Die schöne Rächerin
war blass und sah angespannt aus. »Wie viele Männer würden ihre Hände verlieren? Ihr Augenlicht? Sterben? Und wenn auch nur einer stirbt, macht es ihn zum Mörder.«
George nickte gedankenverloren. »Und mich, zumindest indirekt, auch, vermute ich.«
Rose schnappte nach Luft. »Er will, dass man Ihnen die Schuld gibt!«
Forsythe studierte die Pläne erneut. »Wie viele von diesen Knallkörpern haben Sie machen lassen?«
»Wir haben die Bestellung aufgestockt«, sagte George leise. »Louis hat uns einen wunderbaren Preis gemacht. Die Sache mit dem Jubiläum war seine Idee. Wir wollten einen Großteil der derzeit benutzten Waffen ersetzen. Manche davon sind so alt. Wir haben Sie für die Kavallerie und die Infanterie machen lassen. Die glänzenden Trommeln aus Damaszener, wissen Sie. Reflektieren auf dem Schlachtfeld das Sonnenlicht. ›Wirklich beängstigend‹, hat Louis gesagt. ›Die Franzosen werden alleine von dem Anblick schon halb geschlagen sein.‹«
George machte einen Moment lang die Augen zu. Als er sie wieder aufschlug, war er nicht mehr der joviale Prinz, den Rose während der letzten paar Stunden erlebt hatte. Seine Augen waren kalt und eisig, und sein rundliches Kinn hatte eine Härte, die Louis Wadsworth nichts Gutes verhieß.
George drehte sich um und verbeugte sich tief und aus ganzem Herzen. »Ich danke Ihnen, Rose von den Liars. Wie es scheint, sind Sie gerade noch rechtzeitig gekommen. Die Karabiner werden erst in drei Tagen verschickt. Sie haben mir eine schreckliche Schuld erspart und vielen Männer ein grässliches Schicksal.«
Er küsste ihre Hand. Dazu fiel ihr nichts anderes ein, als kurz und etwas panisch zu nicken. Der Prinz drückte leicht ihre Finger. »Jetzt, meine Lieben, müssen wir unser Abenteuer beenden. Zum Palast!«
»Georgie!« Forsythe sah von den Plänen auf, die ihn so faszinierten. »Sind Sie sicher, dass er die Waffen auch mit diesem Fehler hergestellt hat? Könnte es sein, dass die verkehrten Pläne verworfen wurden? Nicht, dass ich es nicht besser gemacht hätte, dass wir uns richtig verstehen. Aber bevor Sie ihm den Kopf abschlagen, sollte Sie vielleicht sicher sein …«
George dachte einen Augenblick lang nach. »Könnten Sie es herausbekommen? Wenn ich einen von diesen Karabinern auftreibe, könnten Sie ihn dann ausprobieren - ohne sich dabei selber in die Luft zu jagen?«
»Oh, aber sicher. Lassen Sie uns sehen … feuern, ohne den Abzug zu betätigen?« Er fing an, auf und ab zu gehen. »Ich könnte eine Schnur benutzen … oder eine Feder! Oder …« Er verschwand irgendwo in seinem Chaos.
George nickte knapp. »Kommen Sie, Sie zwei. Wir laufen jetzt ganz schnell durch die Tunnels zum Palast.« Doch bevor sie die Tür gefunden hatten, tauchte Forsythe wieder auf.
»Geschenke!«, lachte er. Er überreichte Collis eine komplizierte Konstruktion aus beweglichen Metallteilen. »Sie drücken auf diese Federung hier, und es schnappt auf und verwandelt sich in einen Enterhaken.« Er kratzte sich an der Nase. »Denke ich. Falls ich mich recht erinnere.« Er wandte sich an Rose.
»Ein Geschenk für die Rose der Liars«, sagte er und drückte ihr eine kleine, zierliche Pistole in die Hand. Sie hatte nie zuvor eine so kleine Pistole gesehen. »Sie ist mit dem Bildnis der Jagdgöttin Diana verziert, und die Trommel ist aus versilbertem Damaszener, aus Stahl. Die Pistole einer Lady«, sagte er stolz. Die Pistole war in der Tat unglaublich zierlich und prunkvoll, ein schimmerndes todbringendes Juwel.
Dennoch schrak Rose davor zurück. »Oh nein, danke, Sir!«
Collis trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Rose fürchtet sich vor Feuerwaffen, Mr. Forsythe.«
Forsythe drückte ihr dennoch die Finger um die Waffe. »In dem Augenblick, wo eine Lady tatsächlich eine Waffe braucht, ist die Angst vor dem bisschen Lärm ihr kleinstes Problem.«
Rose lachte kurz auf. »Das stimmt, Sir. Aber ich kann das nicht annehmen. Sie ist zu fein für mich. Wenn Sie mir wirklich etwas schenken wollen, dann geben Sie mir noch so eine Schachtel von Ihren erstaunlichen Zündhölzern. Die fände ich weit nützlicher.«
Forsythe blinzelte sie an. »Wenn Sie zurückkommen und mich besuchen, sorge ich dafür, dass sie Ihnen nie mehr ausgehen.«
Sie lachte. »Sie flirten ja, Sir.«
Er kicherte. »Da haben Sie ganz Recht, meine Liebe.«
Sie beugte sich vor und drückte einen Kuss auf seine faltige Wange.
»Ladys werden geboren, Rose der Liars«, flüsterte er ihr ins
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