Die schöne Teufelin
Ich weiß, dass in dir drin ein Mann sitzt, der so viel mehr von dieser Welt will, dass er daran fast zugrunde geht.«
Er erbleichte. Der dunkle Ausdruck seiner Augen war beängstigend. Sie sah, wie sich die Gefühle in dieser Dunkelheit jagten. Hoffnung und brennendes Verlangen flohen vor Selbsthass und Selbstverleugnung. Ihr Herz zerbrach in winzige Scherben, als sie erkannte, dass Letztere obsiegte.
»Du weigerst dich einfach, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, nicht wahr, Lady Jane? Du kannst es nicht erzwingen. Du kannst nicht einfach mit deiner eleganten, aristokratischen Hand winken und verlangen, dass es anders ist. Nichts, nicht der größte Wille dieser Welt, kann etwas an der Tatsache ändern, dass ich dich nicht liebe.«
Seine Grausamkeit traf sie wie ein Peitschenhieb, aber sie würde ihn jetzt nicht verlassen, jetzt, da er sie am meisten brauchte. Der Mann, der sich in ihm verbarg, könnte sich nicht behaupten, ja, würde es nicht einmal versuchen,
wenn sie ihn nicht davon überzeugte, dass nichts, aber auch gar nichts sie dazu bringen konnte, ihn aufzugeben. Und sie konnte es ihm durch nichts anderes zeigen, als dadurch, jeden seiner schrecklichen Hiebe mit unverbrüchlicher Liebe zu beantworten.
Sie erwiderte seinen Blick mit rückhaltlosem Mitgefühl. »Vielleicht liebst du mich nicht.« Sie reckte das Kinn und stellte sich dem Feind. »Aber ich gehe nirgendwohin. Ich bleibe genau hier. Du musst also einfach nur weiter so tun, als würdest du mich nicht lieben.«
Seine Augen funkelten. »Also gut. Das kannst du haben.« Er ging auf sie zu, sein Schritt war gemessen und schien unaufhaltsam. Heiße, harte Hände griffen nach ihren Schultern und rissen sie an sich. Es war, als lehnte sie sich in ein Feuer aus Schmerz und Widerspruch. Sein Körper begehrte sie wieder, das konnte sie fühlen. Seine Seele schrie nach ihr, das sah sie hinter den Dämonen in seinem Blick. Aber sein Gesicht – sein schönes, dunkles Engelsgesicht – war von Wut und Unglauben verzerrt. Er besaß erstaunliche Willensstärke, ihr Ethan. Sie liebte ihn umso mehr.
Jetzt würde Jane endlich begreifen, dass er nicht der Mann war, für den sie ihn hielt. Er war nicht gut. Er war nicht ehrenhaft. Er war es nicht wert.
Als er sie an sich riss und seinen Mund gewaltsam auf ihre Lippen presste, wehrte sie sich nicht gegen ihn oder gegen das körperliche Unbehagen, das er ihr verursachte. Sie ließ nur sehr langsam, sehr zart ihre Hände an seinen Armen hinaufwandern und über seine Schultern gleiten, bis sie seine Kiefer sanft in ihren Handflächen hielt. Wenn er es zuließ, erwiderte sie seinen Kuss. Wenn nicht, dann ertrug sie widerstandslos seine schmerzhaften Liebkosungen. Trotzdem
entfachte er das Feuer neu in ihr, erstaunte sie mit seiner Hitze. Es konnte doch nicht sein, dass sie eine solche Behandlung genoss!
Aber sie konnte die Wirkung seiner Berührungen auf ihren Körper nicht leugnen. Vielleicht lag es daran, dass sie die Not erkannte, die sich hinter seinem brutalen Griff an ihren Hintern versteckte, dass sie den Schmerz in seinem Innern spürte, als er seinen Unterleib heftig gegen sie presste.
»Mach mit mir, was du willst«, sagte Jane. Sie keuchte auf, als seine Hände sich auf ihre schmerzenden Brüste legten. Sie bedeckte seine heißen Finger sanft mit ihren eigenen. »Ich werde immer für dich da sein.«
Er zuckte zusammen. Es war der erste Riss in der Mauer, die er so gut um sich errichtet hatte. Zärtlich legte sie die Hände auf seine Wangen und hielt seinen Kopf so, dass er ihren Blick erwidern musste. Die angerissene Hülle seiner Selbstverleugnung trieb auseinander und brach wie das Eis eines zugefrorenen Flusses im Frühling. Bald würde er ungehindert in ihre Arme fließen. Sie durfte jetzt nicht aufgeben.
Sie schaute ihm mit der ganzen Kraft, die sie gegen ihren eigenen Schmerz und ihr bebendes Verlangen aufbringen konnte, in die Augen. »Ich werde immer für dich da sein«, wiederholte sie. »Immer.«
Er war fast so weit. Sie konnte die Ehrfurcht und den Glauben in seinen Augen wie eine neue Flamme aufgehen sehen.
Donnernde Schritte ertönten vom Flur. Sie drehten sich beide erstaunt um, als nur Sekundenbruchteile später die Tür von mehreren stämmigen Männern eingerannt wurde.
Ethan stellte sich schützend vor Jane und duckte sich,
zum Gegenangriff bereit, obwohl er gegen so viele nicht den Hauch einer Chance hatte.
25
Ethan war gefesselt und blutete. Zwei von Lord Maywells weniger
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