Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
Haar.
    »Rose, helfen Sie mit!« Er war schon halbwegs im Wasser, hielt sich mit einer Faust an einem der Ringe fest, während sich unter seinem nassen Hemd die aufgepumpten Muskeln abzeichneten. Der andere Arm war ausgestreckt, die Finger um ihr Handgelenk geschlungen.
    »Rose, ich kann Sie nicht halten! Halten Sie sich an meinem Handgelenk fest!«
    Armer Collis. Ihre Gedanken waren zäh wie kalter Honig. Seine Linke war zum Festhalten nicht sonderlich gut. Er ließ ständig alles fallen. Er hasste es, ständig alles fallen zu lassen. Es war ihm peinlich. Sie konnte das verstehen. Sie hatte in ihrer Zeit als ungeschicktes, kurzsichtiges Hausmädchen viele Teller und Vasen zerbrochen.
    Er wollte sie nicht loslassen. Sie sah zu, wie ihr nasses Handgelenk aus seinem Griff glitt, ganz, ganz langsam. Oh nein. Er würde so wütend sein.
    Armer Collis.

16
    Collis war kurz davor, in Panik zu verfallen. Er verlor sie. Oh-lieber-Gott-im-Himmel, er verlor sie! Er versuchte, sie an sich zu ziehen, aber seine verdammte Hand schien nicht gleichzeitig halten und ziehen zu wollen. Er hätte sie fast losgelassen.
    Er zwang sich, fester zuzupacken, selbst wenn er ihr das Handgelenk brach. Aber er konnte sie nicht spüren, konnte im steigenden Wasser nicht einmal mehr ihre Hände sehen. Sie ging unter. Ihr dunkles Haar verschwand im noch dunkleren Wasser. Für den endlosen Bruchteil einer Sekunde war er nicht einmal mehr sicher, ob er sie noch hatte. Doch dann versicherte ihm ein schmerzhafter Zug an seinem Arm, dass sie noch da war. Sie tauchte aus dem Wasser auf, mit einem Keuchen, das er eher sah, als dass er es hörte. Er sah entsetzt zu, wie ihr Handgelenk noch weiter aus seinem Griff glitt.
    »Rose, Sie müssen mir helfen! Helfen Sie mir, Rose!«
    Sie sah ihn mit trüben Augen an, zwinkerte träge gegen die Tropfen in ihren Wimpern an. Ihre Lippen bewegten sich. Collis.
    »Rose, kommen Sie da raus, verdammt!«, schrie Collis, die Stimme heiser vor Angst. »Sind Sie ein Treibhausgewächs, dass Sie bei ein klein bisschen Kälte schon aufgeben?«
    Ihre Augen blitzten einen Moment lang auf. Gut. »Sie sind eins von den gewöhnlichen Gewächsen, und benehmen die sich so?« Er sah, wie sie mit der anderen Hand gegen die Strömung kämpfte und sein Handgelenk zu fassen suchte. Sie rutschte ab, umkreiste sein Handgelenk wie eine zarte Wasserlilie, dann verschwand sie. Er würde sie verlieren.
    »Nun machen Sie schon, Dornenrose!«, schrie er. »Kommen Sie ohne Ihren Wischmopp in den Händen nicht mit ein bisschen Wasser klar? Arme, kleine Rose, muss sich so abmühen«, giftete er boshaft. Ihre Hand hob sich wieder, kroch auf seine zu. Sie stockte. Er hatte geglaubt, keine grö ßere Angst haben zu können, als er sie eh schon hatte, doch jede Sekunde ließ ihn tiefer in Panik verfallen. »Ich sag’s den Liars, dass Sie aufgegeben haben, Rose! Ich sag Clara, dass Sie sie im Stich gelassen haben!«
    In ihren Augen flackerte Licht, und er sah, wie sie die Hand fest um sein Handgelenk schloss. Er zog wieder, und dieses Mal kam sie zu ihm, näher und näher, bis er sie beide auf den ersten Ring der Leiter ziehen konnte. Dann auf den nächsten. Als sie mit den Beinen aus dem Wasser waren, riss er sie mit dem schmerzenden rechten Arm an sich.
    Sie hing kraftlos und kalt an ihm - und beinahe bewusstlos, aus ihrem Aussehen zu schließen. Er drückte einen zittrigen Atemzug lang das Gesicht an ihren eisigen Nacken. Gerettet .
    Bei Gott, seine kostbare, geliebte Rose lag sicher in seinen Armen.

    Rose erwachte in einem warmen, kuscheligen Nest. Ein weiches Bett, warme weiche Decken, und im Ofen vor ihr glühten die Kohlen. Sie blinzelte und rollte den Kopf auf dem Kissen hin und her. Sie lag in einem großen Gemach, das mit ganzen Meilen saphirblauer Seide drapiert und mit glänzenden schwarzen Holzmöbeln eingerichtet war. Die sinnliche Kombination ließ sie gleichermaßen an Unzucht wie an Mü ßiggang denken. Hätte sie mehr Zeit gehabt, wären ihr sicher noch einige Laster eingefallen.
    Was für ein einzigartig sündhafter Raum. Luxuriös bis zum Extrem, aber durchtrieben. Waren das goldene Handschellen, die da am Bettpfosten hingen?
    »Wie das Boudoir einer Hure«, murmelte sie vor sich hin und stemmte sich auf die Ellenbogen. Ihr Herz pochte.
    »Es handelt sich um Mrs. Blythes Palast der Vergnügungen, um genau zu sein.«
    Collis faltete sich aus einem rot gepolsterten Sessel neben dem Feuer. Er trug schwarze Hosen, die ihn sehnig und

Weitere Kostenlose Bücher