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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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zu. Er würde noch eine ganze Zeit nicht zum Schlafen kommen, wenn er den Zustand seiner Erektion bedachte.
    Er war schon ein paar hundert Meter gelaufen, als ihm auffiel, dass er immer noch das quastenbesetzte Kissen in der Faust hatte.
    Ihr süßer Zitrusduft stieg aus dem Samt. Gott, wurde er sie denn nie los? Simon war versucht, das verfluchte Kissen in den Rinnstein zu schleudern.
    Stattdessen hob er es an die Nase und fragte sich, ob Pearson das Kissen wohl vermissen würde, falls er es behielt.

Kapitel 13
    Die Hungerkur zeigte Wirkung. James Cunnington war so klar im Kopf, wie man es ohne ordentliches Essen im Bauch nur sein konnte.
    Er lag reglos auf seinem Strohsack, weswegen seine Bewacher ihn für so geschwächt hielten, dass sie ihm nicht weiter zusetzten. Er war ihnen offenbar zu langweilig.
    Er hatte jeden Tag ausreichend getrunken, doch das Brot rührte er nicht mehr an. Er wusste, er balancierte auf einem schmalen Grat am Hungertod entlang. Sein Verstand war so scharf und gleichzeitig so entrückt, dass über allem eine träumerische Klarheit lag.
    Er war in der Lage, seine Flucht aus allen möglichen Blickwinkeln zu betrachten und das Risiko kühl abzuwägen. Das Ziel war, lebend davonzukommen, und er hatte keine Furcht, keine Versagensängste.
    Nach reiflicher Überlegung entschied er, dass es sinnlos war, den stämmigen Bull anzugreifen. Gefesselt konnte er es nicht mit ihm aufnehmen, schon damals nicht, als er noch kräftiger gewesen war.
    Er sortierte die wilden oder aussichtslosen Pläne aus. Es schien das Beste zu sein, ein paar Bretter aus der Innenwand der kleinen Zelle zu entfernen. Wenn er Glück hatte, fand er sich in einer anderen Kajüte oder einem Laderaum wieder, der nicht fest verriegelt war.
    Das Problem war, keinen Lärm zu machen, damit sie nicht sofort nachsahen.
    Genau genommen stellte sich die Frage, wie er die Bretter überhaupt entfernen sollte. Das Schiff war alt und in beklagenswertem Zustand, und ihm selbst erging es nicht besser. Wenn er nicht so etwas wie einen Hebel fand, musste er das verdammte Schiff mit den Fingernägeln auseinander kratzen.
    In seiner Kabine gab es nur den Strohsack, der aus modrigem Segeltuch war und mit noch modrigerem Stroh gefüllt, und den Wasserkübel. Der arg verbeulte Eimer hatte nicht einmal einen Henkel, mit dem er die Nägel aus den Brettern hätte stemmen können.
    Trotzdem spornte etwas an dem Eimer seine Phantasie an. Er hob ihn mit gefesselten Händen an, um ihn genauer zu begutachten. Vielleicht…
    Er kippte das Wasser auf den Boden und krabbelte zu der Stelle, wo die Wand sich am heftigsten bog. Er hielt den Kübel am Boden fest und schaffte es, den Rand unter die Ecke einer Planke zu schieben. Vielleicht funktionierte der Eimer als eine Art Enterhaken.
    Er zog, das heißt, er lehnte sich eigentlich nur mit seinem Gewicht nach hinten, während er sich zittrig am Rand des Kübels festhielt. Das Brett bewegte sich etwas, quietschte aber laut.
    Zu laut. Er unterbrach das Experiment für einen Augenblick.
    Als er den Eimer losließ, sah er, dass die raue Kante ihm die Handfläche zerkratzt hatte. Es tat vermutlich weh, aber er war seinem Körper zu weit entrückt, als dass ihn das interessiert hätte.
    Was ihn interessierte, war das scharfe Metall. Er setzte sich, den Rücken zur Tür, auf den Strohsack. Falls jemand kam, würde er nicht sehen, was James tat. Er klemmte den Eimer zwischen die Knie und zog das Seil, das seine Hände band, wieder und wieder über die Kante.
    Nach ein paar Minuten inspizierte er sein Werk. Ein paar Fasern des dicken Seils waren zerfetzt. Es war nicht viel, aber es war weit mehr, als er mit den Zähnen je zu Wege gebracht hatte.
    Ein Donnergrollen übertönte das knarrende, schwappende Geräusch des alten Fischerboots. Er machte weiter, arbeitete unablässig. Es würde Stunden dauern, das Seil durchzuschneiden.
    Egal. Er hatte die Zeit. Er hatte die Mittel. Und aus den Geräuschen zu schließen gab die Natur ihm eine günstige Gelegenheit.
    Was er brauchte, war eine Ablenkung, am liebsten etwas Lautes, das seine Bewacher so beschäftigte, dass sie weder nach ihrem Gefangenen horchten, noch nachsahen, was er tat.
    Was er brauchte, war ein Sturm.
    Das nächste Donnergrollen war zu hören, lauter diesmal. James lächelte grimmig und arbeitete an seinen Fesseln.
    Simon war letzte Nacht nicht nach Hause gekommen.
    Selbstverständlich hatte Agatha nicht wach gesessen und auf ihn gewartet. Sie war ganz normal zu

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