Die schöne Spionin
damit zu verbringen, ihn zum Lächeln zu bringen.
»Also, bitte sag es, warum bist du hier? Falls du dir Sorgen machen solltest, dass mein Bruder dir entwischt, er ist noch im Haus und erholt sich recht gut von der Tortur.« »Ich habe nie etwas anderes angenommen.«
»Also, wenn du nicht hier bist, um auf Jamie aufzupassen…«
»Ich wollte dich sehen.«
Verdammt! Warum musste ihr verräterisches Herz so hüpfen? Sie sah ihn finster an.
»Ich fange schon wieder an, mich zu ärgern.«
»Agatha, wir müssen uns dem, was passiert ist, stellen. Was ich dir angetan…«
»Was
du mir
angetan hast? Unglaublich. Wer hat dich ausgezogen?
Ich.
Wer hat mich ausgezogen.
Wieder
ich! Ich wusste genau, was ich tat!« Sie versuchte, ihn böse anzustarren, aber ihre Augen verschwammen ein wenig. »Ich dachte einfach nur, ich täte es mit einem anderen.«
»Das dachte ich auch.«
Das stimmte. Er hatte sie für eine Frau von lockerer Moral gehalten, eine Mätresse, die großzügig das Geld ihres Liebhabers ausgab und in ihrem Haus fremde Männer beherbergte. Agatha begriff zum ersten Mal, wie sie ihm erschienen sein musste.
Vieles von dem, was sie gesagt und getan hatte, hatte diesen Eindruck noch verstärkt. Es war fast, als hätte sie unabsichtlich gelogen.
»Ich weiß. Aber ich habe nie behauptet, eine Mätresse zu sein. Ich dachte, du wüsstest, dass Jamie mein Bruder ist.«
Er saß da und zeichnete mit etwas verschüttetem Tee ein Muster auf den Tisch. »Ich verstehe. Bleibt die Tatsache, dass ich dich ruiniert habe.«
»Ruiniert, mich? Du vergisst, dass ich eine verheiratete Frau war. Jetzt bin ich Witwe. Mein nächster Mann würde es höchst seltsam finden, wenn ich noch Jungfrau wäre.«
Er hob abrupt den Kopf und fixierte sie. Sie hätte nie gedacht, dass blaue Augen so heiß brennen konnten.
»Welcher nächste Mann?«
Er brauchte nicht so überrascht zu tun, so, als fände sie nie mehr einen Mann. »Du solltest vielleicht wissen, dass ich eine Heiratsofferte habe.«
»Von wem?« Die Worte schossen wie Pistolenkugeln aus seinem Mund.
Agatha lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Das war ein neuer Simon. Plötzlich konnte sie sich ohne weiteres vorstellen, dass er eine Bande von Spionen und Attentätern anführte.
Sie wollte die Frage nicht beantworten. Sie hatte die Offerte nur erwähnt, um ihn zu provozieren. Jetzt wusste sie nicht, ob sie das Biest wirklich loslassen sollte.
»Agatha?«
Sie seufzte. »Reginald.«
»Reginald wer?«
»Reginald Peasley, mein westlicher Nachbar in Appleby.«
»Reggie, der Rüpel?«
Aus der kleinen Pfütze Tee auf dem Tisch wurde ein See, als Simon im Aufspringen versehentlich ihre Tasse umwarf.
»Das kannst du nicht machen… das erlaube ich nicht…«
Agatha schaute ihn nur an. »Es gibt nichts, was du dagegen tun könntest, Simon. Ich bin alt genug und kann heiraten, wen ich will.«
Er zuckte zusammen, und Agatha meinte, eine nur mit Mühe in Schach gehaltene Finsternis zu sehen. Sein Besitzanspruch schmerzte sie. Was spielte es für eine Rolle, wen sie heiratete? Sie wussten beide, das er es nicht sein würde.
Sie wünschte sich verzweifelt, dass er ging.
»Willst du wirklich wissen, warum ich Mortimer umgebracht habe? Jamie hat mir erklärt, wer du bist. Ich kann dich nicht heiraten, selbst wenn du mich darum bitten würdest, denn du bist für die Sicherheit Englands viel zu wichtig. Ich werde England nicht deiner berauben, so lieb du mir auch bist.«
Die Mattigkeit kehrte zurück und setzte sich auf ihren Schultern und ihrem Verstand fest. Sie erhob sich zittrig und stützte sich mit den Fingerspitzen auf dem Tisch ab.
»Mach dir keine Sorgen. Ich heirate Reggie nicht, auch wenn James es vielleicht gerne sehen würde. Er möchte mich in der Nähe von Appleby haben, glaube ich, und er weiß nicht… er weiß es nicht.«
Sie ging an ihm vorbei, den schmerzenden Kopf vorsichtig auf den Schultern balancierend. An der Tür drehte sie sich um. »Nicht, dass es eine Rolle spielen würde, aber sobald ich wissen lasse, wie vermögend ich bin, wird es mir nicht an Kavalieren mangeln. Vielleicht nehme ich einen von ihnen.«
»Aber James…«
»Natürlich hat James Appleby bekommen. Und das ist mir auch recht so, ich denke, ich habe von Schafen und Äpfeln genug. Für ein Kind war es ein wundervoller Ort, aber ich bin kein Kind mehr. London ist mehr nach meinem Geschmack.«
Sie brachte ein flüchtiges Lächeln zu Wege. »Aber ich habe die Hälfte des Geldvermögens
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