihr zu strampeln. Zum ersten Mal, seitdem Philippine in Tirol lebte, flammte die alte Angst wieder auf.
Dusana ist tot, sagte sie sich streng. Ebenso wie Pernstein. Und Lenka kann hier nichts mehr gegen dich ausrichten. Der Teckel hat jeden Bissen gekostet – und ist noch immer munter und fidel.
Trotzdem war sie erleichtert, als Mariechen Eva ankündigte, die mit rosigen Wangen von ihrem Ausritt in die Berge zurück war. Die Schwägerin warf sich in den nächstbesten Stuhl und begann loszusprudeln, bis sie plötzlich innehielt und Philippine besorgt musterte.
»Weiß um die Nase und spitz im Gesicht!«, sagte sie. »Gefällt
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