Die schöne Spionin
hergenommen?
Er schlug das Buch müßig auf, um ein paar von seinen Lieblingsstellen zu lesen. Auf dem Vorsatzblatt stand eine Widmung in einer vertrauten, festen Handschrift.
Für Jamie, meine geliebte verwandte Seele A.
Verwandte Seele.
Ein Eisblock grub sich schwer in Simons Magen. Wie konnte er so tief sinken, sie von dem Mann trennen zu wollen, den sie liebte?
Er überlegte rasend und setzte sich in den Stuhl vor dem Feuer, ohne es überhaupt zu bemerken, das aufgeschlagene Buch immer noch vor die nichts mehr sehenden Augen haltend.
Er konnte es nicht tun. Er konnte nicht der nächste Mann sein, der ihr treues Herz belog und hinterging. Nicht um seiner selbst und nicht um des Landes willen.
Er musste der Mann bleiben, der zu werden er sich schwer erarbeitet hatte. Dann war es das. Er war hier fertig.
Er konnte nur hoffen, dass die Liars nicht auch am Ende waren.
Kapitel 14
Agatha klopfte mit zittrigen Knöcheln einen stotternden Takt an Simons Tür. Himmel, sie hörte sich an wie ein Specht!
»Herein.«
Simons tiefe Stimme war noch tiefer als sonst. Agatha riss sich am Riemen und glitt ins Zimmer.
Simon saß vorm Feuer, ein offenes Buch in den Händen. Er war noch ganz angekleidet, auch wenn das Hemd offen und die Haare zerzaust waren.
Im schummrigen Licht des Feuers wirkte sein Gesicht einen Augenblick lang kummerverzerrt. Agatha blieb verunsichert stehen. Dann lächelte er schwach, und die Verunsicherung war dahin.
Das Licht hatte ihr einen Streich gespielt, das war alles.
Sie erwiderte sein Lächeln. Er war so vollkommen. Er war genau der Typ Mann, der nicht leicht zu erobern war und der sie andererseits nicht interessanterer Beute wegen ignorieren würde.
Und er war schön. Agatha spürte, wie ihr Atem sich beim bloßen Anblick des losen weißen Hemds und der engen schwarzen Breeches beschleunigte.
Er stand nicht auf, als sie sich näherte, doch er lehnte sich in seinem Armlehnenstuhl zurück und streckte die langen Beine aus. Sie hatte ihn schon einmal fast nackt gesehen. Sie wusste, was unter den feinen Kleidern steckte.
Sie konnte es nicht erwarten, ihn wieder nackt zu sehen. Ganz.
Er sagte kein Wort, er sah sie nur mit schief gelegtem Kopf an, als warte er, dass sie sich erkläre.
Sie stand im Morgenmantel vor ihm, ein dunkles stilles Haus um sie herum. Sie dachte, damit sei alles gesagt.
Aber, auch wenn er perfekt war, er war immer noch ein Mann. Ein kleiner Hinweis, vielleicht.
»Ich habe eine Entscheidung gefällt.«
Er klappte das Buch zu und legte es auf einen Beistelltisch. Dann sah er sie wieder an, die Hände locker über dem flachen Bauch gefaltet.
Immer noch kein Wort.
»Ich möchte in deinem Bett schlafen.« Nachdem sie damit herausgeplatzt war, hielt Agatha nur noch die schreckensstarre Verlegenheit auf den Beinen.
Zumindest hatte sie endlich seine ganze Aufmerksamkeit. Er setzte sich gerade auf, winkelte seine betörend hingegossenen Beine an und stemmte seine Hände auf die Armlehnen, als wolle er aufstehen. Tat er aber nicht.
Er betrachtete sie konzentriert. »Ich nehme an, das heißt
nicht
, dass du die Zimmer tauschen willst.«
»Nein.«
»Ah.«
Etwas zuckte durch seine Kobaltaugen, etwas das wie eine Mischung aus Triumph und Bedauern aussah. Aber sicher war es nur der Schein des Feuers.
»Also, dann…« Sie trat näher, stand schon fast zwischen seinen Füßen.
Er rührte sich nicht. Dunkle Augen betrachteten sie vom Saum bis zum Haaransatz, doch seine Hände blieben auf den Lehnen.
Zum ersten Mal hatte sie Angst vor Erniedrigung und Zurückweisung. Doch er hatte sie noch nicht zurückgewiesen. Und wenn das, was sich gegen seine Hose drückte, etwas zu bedeuten hatte, dann würde er das so bald auch nicht tun.
Offenkundig musste sie ihm einfach zeigen, was er zu tun hatte. Sie fühlte sich plötzlich auf eine ganz neue, prickelnde Art und Weise mächtig, und sie lächelte.
Sie bewegte sich zwischen seine Knie, worauf er sich ein wenig zurücklehnte, sie aber immer noch ansah. Agatha konnte im geöffneten Hemd die glatte Haut seiner Brust sehen.
Sie wollte mehr sehen. Sie wollte die kantigen Schultern Wiedersehen, wollte seine Haut berühren und die Muskeln darunter fühlen.
Ihre Hand streckte sich, als gehöre sie jemand anderem, und schob sich unter das weiße Leinen. Sein Körper zuckte ein ganz klein wenig, als ihre kühlen Finger das warme Fleisch fanden, und Agathas Machtgefühle wuchsen.
Simon war nicht so ruhig, wie er tat. Als ihre Finger
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