Die schöne Spionin
die faszinierte Dienerschaft unter der Tür stehen. Die bewaffnete Dienerschaft. Sarah, die Köchin, hatte ein gigantisches Nudelholz dabei, Pearson ein glühendes Bügeleisen.
James stand auch da, mit einer Pistole in der Hand.
Lord Fistingham keuchte: »James!«
Sogar Reggie schaffte es, trotz Simons Umklammerung, den Kopf zu drehen. Als er James sah, weiteten sich seine Augen verblüfft. Aller Kampfgeist verließ ihn, und er hing schlapp in Simons Armen.
»Fistingham? Reggie? Was machen Sie hier?« James sah von einem zum anderen. Dann sah er Simons Mordlust. »Ah, Simon? Reggie hat sicher verdient, was immer du mit ihm vorhast, aber würdest du freundlicherweise noch warten? Ich bin wirklich neugierig. Ich hätte gerne eine Erklärung.«
Agatha trat einen Schritt zurück, während Simon Reggie widerwillig losließ und sie zu fünft unbehaglich in der Mitte des Salons im Kreis standen.
Lord Fistingham wollte seinen Augen nicht trauen. Er sah James verwundert an und schüttelte den Kopf. »Es ist aus«, murmelte er. »Es ist alles aus.«
James sah Agatha an. »Hast du irgendeine Ahnung, wovon er da redet?«
»Ich glaube, er ist ziemlich enttäuscht, dass du am Leben bist, weil er mich jetzt nicht mehr dazu zwingen kann, Reggie zu heiraten.«
»Reggie heiraten? Zur Hölle, verdammt, niemals! Nach allem, was dieser Schuft dir angetan hat?« James warf Reggie einen giftigen Blick zu.
Agatha fiel vor Staunen der Mund auf. »Das wusstest du?«
»Natürlich wusste ich es. Mott wusste es, die Dienstboten wussten es, wir alle wussten es, nur Papa nicht, weil der es nicht wissen wollte. Warum glaubst du, bist du nie mehr alleine irgendwohin gegangen, nachdem das passiert war? Warum glaubst du, hat er sich nach diesem Tag nicht mal mehr auf, Armeslänge an dich herangewagt? Ich habe ihm die Flausen ausgeprügelt, deshalb.«
Agatha starrte ihrem Bruder ins Gesicht und staunte über seinen Zorn. Er war also doch für sie da gewesen.
»Deshalb hast du gedacht, du könntest mich zur Heirat zwingen, nicht wahr? Weil du dachtest, James sei nicht mehr da und könnte dich nicht mehr aufhalten?«
Reggie erbleichte und sah von Simon zu James. »Ich weiß nicht, was sie erzählt hat – aber sie war es, die mir nachgestellt hat! Die Frauen waren schon immer hinter mir her…«
Simon setzte sich in Bewegung, doch es war Jamies Faust, die in Reggies Gesicht knallte und ihn zu Boden sinken ließ. Alle standen sie nur um Reggie herum, und James rieb sich die Hand.
Sogar Lord Fistingham schien nicht geneigt, seinem Sohn zu Hilfe zu eilen. »Verdammter Trottel«, murmelte er. »Hätte er sich seine Chancen bei dem Mädchen nicht schon vor Jahren ruiniert, dann wäre sie leichte Beute für ihn gewesen. Sein Gesicht hätte gereicht, sie mit ihm zu verheiraten, bevor sie gewusst hätte, wie ihr geschieht.«
Agatha konnte sich das höhnische Grinsen kaum verkneifen. »Nicht, dass ich Ihren Glauben an mich erschüttern möchte, Mylord, aber ich habe Ihren Sohn immer gehasst und wäre nie leichte Beute gewesen.«
Reggie schüttelte den Kopf. »Dieses Miststück hat mich schon fertig gemacht«, murmelte er. »Und jetzt das. Ich werde dieses armselige Luder niemals heiraten, egal wie viele Schuldscheine
der da
hält.«
Er riss den Kopf zu James herum.
Agatha zwinkerte. »Du hast Schuldscheine von ihm?«
James nickte grimmig. »Jede Menge. So viel, dass ich Fistingham alles abnehmen kann, was nicht unveräußerliches Erbgut ist.«
Lord Fistingham keuchte. »Der Dummkopf hat uns mit seiner Spielerei den letzten Penny gekostet. Er musste dich heiraten. Ich hatte alles so gut eingefädelt. Ich hätte Appleby bekommen und den ganzen Ertrag, und wir hätten dafür gesorgt, dass du diese Schuldscheine niemals findest.«
James antwortete Seiner Lordschaft wütend, aber Agatha hörte gar nicht zu. Sie war Simons wegen zu besorgt. Er starrte Reggie unverwandt mit tödlichem Blick an. So angriffslustig, wie er bereitstand, hatte sie den Eindruck, dass er sich an einem sehr langen, dünnen Zügel im Zaume hielt.
»Jamie«, unterbrach sie ihren Bruder. »Simon will hier immer noch jemanden umbringen.«
James sah Simon an. »Oh, zur Hölle, Simon? Simon, lass gut sein!«
Simon reagierte nicht, bewegte sich nicht und ließ sein Opfer nicht aus den Augen. Reggie schien langsam wirklich Angst zu haben.
»Was hat er denn? Was stimmt nicht mit ihm?«
»Er ist in Ordnung«, sagte Agatha. »Ich fürchte, du bist es, der verdammt ist.« Sie
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