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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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sie zu der unchristlichen Zeit von zwölf Uhr mittags an seine Tür gehämmert hatte. Sie hatte ihn um Hilfe gebeten, weil er seit ihrer gemeinsamen Schulzeit mit Collis befreundet war, hatte ihm gnadenlos Kaffee eingeflößt und ihn dann, ohne Rücksicht auf seine blutunterlaufenen Augen und seinen Kater, in das beängstigendste und aufregendste Abenteuer seines Lebens gezerrt, bei dem er Collis und dessen beleibten Verwandten
aus dem Keller einer Munitionsfabrik, die einem Verräter gehörte, gerettet hatte.
    Natürlich hatte er jede einzelne Minute davon gehasst. Außer der Belohnung, die er von dem guten alten Knacker erhalten hatte. Und außer den Momenten, die er in Roses Gegenwart verbrachte. Er hatte sich in die ungewöhnliche Rose verliebt, aber wie immer war es Collis, der das Mädchen am Ende bekam.
    Später begutachtete er sich in dem großen, kippbaren Standspiegel in seinem Ankleideraum. Jeeves band einen tollen Knoten, das musste man ihm lassen. Ihm war nichts vorzuwerfen. »Ich könnte eine Witwe bei der Beerdigung ihres Ehemanns verführen«, staunte Ethan.
    »Ein lohnendes Vorhaben, dessen bin ich gewiss, Sir.« Jeeves stand mit einsatzbereiter Kleiderbürste hinter ihm und zeigte nicht einmal einen Anflug von Ironie.
    Ethan deutete mit ausgestrecktem Finger auf ihn. »Macht Euch nicht über meine Methoden lustig, oh Butler mein! Sie wären von dem Maß an Dankbarkeit überrascht, das man in solchen Momenten evozieren kann.«
    »Das bezweifle ich keineswegs, Sir. Es erscheint mir wie der rechte Weg zu vollkommenem Glück.« Mit blendender Effizienz räumte Jeeves die Kleidungsstücke weg, gegen die Ethan sich entschieden hatte. »Darf ich fragen, wohin Sie heute Abend gehen, Sir?«
    Ethan zupfte an seinen Manschetten. »Jedenfalls nicht zu den Maywells, so viel steht fest«, murmelte er verärgert.
    Jeeves blinzelte leicht. »Nicht, Sir? Hat Seine Lordschaft Sie denn nicht für heute Abend zum Kartenspiel eingeladen?«
    »Doch, schon.« Ethan atmete seufzend aus, dann wandte
er sich zu seinem Butler um. »Jeeves, sind Sie jemals zu etwas gezwungen worden, was Sie eigentlich nicht tun wollten?«
    »Jeden Tag, Sir«, lautete die prompte Antwort.
    Ethan blinzelte. »Wirklich? Wozu?«
    »Ich wische überhaupt nicht gerne Staub. Mir tränen dabei immer die Augen.«
    Ethan zog die Brauen zusammen. »Sie versuchen gerade, mir mehr Personal aus den Rippen zu leiern, nicht wahr?«
    »Nein, Sir. Ich beantworte nur Ihre Frage.«
    Ethan schloss die Augen. »Also gut, Jeeves. Sie dürfen ein Dienstmädchen einstellen.«
    »Danke, Sir«, entgegnete Jeeves. »Aber es wäre mir lieber, wenn ich einen jungen Diener einstellen dürfte. Einen Burschen im Haus zu haben wäre sehr hilfreich.«
    Ethans Mundwinkel zuckten. »Sie zögern also, ein junges Mädchen ins Haus zu holen? Was natürlich nichts mit Ihrer Meinung über mich zu tun hat, nicht wahr?«
    Jeeves antwortete nicht und schaute weiter gleichmütig.
    Ethan gab nach. »Also gut. Ich nehme an, Sie haben bereits einen bestimmten jungen Mann im Auge?«
    »Ja, Sir. Wie es der Zufall so will. Einen sehr kräftigen jungen Mann namens Uri.«
    »Heißt das, ich darf wieder in meinem Arbeitszimmer trinken, da Sie jetzt ja Uri haben, um mich gemeinsam die Treppe hochzuschleppen?«
    Jeeves rührte sich nicht. »Wenn Sie darauf bestehen, Sir.«
    Ethan seufzte. »Ach, vergessen Sie’s. Der Brandy bleibt in meinem Wohnzimmer.«
    Es war nicht wirklich Erleichterung, was sich auf Jeeves’ Gesicht breitmachte, aber Ethan hatte das sichere Gefühl, dass der alte Kerl noch einmal gerade so davongekommen
war. Warum waren ihm Ethans Trinkgewohnheiten so wichtig?
    »Ich gehe dann jetzt.« Er nahm Hut und Handschuhe entgegen und zog sie vor dem Spiegel an. Abschließend tippte er mit einem Finger an seinen Hut, um dem Rand den letzten Schliff zu geben.
    »Ich wünsche Ihnen einen höchst erfreulichen Abend, Sir«, sagte Jeeves. »Sir …«
    Ethan hielt inne. »Ja.«
    »Aus meiner Erfahrung ist es das Beste, immer dann, wenn mich jemand in eine bestimmte Richtung drängt, genau das zu tun, was ich ohne diese Einmischung getan hätte.«
    Ethan war überrascht. »Gütiger Gott, Jeeves! Haben Sie mir eben gerade einen persönlichen Rat erteilt?«
    Jeeves schaute ihn nur mit ernster Miene an. »Warum sollte ich das tun, Sir?«
    Ethan schüttelte den Kopf. »Genau. Entschuldigung. Ein Resultat meiner blühenden Phantasie. Außerdem kann ich gar nicht zu Lord Maywell gehen. Ich habe die

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