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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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dekorativen See anlegen, der sich aus genau diesem Fluss speisen wird.« Er sah sich über die Schulter nach Rose um. »Ich habe noch keinen Namen für den See. Irgendwelche Vorschläge?«
    Er wollte Vorschläge von ihr hören? Jetzt? »I-ich muss erst darüber nachdenken«, sagte sie schwach. Das schien ihm zu genügen, und er trottete fröhlich weiter. Prinzen waren schon sonderbar!
    Eine Stunde später war der Fluss so laut, dass Rose sich langsam fragte, ob sie taub wurde, weil sie nichts anderes mehr hören konnte - ihre Schritte nicht und ihren Herzschlag und ihren Atem auch nicht.
    Collis sagte etwas zu ihr, aber sie verstand es nicht. In diesem Augenblick begriff sie, dass ihre Füße von mehr als nur der Gischt durchnässt waren. Auf dem Sims stand schon das Wasser!
    Sie sah verschreckt zu dem gleichfalls entsetzt aussehenden Collis auf. Ihre Worte gingen in einem Grollen unter, das immer weiter anwuchs, direkt auf sie zukam und ihr Trommelfell und ihre Zähne vibrieren ließ.
    Vor ihr drehte der Prinz sich nach hinten um und starrte mit entsetzter Miene in den Tunnel. »Der Regen!« Sein Geschrei hörte sich wie ein Flüstern an. »Der Sturm!«
    Die Flut. Rose raffte die Röcke und rannte wortlos los, Collis direkt hinter sich. Der Prinz war schon ein Stück voraus und schleuderte die dicken Beine wie ein Droschkengaul. Die Laterne schwankte und warf verwirrende Schatten, aber das spielte jetzt keine Rolle. Es gab nur eine Richtung, in die es zu laufen galt.
    Die Frage war nur … wie weit war es zur nächsten Leiter?
    Der Fluss, der sich aus tausenden strömenden Drainagen auf Hunderten von Straßen speiste, stieg so rapide an, dass er bald ihre Knöchel erreichte. Roses Rock war durchnässt und schwer und schlang sich wie eine unterirdische Bestie um ihre Beine, wollte sie vom Sims ziehen und zum Tee in die Tiefen des Flusses holen.
    Vor ihr hielt das hüpfende Licht, das den Prinzregenten repräsentierte, an. Rose wollte ihn anschreien, er solle weiterlaufen, aber sie hatte nicht einmal Luft genug für ein Flüstern. Warum blieb er stehen? War er krank? Sie dachte sofort an eine Herzattacke. Oh verdammt, wir haben den Prinzen umgebracht!
    Dann sah sie, wie er sich über das Wasser erhob und die Laterne sich ruckelnd hinaufbewegte. Hatte er einen Weg nach oben gefunden?
    »Eine Ringleiter«, schrie Collis von hinten. »Wir schaffen es!«
    Er hörte sich für Roses nach Sauerstoff dürstendes Hirn viel zu überzeugt an. Wen wollte er narren? Sie würde irgendwann während der nächsten fünf Schritte sterben. Doch dann war sie plötzlich da und klammerte sich an einen rostigen Eisenring, der sie irgendwie nach oben bringen würde.
    Collis kletterte an ihr vorbei, bevor George noch die Laterne fallen ließ. Dann hakte er sich mit seinem schlechten Arm fest und hievte den Prinzen höher hinauf. Unter ihm schleuderte Rose die Röcke weg, um die Ringe besser unter den Füßen spüren zu können. Das kalte Wasser reichte ihr bis zu den Knien und zog wie eine Winde an ihren Röcken.
    So kalt. Sie spürte, wie ihr Denken sich verlangsamte, wie bei einem Fluss, den treibende Eisschollen bremsten. Sie konnte kaum mehr als das Rauschen des Wassers hören, aber Collis und der Prinzregent schienen Schwierigkeiten mit dem Aufstieg zu haben.
    Das Grollen war plötzlich so laut, dass es sogar ihre Gedanken übertönte. Die Strömung riss ihr die Füße weg und sie hing an ausgestreckten Armen am Ring.
    Sie sah entsetzt zu, wie ihre tauben Finger den Halt auf dem glitschigen Eisen zu verlieren drohten. »Collis!« Sie wusste, dass sie geschrien hatte, aber sie hörte die eigene Stimme nicht.
    Oh Gott. Welche Hand würde als Erste loslassen, die rechte oder die linke?
    Bestimmt die linke Hand. Die Linke war immer schwächer. Genau wie bei Collis auch, nur dass dessen Linke stärker war als ihre beiden Hände zusammen, trotz der Verletzung - Collis’ linke Hand.
    Ihr durchgedrehter Verstand erinnerte sich plötzlich an den gestrigen Tag, als sie seine Hand an ihre Brust gedrückt hatte. Die linke oder die rechte? Sie sah dabei zu, wie ihre eigene Rechte abzurutschen begann. Dieser verdammte Halunke , dachte sie hysterisch. Es war seine rechte Hand gewesen. Sie rief wieder und wieder nach ihm. Collis, Collis. Rose, Rose -
    »Rose!« Collis’ Schrei drang über ihr durch das Rauschen. Sie sah nach oben. Die Laterne schien ein Stück weiter oben fixiert zu sein, denn das Licht strahlte wie ein Heiligenschein um sein nasses

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