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Die schöne Rivalin

Die schöne Rivalin

Titel: Die schöne Rivalin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sang es fast, in jenem italienischen Tonfall, der immer wieder betörte. »Sie dürfen es nicht ablehnen. Bitte, sehen Sie es sich an!«
    Er klappte das Kästchen auf, bog den Kopf etwas nach hinten und hielt es Sonja so nahe ans Gesicht, als halte er sie für kurzsichtig.
    In dem Etui, das sah sie noch, befand sich nichts als ein weißer Wattebausch, aus dem ein widerlich süßer Geruch aufstieg und sie nach zwei Atemzügen völlig einhüllte. Dann wurde ihr schwindelig, das Hafenbecken und die Masten mit den Lampen drehten sich, sie taumelte und klammerte sich an Bombani fest, der ihr jetzt den Wattebausch direkt an die Nase hielt. Noch zwei weitere Atemzüge, noch einmal diese schwere Süße, und dann versank die Welt wie in einem Abgrund aus Watte …
    Bombani verstaute den Wattebausch schnell wieder in dem Kästchen, klappte es zu, steckte es in seinen Trenchcoat und hielt mit dem anderen Arm die bewußtlose Sonja fest. Zur Sicherheit sah er sich nach allen Seiten um, konnte aber keinen anderen Menschen entdecken, bückte sich dann, schob sich unter Sonjas schlaffen Körper und trug sie weg.
    Im Schatten des Lagerhauses wartete der auf unbestimmte Zeit gemietete große, amerikanische Wagen. Er hatte jetzt eine von Bombani unter der Hand beschaffte französische Nummer und das ovale CD-Schild. ›Corps diplomatique‹, das war ein Zauberwort, um Zollbeamte und Polizisten von Kontrollen abzuhalten.
    Bombani hob den Kofferraumdeckel und legte Sonja in den riesigen Gepäckraum. Sie paßte bequem hinein, ohne krumm liegen zu müssen. Zu den Rücksitzen hin war die Wand des Kofferraums halb aufgeschnitten worden, so daß vom Innenraum des Autos her genügend Luft hineingeleitet wurde. Sorgfältig fesselte Bombani die Hände und Füße von Sonja mit dünnen, aber festen Stricken. Er war sogar so rücksichtsvoll, Sonjas Gelenke vorher mit Stoff zu umwickeln, damit die Seile nicht die Haut wundscheuerten. Daraufhin hielt er der Gefesselten noch mal den Wattebausch mit dem Äther unter die Nase und klappte dann den Deckel des Kofferraums zu.
    Langsam lenkte er den Wagen zur Hafenstraße, fuhr an den St. Pauli-Landungsbrücken vorbei zur Ausfallstrecke, die auf die Autobahn führte und hatte nach einer halben Stunde Hamburg verlassen.
    Bevor er in die Autobahn einfuhr, hielt er noch einmal auf einem Rastplatz und sah in den Kofferraum. Sonja schlief ruhig und tief. Ihr Mund war trotzig ein klein wenig vorgewölbt, ihre junge feste Brust hob sich beim Atmen und drückte sich durch das Kleid. Der Rock war nach oben verschoben und gab die langen, schlanken Beine bis zu den Schenkeln frei.
    Bombani hatte bei diesem Anblick das Gefühl, als werde sein Herz groß wie ein aufgeblasener Ballon. Er hielt sich für einen Frauenkenner, der kaum noch zu überraschen war. Jetzt mußte er, wenn er ehrlich war, diese überhebliche Selbsteinschätzung korrigieren. Dieses Mädchen strahlte so viel Jugend, Unschuld, lebensvolle Frische und Schönheit aus, daß er in einer Art überwältigt war, wie er es nie für möglich gehalten hätte. War es nicht eine Sünde, sie den Gangstern auszuliefern, die ihn beauftragt hatten? Aber was sollte er tun? Wenn er die Befehle nicht ausführte, war sein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Corbet und seine Kumpane kannten kein Erbarmen, wenn sich irgend jemand ihnen widersetzte.
    Er beugte sich vor, küßte Sonjas trotzige Lippen, strich ihr zärtlich die wirren Haare aus der Stirn, schob den verrutschten Rock etwas herunter, klappte den Kofferraumdeckel wieder zu und überlegte. Ich muß erst nach Westen und dann nach Süden. Über die Autobahn bis Aachen, dann durch Belgien, hinein nach Frankreich, die Rhône hinunter über die alte, schöne Route Napoleon bis zum Mittelmeer und dann die Küstenstraße entlang nach Cannes. Welch eine Fahrt!
    Er setzte sich ans Steuer, steckte eine Zigarette an und kam nicht von den verwirrenden Gedanken los, daß hinter ihm im Kofferraum das schönste Mädchen lag, das er je gesehen hatte.
    Man muß unterwegs ein paar Pannen haben, dachte er und lächelte vor sich hin. Auch ein Mr. Corbet ist machtlos, wenn ein Reifen platzt, ein Vergaser versagt oder der Auspuff wegfliegt. Aber so gewinnt man wenigstens Zeit, in der man allein ist mit diesem fantastischen Mädchen.
    Für Übernachtungen war ohnehin alles vorbereitet. Auf den Hintersitzen des Wagens lagen Decken und Kissen. Wenn man die Sitze umklappte und die Vordersitze zurücklegte, ergab sich eine durchgehende

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