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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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interessierte. Wer von Adel wo gesehen worden war, was er getragen, mit wem er gesprochen oder nicht gesprochen hatte.
    Da war es. Applequist.
    »…und verbrachte die meiste Zeit damit, sich mit Mr und Mrs Mortimer Applequist, Carriage Square, zu unterhalten.«
    Mortimer Applequist? Es gab doch nicht wirklich einen Mann dieses Namens, oder? Sehr unwahrscheinlich. Nein, das musste Agatha sein. Aber wer spielte den Mortimer? Hatte Agatha in seiner Abwesenheit geheiratet?
    Aber das hätte sie nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Agatha etwas von solcher Bedeutung ohne ihn tat, ohne ihn wenigstens zu benachrichtigen. Sie hätte gewartet, bis er wieder zu Hause war, das wusste er. Es sei denn, sie hielt ihn für tot.
    Aber wenn das der Fall war, dann hätte sie keinen Mortimer erschaffen und ihn in London herumzeigen müssen.
    Nein. James musste annehmen, dass seine kleine Schwester es aus genau dem Grund tat, um ihm das Signal zu geben, nach Hause zu kommen.
    Er war schon unterwegs. Sobald er nur wusste, wie.
    Seltsamerweise war sein Verstand jetzt relativ klar. Erstmals seit seiner Gefangennahme benebelten keine Drogen seine Sinne, so weit er das beurteilen konnte.
    Machten sich seine Häscher seinetwegen keine Gedanken mehr? Dachten sie, er wäre nach den schweren Prügeln kein Problem mehr?
    James sah sich in seiner persönlichen kleinen Hölle um. Der Wasserkübel stand immer noch da, wo Bull ihn gestern hingestellt hatte. Das Brot moderte vor sich hin, weil seine lockeren Zähne viel zu sehr schmerzten, wenn er sie in das verdorbene…
    Das Brot.
    Konnte es das Brot sein? Er hatte die ganze Zeit über das Wasser in Verdacht gehabt, weil es so bitter und faulig schmeckte. Das Brot war ihm nicht in den Sinn gekommen. Der Geschmack des Schimmels war so widerwärtig, dass ihm seine Vorliebe für Käse vermutlich auf immer vergällt war.
    Also war das Brot irgendwie vergiftet. Er bezweifelte, dass seine Häscher es speziell für ihn buken, um es dann, des Effekts wegen, verrotten zu lassen. Sie stäubten vermutlich nur irgendein Pulver darüber, das ihm wegen der verschiedenartigen Flecken auf der Kruste gar nicht aufgefallen war.
    Nun, er hatte seinen Verstand und seinen Willen zurück, und er hatte einen ersten Plan im Kopf. Kein Brot mehr essen, nur noch das Wasser trinken, das er zum Überleben brauchte.
    Ihm blieb nicht viel Zeit, denn ohne das Brot wäre er innerhalb weniger Tage zu schwach.
    Zeit, angestrengt nachzudenken. James versteckte die Zeitungsseiten, sank kraftlos auf seinen Strohsack und musste aller Welt wie ein geschlagener, gebrochener Mann erscheinen.
    Aber in ihm war endlich wieder der Profi am Werk.
    Der nächste Ballsaal, die nächsten Eskapaden. Der nächste zehenzermalmende Tanz mit einem Mann in Uniform. Nach vier von diesen Abenden wusste Agatha, worauf es ankam.
    Sie lächelte den stämmigen General an, mit dem sie den Walzer tanzte und holte tief Luft, um die Aufmerksamkeit des Gastgebers auf ihren Busen zu lenken. Dann hob sie hinter dem Rücken des Mannes drei Finger und gab Simon Zeichen.
    Die Lakaien, die die Gäste bedienten, sammelten sich innerhalb kürzester Zeit an den Ausgängen des Ballsaals und verschwanden zur Küche.
    Sie fragte sich, was Simon nun schon wieder arrangiert hatte.
    Die letzten drei Abende hatte sie erstaunt und manchmal entsetzt zur Kenntnis nehmen müssen, welchen Aufwand Simon betrieb, um für Ablenkung zu sorgen.
    So lange er nicht wieder heimlich einen Sack Ratten freiließ, war alles gut. Agatha hatte letzte Nacht kaum schlafen können, weil sie ständig an die arme Hausherrin hatte denken müssen, die wegen der Ratte, die während des Dinners mitten durch den Speisesaal gelaufen war, in allerhöchste Verlegenheit geraten war.
    Simon hatte versprochen, künftig auf widerwärtiges Getier zu verzichten, aber Agatha traute ihm nicht recht. Männer machten sich ja keine Vorstellung, was Frauen auf sich nahmen, um einen solchen Abend auf die Beine zu stellen. Agatha hatte am nächsten Abend das Gerücht verbreitet, dass man den Gastgebern des letzten Dinners einen Streich gespielt hatte. Sie hätte es nicht ertragen, wenn irgendwer geglaubt hätte, dass es im betreffenden Haus tatsächlich Ratten gab.
    Der General sagte etwas, und Agatha versuchte angestrengt, zuzuhören. Sie hatte ihn bereits nach Jamie befragt und ihm seine Ansichten über den berühmt-berüchtigten Griffin entlockt. Unglücklicherweise hatte sie den Eindruck erweckt, seine sämtlichen

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