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Die schöne Schwindlerin

Die schöne Schwindlerin

Titel: Die schöne Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Identitäten wechselte, wie andere Frauen die Handschuhe. Seine Clara war risikofreudig, eine Frau, die die Gefahr und das Mysterium liebte.
    Im Schreibtisch fanden sich jede Menge Zeichenutensilien, er quoll vor Kohle, Tusche, Zeichenfedern und Papieren aller Art fast über. Er erhoffte sich nicht viel, als er die Zeichenpapiere durchging. Vielleicht hatte sie irgendeine Notiz dagelassen, irgendeinen Hinweis …
    Es war, wie einen Blick in den Spiegel zu erheischen, vorausgesetzt der Spiegel wäre mit einer schwarzen Seidenmaske bestückt. Und vorausgesetzt, der Spiegel versorgte einen mit einem ruchlosen Blitzen in den Augen und einem Lachen voller Übermut und Charme. Und zog einem die Kleider aus.
    Dalton hatte während der letzten Wochen viele Stunden damit verbracht, über Sir Thorogoods Zeichnungen zu sinnen. Er kannte jeden Strich, jeden cleveren Schwung, jede leichte, witzige Linie…
    Es fühlte sich ungefähr so an, als stäche Kurt mit einem seiner langen Messer auf ihn ein, diese Mischung aus Erkennen und Verrat. Ein wirklich eigenartiges Gefühl, in der Tat.
    Ihm war, als müsse er daran verbluten, langsam und unaufhörlich. Er richtete sich abrupt auf und riss sich zusammen. Welch absurder Gedanke! Er war enttäuscht, das war alles.
    Ihm war jetzt natürlich alles klar. Die Erinnerung an Mrs Simpson überströmte ihn – ihre Fragen und wie sie ihn um eine Zeichnung bedrängte, ihm wie ein liebestolles Eichhörnchen nachjagte. Und Rose – seine Rose – schlich im Dunklen durch Wadsworths Haus, führte ihn herum und lernte, wie man Safes knackte, bei Gott!
    Dalton betrachtete die Illustration in seiner Hand. Die Zeichnung war kaum mehr als eine Skizze, kaum mehr als eine Hand voll Linien, doch sie hatte so vieles eingefangen. War das die Art, wie sie Monty sah, als erotischen, atemberaubenden Schurken? Er rollte die Zeichnung vorsichtig zusammen und schob sie in die Manteltasche.
    Als Beweismittel, selbstverständlich. Er war dabei, Beweismittel zusammenzutragen, das war sein Job. Mehr nicht.
    Und jetzt war es sein Job, einen gewissen verlogenen Künstler einzusammeln, der bei weitem zu viel über den Zustand der Regierung wusste.
    Er wandte sich an die drei Leute, die atemlos vor Claras Tür warteten.
    »Trapp, ich habe Grund zu der Annahme, dass Sie in Ihrem Haus jemandem Unterschlupf gewährt haben, der gegen die Krone agiert hat.«
    Der Mann erbleichte, aber sein Erstaunen schien nicht gekünstelt. Beatrice stolperte auf einen Stuhl zu und setzte sich nach Luft schnappend wie ein Fisch. Dalton tat jeden Widerspruch mit einer Handbewegung ab.
    »Ich glaube Ihnen, dass Sie keine Kenntnis von ihren Aktivitäten hatten. Ich habe Grund zur Annahme, dass sie sehr geschickt vorzugehen weiß.«
    »Sie?« Trapp zwinkerte immer noch ungläubig. »Sie?«
    Dalton unterdrückte seine Ungeduld mit Gewalt. »Sie. Mrs Bentley Simpson, um präzise zu sein.«
    »Clara?«
Der Aufschrei drohte, die Tapeten von den Wänden zu lösen. Wie es schien, war Beatrice wieder bei Atem.
    Trapps Miene verhärtete sich. »Wie, diese schmarotzende kleine -«
    Beatrice schlug ihrem Gatten auf die Schulter. »Oh, Unsinn, Oswald! Clara ist keine Revoluzzerin. Sie ist eine kleine Maus!«
    Was nicht im Geringsten dem Eindruck entsprach, den Dalton von der Witwe Simpson gewonnen hatte. »Eine Maus?«
    Beatrice zuckte die Achseln. »Ständig hat sie sich in ihrem Zimmer versteckt und immer nur gezeichnet…«
    Ah. Ja. Genau.
    Gezeichnet.
    Clara zog die Kapuze ihres Umhangs tiefer ins Gesicht. Sie wusste, es sah lächerlich aus, an einem schönen Sommertag einen Wollumhang zu tragen, aber besser, als erkannt zu werden, war es allemal. Das verschnürte Päckchen enthielt Sir Thorogoods Abschiedsvorstellung. Sie hätte nicht riskiert, es selbst zur
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zu tragen, hätte sie nicht so dringend das Geld gebraucht. Es ließ sich nicht sagen, ob sie je wieder etwas verdienen würde. Das, was sie in der kleinen Schatulle mit sich herumtrug, musste vielleicht für den Rest ihres Lebens reichen.
    Kleine Porträts von Leuten auf dem Land würde sie vermutlich immer machen können, im Austausch gegen ein Huhn oder etwas Wild. Um ehrlich zu sein, wusste sie nicht recht, was das Landvolk so tat und wie es lebte. Sie hatte ihr ganzes Leben in London verbracht, abgesehen von den paar Fahrten nach Brighton in ihren Kindertagen.
    Als sie Gerald Braithwaites Büro betrat, streifte sie draußen vor der Tür einen kleinen zerlumpten Mann. Sie entschuldigte

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