Die schöne Rivalin
anzufertigen und besonders an den Grenzen nach dem Mann zu fahnden.
Doch dazu war es zu spät, denn Bombani überquerte zu dieser Stunde gerade die belgische Grenze bei Aachen.
Als Sonja aus ihrer Bewußtlosigkeit erwachte, spürte sie zuerst ein Schwanken um sich herum. Dann hörte sie ein Brummen; es klang wie ein Motor. Im Mund empfand sie noch den ekelhaften süßlichen Geschmack. Außerdem hatte sie Kopfschmerzen. Übelkeit überkam sie, sie mußte würgen. Jetzt erst merkte sie, daß sie an Händen und Füßen gefesselt war und ohne Bewegungsmöglichkeit in einem verschlossenen engen Raum lag.
Für einen Augenblick schloß sie wieder die Augen, eine neue Welle der Müdigkeit drohte sie einzulullen – aber dann war sie auf einmal ganz klar, riß an ihren Fesseln, zog die Beine an und trat mit voller Wucht gegen die Wand ihres Gefängnisses. Es gab einen gehörigen Krach, Blech dröhnte, dann kreischten Bremsen, sie wurde heftig geschüttelt, und ihr Kopf prallte gegen irgend etwas Hartes.
Ich bin also in einem Auto, erkannte sie. Ich liege in einem Kofferraum. Durch einige Ritzen im Hintergrund fiel etwas Licht herein – es waren die Luftschlitze zwischen dem Kofferraum und den Rücksitzen des Wagens.
Als Sonjas Augen sich an die Düsternis gewöhnt hatten, konnte sie Einzelheiten unterscheiden: den Kofferraumdeckel über sich, zwischen Außenwand und Radverkleidung die Tasche mit den Werkzeugen, eine Erste-Hilfe-Tasche mit einem Roten Kreuz darauf, ein zusammengeklapptes Warndreieck und zwei Lappen, die nach Öl und Benzin stanken.
Das Rollen und Schwanken hörte auf. Der Wagen stand. Bombani war auf die Bremsen getreten, als Sonja gegen die Wand des Kofferraums stieß. Er hatte solch einen Schreck bekommen, daß der Wagen ins Schleudern geriet durch das zu harte Bremsen. Nur mit Mühe vermochte er die schwere Limousine in der Spur zu halten und fuhr auf einen Rastplatz, der glücklicherweise gerade rechts auftauchte. Es war früher Morgen, die Autobahn fast leer. Auf dem Rastplatz waren zwei Lastzüge abgestellt; die Fahrer hatten die Vorhänge hinter den Fenstern der Kabinen zugezogen und schliefen offensichtlich noch. Bombani fuhr so weit nach vorn, daß er ohne lange Zufahrt sofort starten konnte und hielt dann an.
Im Kofferraum fing Sonja erneut an zu toben. Bombani zog das Kinn an und überlegte. Gewalt war ihm zuwider, vor allem bei einem solch hübschen Mädchen, wie Sonja es war. Falls sie sich jedoch weiterhin so aufsässig benahm, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie härter zu fesseln und zu knebeln.
Er stieg aus, ging nach hinten, schloß den Kofferraum auf und klappte den Deckel gerade so weit hoch, daß er hineinsehen konnte. Sonja starrte ihn böse an. Keinerlei Angst war in ihren Augen, eher eine ohnmächtige Wut.
»Sie!« zischte sie Bombani an. Die frische Luft tat ihr gut. Der widerlich süße Geschmack im Mund ließ nach. Auch hinter den Schläfen stach es nicht mehr so. »Sind Sie verrückt geworden? Binden Sie mich sofort los und lassen Sie mich raus. Mein Gott, es ist ja heller Tag! Wie spät ist es denn?«
Bombani blickte auf seine Armbanduhr. »Sechs Uhr und vierundzwanzig Minuten, bella bionda«, antwortete er.
»Sie sind mit mir die ganze Nacht herumgefahren?«
»So ist es!«
»Und wo sind wir jetzt?«
»Auf der Autobahn kurz vor der Grenze nach Belgien.«
»Nein!« rief sie. »Was soll das? Binden Sie mich los oder ich schreie!«
Bombani klappte den Kofferraumdeckel ganz hoch und setzte sich halb auf die Stoßstange. »Sollten Sie weiter Krach machen, muß ich Sie noch härter behandeln. In Ihrem eigenen Interesse wäre es besser, wenn Sie vernünftig sind.«
»Was haben Sie mit mir vor?« Sonja hob den Kopf. Sie sah Bäume, einen blauen Morgenhimmel, das Band der Autobahn. Von den Büschen her hörte sie fröhliches Vogelgezwitscher. »Soll das eine Entführung sein? Wollen Sie mich damit zwingen, Sie zu lieben?«
Bombani schüttelte mißbilligend den Kopf. »Wie traurig wäre es, müßte ich zu solchen Mitteln greifen!« Er war echt beleidigt darüber, so falsch verdächtigt zu werden. Er war es gewohnt, daß die Mädchen und Frauen ihn anhimmelten, ohne daß er nachzuhelfen oder gar Gewalt anzuwenden brauchte. »Ich habe Auftrag, Sie nach Cannes zu bringen. Dort werden Sie erwartet. Für uns beide würde es am schönsten sein, wenn wir gemeinsam ganz gemütlich ans Meer reisten. Es hat keinen Sinn, sich zu wehren, zu schreien oder davonzulaufen – das
Weitere Kostenlose Bücher