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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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gesagt. Zu ängstlich, zu feige, die Worte zu sagen. Und wenn er sie aussprach, war er vielleicht nicht mehr fähig, sie gehen zu lassen.
    Er machte den Mund auf, doch sie strich mit den Fingerspitzen über seine Lippen und ließ ihn stumm bleiben.
    »Nein. Vielleicht ist es besser, du tust es nicht.«
    Sie nahm sein Gesicht in die sanften Hände und sah zu ihm auf.
    »Aber
ich
kann frei von meinen Gefühlen sprechen. Ich liebe dich.«
    Sie war tapferer als er. Er sah weg. »Liebe ist immer ein großes Risiko, Agatha.«
    »Du bist kein Risiko.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Du bist zu mir zurückgekommen.«
    »Nur um dich wieder zu verlassen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mir entrissen zu werden, ist nicht dasselbe, wie mich zu verlassen.«
    Er küsste sie auf beide Augen, spürte und schmeckte den zarten Hauch der Tränen. »Ich bin froh, dass ich zu dir zurückgekehrt bin, Agatha. Auch, wenn ich dich nicht auf diese Weise hätte entehren sollen.«
    Sie schnaubte. »Simon, ich habe dich praktisch vergewaltigt.«
    Er grinste. »Ich weiß. Ich komme mir ja so billig vor.«
    »Nichts an dir ist billig.« Sie strich ihm das feuchte Haar aus der Stirn. »Mein geliebter Mann, du hast nur das Beste verdient.«
    Er sagte eine Zeit lang nichts. Dann rollte er sich neben sie und starrte zum Betthimmel hinauf.
    »Ich bin wirklich nur ein Bastard von einem Kaminkehrer, weißt du.«
    »Ja, ich weiß.«
    Das Höllische daran war, er wusste, dass es sie wirklich nicht kümmerte. Also erzählte er ihr alles, was er nie zuvor jemandem erzählt hatte.
    Er erzählte ihr, wie er aufgewachsen war, oft durchgefroren und meistens hungrig. Wie seine Mutter kaum ihren eigenen Lebensunterhalt zusammenbekommen hatte. Wie sie ihn allein hinausgeschickt hatte, weil sie nicht ertragen hatte, dass er mehr und mehr begriff, womit sie sich durchschlug.
    Er war als kleiner Junge Kaminkehrer geworden, um wenigstens für sich selbst sorgen zu können. Aber der Lohn war karg, wenn er überhaupt einen bekam. Er war viele Nächte lang durch die Straßen gelaufen, um irgendwie warm zu bleiben.
    Eines Abends, als er in einer wohlhabenderen Gegend den Müll durchsucht hatte, war er flink auf ein Dach geklettert, um sich der Wärme wegen an einen breiten Kamin zu kauern. Er war für eine Weile eingeschlafen, dann hatte ihn ein Geräusch geweckt, und er hatte etwas Seltsames im Nachbarhaus Vorgehen sehen.
    Er hatte sich näher herangeschlichen und ein hitziges, geflüstertes Streitgespräch belauscht, in dem es darum ging, wer vom Dach klettern und den kleinen Jungen aus dem Kinderzimmer stehlen sollte, dem dritten Fenster von links.
    Er hatte begriffen, dass da eine Entführung im Gange war, und er hatte entschieden, dass ihn das nichts anginge. Doch dann hatte er an den kleinen Jungen gedacht, dessen Leben so gut, so warm, so voller Essen und Liebe war. Wie leicht konnte sein Leben so werden wie seines. Also war er von seinem eigenen Dach heruntergerutscht und von einem Sims auf den anderen gesprungen. Simse, die einen Erwachsenen niemals getragen hätten. Dann war er von oben in das Nebenzimmer geschlüpft und hatte das schlafende Kindermädchen gesehen.
    Er hatte versucht, sie aufzuwecken, aber sie schlief unnatürlich tief. Also kroch er in das Kinderzimmer, weckte den kleinen Jungen auf und erzählte ihm, um ihm keine Angst einzujagen, dass sie ein Versteckspiel spielen würden.
    Mit dem ganzen Hohn des älteren Kindes redete er auf den Fünfjährigen ein, dass der sich ohnehin nicht richtig verstecken und ruhig halten könne. Der standhafte kleine Kerl hatte erklärt, das könne er wohl, und er werde es beweisen.
    Simon hörte, wie der Mann am Fenster arbeitete und schob den Jungen schnell in eine Truhe, die im Zimmer des Kindermädchens stand. Dann lief er »Feuer! Feuer!« schreiend den Gang hinunter, bis er das ganze Haus geweckt hatte.
    Anfangs hatte keiner seine Geschichte geglaubt. Als sie fest-stellten, dass der kleine Junge tatsächlich nicht da war, hatte Simon einen Moment lang um seine eigene Sicherheit gebangt. Insbesondere, nachdem er ihnen die Truhe gezeigt hatte und die Truhe leer war.
    Sie hatten alle um ihn herumgestanden, hatten ihm gedroht und waren so aufgeregt gewesen, dass sie den kleinen Jungen, der sich zwischen ihren Beinen zu Simon durchschob, erst bemerkten, als er erklärte, nicht so blöd zu sein und dazubleiben, wo der Suchende ihn hinsteckte.
    Dann kam von draußen ein Schrei. Alle rannten sie zum Fenster und

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