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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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ganz zu schweigen von Komfort und familiärer Geborgenheit.
    Simon schüttelte die zerknitterte Jacke aus und zog sie an. Er erwog kurz, sich in Kurts Küche zu wagen, dann entschied er, dass er besser Agathas Köchin ein Frühstück abschwatzte.
    Er rieb sich das Gesicht. Er hatte Agatha gestern Abend schlecht behandelt. Er hätte sie umgarnen sollen, statt sie auszuschimpfen. Er hätte jetzt bei ihr sein sollen, um sie nach Kräften zu becircen.
    Es war an der Zeit, ihrem Geheimnis auf den Grund zu gehen, auch wenn das hieß, bis zum Äußersten zu gehen und sie James zu entlocken.
    Er war schon auf halbem Wege, aus dem Kuss im Salon zu schließen.
    Auf dem halben Weg zur Verdammnis,
wisperte sein Gewissen.
    Auf dem halben Weg zur Ekstase,
wisperte seine Lust.
    Simon griff ächzend nach seinem Hut und verließ den Club.
    Agatha schon um Mitternacht nackt und willig in seinen Armen zu halten, war mehr als nur ein Planziel. Es war ein Traum, der wahr würde.
    Bei der Vorstellung, sie in den Armen zu halten, sie in seinem Bett zu haben, verschwand jeder körperliche Schmerz. Begierde pulste durch seine Adern, sengende Lust mit einer rauen Prise aus Einsamkeit.
    Er blieb kurz nach der Tür stehen und lehnte sich dankbar an das kalte Eisen des nächstbesten Laternenpfahls. Er holte ein paar Mal tief Luft, um den Kopf frei zu bekommen.
    Die Luft draußen war nicht wirklich frisch, aber voller echter Gerüche und Geräusche. Das Rattern der Kutschen und Lastkarren, das Klappern der Hufe, der allgegenwärtige Rußgeruch seines geliebten London.
    Das war die Wirklichkeit. Das war die Welt, in der er lebte, die Welt, die er beschützen wollte. Seine Stadt, seine Heimat und seine Aufgabe, das Geschäft mit dem Treibgut und dem Dreck der Kriegszeiten und der Spionage.
    Seine Mission, er musste sich auf seine Mission konzentrieren.
    James Cunnington finden und ihn zur Strecke bringen, welche Mittel dazu auch erforderlich waren. Die undichte Stelle finden und sein Land beschützen.
    Ein Unglück, dass er den Mann mochte, aber vollkommen irrelevant. Ein Unglück, dass die Mätresse der Zielperson ihn faszinierte, aber gleichfalls irrelevant.
    Simon spürte, wie er wieder Halt fand. Er spürte, wie er innerlich einmal mehr hart und kalt wurde, als sei das Eisen des Laternenpfahls durch seine Handflächen gedrungen, um das Blut zu ersetzen, das Agatha mit ihren Reizen hatte heiß werden lassen.
    Er hatte eine Mission. Und diesmal würde er das nicht vergessen.
    Kaum hatte sie beschlossen, Simon zu verführen, stellte Agatha fest, dass es plötzlich keine Eile mehr damit hatte, dass er nach Hause kam. Sie brauchte jede Minute.
    Als Erstes ordnete sie an, die Betten in beiden Schlafzimmern frisch zu beziehen, weil sie nicht sicher war, wo die Nacht enden würde. Dann nahm sie ein Bad und versteckte sich im Wasser, bis ihr einfiel, dass sie zum Schrumpligwerden neigte. Worauf sie prompt aus dem Seifenschaum schoss und nach Nellie rief.
    Als sie in ihrem Schlafzimmer saß, in einen seidenen Morgenmantel und eine Wolke aus Limonen-Eau-de-Toilette gehüllt, beschloss sie, ihre Gedanken zu ordnen.
    Sie griff nach einem Bogen Papier und entkorkte das Tintenfass.
    Als Erstes musste sie Simon in ihr Schlafzimmer bitten. Nein. Da saß sie wie die Spinne im Netz. Sie würde in Simons Zimmer gehen.
    Wann? Sobald er zurück war? Um Schlag Mitternacht?
    Himmel, war das Verführen kompliziert! Ein Wunder, dass es die menschliche Rasse noch gab.
    Agatha kaute kurz auf dem Ende der Schreibfeder herum. Sie musste sich entscheiden. Also gut. Sein Zimmer, sobald Button fort war.
    Sie hörte die Uhr im Eingang schlagen. Der Tag war fast vorüber, und Simon war nicht in Sicht. Was, wenn sie ihren liebsten Badeduft umsonst verschleudert hatte?
    Gerade, als sie ernsthaft in Panik geriet, hörte sie unten im Eingang Simons vertraute Schritte und seine tiefe Stimme. Sie hüpfte auf und drückte das Ohr an die Tür.
    »Wenn Mrs Applequist sich ihr Abendessen aufs Zimmer hat bringen lassen, dann mache ich es genauso… Nein, ich glaube nicht, dass ich ihr Gesellschaft leisten werde. Bringen Sie mir das Essen herauf, Button, aber dann möchte ich nicht mehr gestört werden.«
    Sie hörte Button antworten, aber seine hohe Stimme trug nicht so weit. Simons Zimmertür ging auf und wieder zu.
    Agatha setzte sich wieder und spielte nervös mit der Schärpe ihres Morgenmantels. Es war gerade einmal acht Uhr. Ihr eigenes, frühes Abendessen stand zugedeckt in der

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