Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
jetzt noch nicht nachdenken wollte – war, dass das Hospital wenig zu bieten hatte, was gesellschaftliche Neuigkeiten und Gerüchte betraf. Sie hatte heute Abend mehr über den Krieg gegen Napoleon erfahren, als in all den Wochen, in denen sie verwundete Soldaten gepflegt hatte.
    Natürlich würde sie weiter dort arbeiten. Dass das bisschen Trost, den sie zu geben hatte, so gebraucht wurde, war Lohn genug. Aber abends, mit Simon an ihrer Seite, erfuhr sie vermutlich mehr, als sie sich je erträumt hatte, denn Geraune und Tratsch brauchten diese Leute wie Luft zum Atmen.
    Im Ballsaal waren fast so viele Uniformen zu sehen gewesen wie im Hospital. Und zwar Offiziere. Männer, die Komman-do führten, die vielleicht wirklich wussten, wo ein gewisser Captain Cunnington sich im Augenblick befand.
    Die Aufregung erschütterte ihre Nerven wie Glockenklang. Das letzte Bisschen an Informationen, das sie einem tatterigen General entlockt hatte, entlohnte sie für alle Mühen.
    »Oh, der Griffin!«, hatte er mit krächzender Stimme erklärt und sie mit triefenden Augen entrüstet angesehen. »Ja, ja, natürlich habe ich von ihm gehört, so voll wie die Gazetten damit sind.«
    Agatha hatte tief Luft geholt, und der alte Mann hatte weitergeredet und es genossen, dass seine zusammengesunkene Gestalt ihn exakt auf Augenhöhe mit ihrem Mieder brachte.
    »Ich sage Ihnen, wenn ich das Kommando hätte, dann würden wegen solchen Informationen Köpfe rollen. Diese Jungspunde von der Zeitung haben keinen Respekt vor der Regierung, so wie sie die Angelegenheiten der Krone herumerzählen…«
    »So gar nicht wie Sie, Sir.« Sie hatte sich vorgebeugt, und der alte Junge war praktisch in ihren Busen gefallen. »Ich wette, nicht einmal Napoleon höchstpersönlich könnte aus einem Mann wie Ihnen die wahre Identität des Griffin herauspressen.«
    »Napoleon nicht, und nicht einmal der gute King George persönlich!«, erklärte er beherzt. Dann zwinkerte er. »Das heißt, wenn ich es wüsste…«
    Die nächste verfluchte Sackgasse. Agatha hatte geseufzt und sich aus den zittrigen Klauen des Generals befreit, als der Tanz zu Ende war.
    »…hundertprozentig wüsste, meine ich.«
    Womit Agatha wieder im Spiel gewesen war und den General zum nächsten Walzer auf die Tanzfläche gelockt hatte. Komplimente, atemlose Aufmerksamkeit und eine Menge Busen hatten ihm schließlich seine Theorie entlockt.
    Wie es schien, handelte es sich um einen zurückgezogen lebenden Gentleman… niemand Geringeres als ein Lord. Ein rätselhafter Mann, der immer wieder wochenlang das Land verließ, um ohne Tamtam und Vorwarnung wieder in die Stadt zurückzukehren. Ein Mann, der den Mund geschlossen und die Augen offen hielt. Ein Mann mit
sehr
hoch gestellten Freunden. Letzteres kam mit mehr als einer Spur von Unmut.
    Wenn das nicht die veritable Beschreibung eines Spions war, dann wusste Agatha auch nicht weiter. Und sie hatte seinen Namen.
    Jetzt musste sie nur noch Zugang zu seinem innersten Zirkel finden und irgendwie in sein Haus geladen werden und – und was?
    Ihn fragen, ob er der Griffin sei? Die Unsinnigkeit ihres Plans ließ sie zusammensinken. Als ob ein königlicher Spion ihr mehr erzählt hätte, als jeder anderen Klatschbase der Londoner Gesellschaft.
    Nein, ihr musste noch etwas einfallen, etwas…
    Die Kutsche fuhr vor, der junge Harry sprang ab und öffnete die Tür. Simon trat heran, um ihr hineinzuhelfen, aber sie ließ ihn stehen. Nachdem er mit seinen Diebereien ihre Mission gefährdet hatte, wollte sie ihm nicht nahe sein.
    Mit freudigem Triumphgeheul kam ihr die Lösung in den Sinn. Sie hätte keinen perfekteren Plan entwerfen können, selbst wenn sie es versucht hätte.
    Es würde ihm nicht gefallen, da war sie sicher. Trotzdem würde er nicht ablehnen. Auch wenn sie ihn in Wirklichkeit nie vertaten hätte.
    Es war auch nicht schlimmer als damals, als Jamie ihr gedroht hatte, Papa von dem unglückseligen Vorfall mit dem Erntedank-Feuer und dem Schießpulver zu erzählen. Sie hatte wochenlang nach Jamies Pfeife getanzt, bis er ihr endlich sein Wort gegeben hatte, die Sache ihrem bevorzugten Sündenbock, dem imaginären Mortimer Applequist, anzuhängen.
    Schlussendlich war sie unentdeckt geblieben und hatte sich nur einen von Papas Vorträgen über falsche Freunde anhören müssen. Der arme Papa, als es aufs Ende zuging, hatte er tatsächlich an den allgegenwärtigen Mortimer geglaubt.
    Simon warf die Frackschöße hoch, setzte sich ihr gegenüber

Weitere Kostenlose Bücher