Die schöne Teufelin
ausbreitete.
»Wir wollen, dass Sie ihn mithilfe seiner offensichtlichen Spielsucht beschäftigt halten. Unabhängig davon, ob seine
Liebe zum Kartenspiel echt ist oder nur ein Vorwand, wird er Ihre Anwesenheit an seinem Spieltisch gutheißen. Lassen Sie ihn nie so viel gewinnen, dass er übermütig werden könnte, aber nehmen Sie ihm auch nicht so viel ab, dass er Sie aus seinem Haus jagt.« Lord Etheridge lehnte sich zurück. »Wir können nicht noch einmal in Maywell House einsteigen. Er hat heute die Zahl seiner Wachleute verdoppelt und die meisten gesellschaftlichen Verpflichtungen seiner Familie für den Rest der Saison abgesagt. Offenbar ist unser Eindringen in der vergangenen Nacht bereits bemerkt worden. Er ist sehr vorsichtig, wen er in sein Haus lässt – und das wird sich jetzt noch verstärken.« Etheridge schaute Ethan abschätzig an. »Sie jedoch haben bereits eine Einladung zum Abendessen und anschließendem Kartenspiel für heute Abend bekommen.«
Ethan rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Er musste jetzt einen klaren Kopf behalten. »Sie haben mich also heute hierhergelockt, um mich zu bitten – nein, um mir mitzuteilen, dass ich jetzt ein Spion bin, ganz egal, ob ich das will oder nicht? Und woher wissen Sie überhaupt, was ich für Einladungen erhalte?«
Die Situation war zu unheimlich, als dass er sie in Worte fassen konnte. Er schob seinen Stuhl vom Tisch zurück und stand auf. »Ihre Zeit ist um. Guten Tag, Sirs. Ich fühle mich geehrt von Ihrem Angebot – nein, eigentlich tue ich das nicht, und ich glaube, dass Sie beide vollkommen verrückt sind -, aber ich lehne dankend ab. Verstehen Sie das als: Ich sehe zu, dass ich aus diesem Irrenhaus verschwinde .«
Er wandte sich ab, um endlich zu gehen. Dieses Mal schaffte er es durch den Spielsalon und trat gerade in die Eingangshalle, als Collis nach seinem Arm griff.
Ethan riss sich wütend los. »Du wirst mich nicht dazu bringen, auch nur eine verdammte Minute länger zu bleiben, Tremayne.«
Collis schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht vor. Komm zu mir, wenn du irgendwelche Fragen hast, Ethan, ja? Es wäre nicht gut, wenn man dich noch einmal in der Nähe des Klubs sehen würde. Möglicherweise bekommst du nicht wieder die Gelegenheit zu gehen.«
»Ist das eine Drohung?«
Collis seufzte. »Ethan, mein ehemaliger Kammerdiener wusste über den Klub Bescheid. Er hat der Voice of Society ein paar Fitzelchen darüber verkauft.«
Ethan schluckte. Ihm war schon jetzt klar, dass das keine gute Idee gewesen sein konnte. »Haben die Liars ihn umgebracht?«
Collis schüttelte den Kopf.
Ethan atmete auf. Doch dann zuckte Collis die Achseln und sagte: »Wir haben ihn noch nicht gefunden.«
Verdammte Scheiße! Ethan starrte den Mann an, von dem er angenommen hatte, dass er sein Freund sei. »Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
Collis seufzte. »Ich bin ein Liar , Ethan. Meine Loyalität liegt hier. Ich bitte dich, ernsthaft über unser Angebot nachzudenken. Ich hoffe sehr, ich muss mich nicht entscheiden.«
»Entsinnst du dich an die Sache mit dem Gewissen, die er erwähnt hat?« Ethan schüttelte unwillig den Kopf. »Ich hab mich gerade daran erinnert – ich habe keins.«
Mit diesen Worten nahm er dem Türsteher seinen Hut und seinen Mantel ab und verließ den Klub.
Jane tauchte ihre Schreibfeder in das Tintenfass und strich geistesabwesend die überschüssige Tinte ab. Sie setzte die Feder aufs Papier.
»Liebe Mutter …«
Sie hielt inne. Normalerweise brachte sie jedes kleinste Detail über das Leben bei ihren Verwandten zu Papier, erzählte von jedem Besucher und jeder Sendung, die ankam. Mutter wollte alles wissen, und Jane gehorchte, so gut sie konnte.
Weshalb also brachte sie es nicht über sich, Mutter von Ethan Damont zu erzählen?
Einerseits hatte sie Angst, dass Mutter sie missverstehen könnte. Wie konnte sie Mr Damonts Art, sich während des Balls im dunklen Garten herumzutreiben, beschreiben, ohne ihn schlimmer wirken zu lassen, als er tatsächlich war?
Aber sie wusste ja noch nicht einmal, dass er es nicht war …
Frustriert von ihrem eigenen Wankelmut, gab Jane das Briefeschreiben auf und säuberte ihre Feder. Als sie das Tintenfässchen verschloss, nahm sie sich vor, erst einmal selbst herauszufinden, was für ein Mann Mr Damont war.
Sie würde ihn am heutigen Abend wiedersehen, wenn er zum Abendessen und einer Runde Kartenspiel mit ihrem Onkel kam, vorausgesetzt, er würde die Einladung
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