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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Verlustängste nieder, die seinen Verstand lähmten.
    Er machte die Augen zu und konzentrierte sich. Er versuchte wie Agatha zu denken, seinen Instinkt und sein Gespür für die menschliche Natur zu nutzen.
    Lavinia war eine argwöhnische, möglicherweise sogar paranoide Frau. Eine listige Kreatur, aber ohne sichtlichen Intellekt. Ihr größter Vorteil war ihre offenkundig fehlende Eignung für derartige Machenschaften. Sie war einfach nicht der Typ für so etwas.
    Sie war jemand, der am Spieltisch und beim Einkaufen erstaunliche Schulden anhäufte. Ein Wesen mit geschmacklosen, ausschweifenden Leidenschaften. Impulsiv, gelegentlich grausam und zu schlechten Scherzen neigend…
    Simon schlug die Augen auf und lächelte grimmig. Er hatte es.
    Er marschierte zuversichtlich zum Badezimmer zurück und hob den Sitz von Lavinias bezeichnenderweise thronartigem Toilettenstuhl an. Sie benutzte natürlich keine Latrine hinten im Garten. Dann hob er die Porzellanschale heraus, die in den Sitz eingelassen war.
    In einer Vertiefung unterhalb des Bassins lag ein in Öltuch gewickeltes Päckchen.
    »Jetzt habe ich dich, du Viper«, flüsterte Simon.
    Obwohl der Hohlraum etwas feucht war, war der Inhalt des Päckchens trocken geblieben, und Simon sah ihn schnell durch.
    Briefe ihrer Liebhaber, Aufzeichnungen über erstaunliche Spielschulden, die erst kürzlich auf einen Schlag bezahlt worden waren, und eine dreckige handgeschriebene Quittung über den Ankauf »von eim klein Bot gnannt Mary Klar«. Das Boot, auf dem man James gefangen gehalten hatte. Das Boot, auf dem sich jetzt vermutlich auch Agatha befand. Die Quittung war mit »John Sway« unterzeichnet.
    Die Jagd hatte ein weiteres Ziel. Kapitäne neigten dazu, ihre Schiffe auch dann noch im Auge zu behalten, wenn sie ihnen nicht mehr gehörten.
    Simon steckte den Zettel in seine Brusttasche und wollte schon gehen. Doch dann beäugte er zögerlich die Liebesbriefe. Die wichtigsten Informationen kamen manchmal aus den unscheinbarsten Quellen.
    Die ersten Briefe enthielten alles, von der peinlichen jungenhaften Verehrung bis zum raffinierten erotischen Wortspiel. Die Lady schien keine großen Bedingungen an den Typus ihrer Verehrer zu stellen.
    Ganz unten im Stapel entdeckte er einen Brief, der als abgeschmackte Liebhudelei begann und auf der zweiten Seite abrupt geschäftsmäßig wurde.
    Die Anspielungen auf gewisse Zahlungen und Kontakte waren zwar sorgsam kaschiert, aber Simon erkannte beim Lesen seine eigene Ausdrucksweise wieder. Ein Absatz, mit dem er überhaupt nichts anfangen konnte, bezog sich auf den Ankauf und Zuschnitt von Stoff. Simon schüttelte den Kopf. Kodierung zählte nicht zu seinen Spezialgebieten, aber er wusste, dass sämtliche Zahlen höchstwahrscheinlich Datumsangaben und Uhrzeiten darstellten.
    Für den Fall, dass auch die anderen Briefe derartige Passagen enthielten, steckte er den ganzen Stapel ein. Dann verließ er das Badezimmer und besah sich noch einmal den Sekretär aus Rosenholz. Lavinia war eine durchsetzungsfähige Person, die vermutlich eine kräftige Handschrift hatte…
    Er nahm die Briefbogen zur Hand und sah sie im Kerzenlicht Seite für Seite durch.
    Ja, da war etwas, auf dem dritten Bogen. Eine verschnörkelte Schrift, die sich tief ins Papier gegraben hatte. Nur ein paar Zeilen, aber vielleicht, nur vielleicht…
    Simon ging am Kamin in die Knie und bediente sich, wie schon bei Agathas Brief, der Rußtechnik.
Bitte, lieber Gott, lass es kein dummes gesellschaftliches Briefchen sein…
    Die Schrift war deutlich und klar und sogar spiegelverkehrt gut zu lesen. »… Lieber, ich werde die Kugel sein, die auf Prinnys Verstand zielt. Auf immer dein, L.«
    Die Monstrosität des Vorhabens traf Simon wie ein Blitz aus purem Horror. Die Ermordung des Prinzregenten hätte die britische Regierung für Monate, wenn nicht für Jahre, ins völlige Chaos gestürzt.
    Aber der Plan war zum Scheitern verurteilt. Prince George war der vermutlich bestbewachte Mann der Welt. Sogar bei öffentlichen Auftritten hätte es einer Armee bedurft, um auf Schussdistanz an ihn heranzukommen, ganz abgesehen davon, dass der Attentäter den Versuch niemals überlebt hätte. Lavinia war eine Amateurin, wie schon ihr unverschlüsseltes Schreiben bewies. Aber war sie eine Selbstmörderin?
    Konnte es sich um eine andere Art von Waffe handeln? Lavinia hatte von einer Kugel geschrieben, aber das konnte bildlich gemeint sein. Wie auch immer, er war verpflichtet, es sofort

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