Die schöne Teufelin
nicht fliegen?«
Maywell lächelte. »Das dachte ich mir. Aber vertrauen Sie mir, Damont. Gewähren Sie mir diese Laune. Ich versichere Ihnen, es wird eine äußerst erhellende Erfahrung.«
Maywell erhob sich. Ethan folgte seinem Beispiel, denn es hatte den Anschein, als sei das Gespräch vorüber. Er wollte nichts sehnlicher, als dieses Haus verlassen. Er hatte nicht gedacht, dass ihn diese Angelegenheit so sehr mitnehmen würde … so sehr seine übliche sorglose Gelassenheit durchbrechen würde.
Ethan war schon fast aus dem Arbeitszimmer, als Maywell ihn noch einmal zurückrief. »Ach, übrigens, Damont – Jane hat eine Einladung zum Dinner bei Freunden von uns.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie sie dorthin und wieder zurück begleiten könnten.«
Ethan blinzelte. Ehrbare junge Frauen irgendwohin zu begleiten gehörte nicht zu den Gefälligkeiten, die üblicherweise von ihm erbeten wurden. Er dachte nach. Wenn er sich recht entsann, war er noch nie darum gebeten worden.
Doch wenn er für Maywell arbeitete, wurde vielleicht von ihm erwartet, dass er einige Pflichten eines Angestellten übernahm – wie ein Stewart etwa. Schließlich hatte Maywell nicht gesagt, er solle Jane als Gast auf die Dinnerparty begleiten, sondern vielmehr wie eine Art Leibwächter.
Er nickte. »Ja, Mylord. Es ist mir ein Vergnügen.«
Tatsächlich wäre es eine gute Gelegenheit, sich bei Jane zu entschuldigen. Wieder einmal.
14
Lord Harold Maywell sah Ethan Damont hinterher, wie dieser das Zimmer verließ. Er griff in seine Westentasche und zog eine edle Zigarre heraus. Sie gehörte zu dem letzten Kästchen, das er besaß. Gott sei Dank würde er bald für seine ganze harte Arbeit belohnt.
Wenn nicht, würden ihn die Mädchen noch ins Grab bringen. Zornig dachte Lord Maywell an das viele Geld, das vom Sohn seines ältesten Bruders für nichts und wieder nichts verschwendet worden war. Es war alles weg – und die Ländereien zur Bezahlung der Steuern gepfändet – Ländereien, die schon seit mehr Generationen in der Familie waren, als dieser Hohlkopf Jahre alt war. Dieser dumme Flegel!
Was hätte er selbst nicht alles mit diesen Ressourcen und einem bisschen gesunden Menschenverstand anfangen können … jedenfalls wären seine Töchter in eine Zukunft unterwegs, die sie verdienten, würden gut und glücklich heiraten, anstatt sich dem männlichen Abschaum der feinen Gesellschaft andienen zu müssen.
Wenn Napoleon über den Kanal gesegelt kam, dann wollte Lord Maywell sich in der Befehlskette innerhalb des Netzwerkes so weit hochgearbeitet haben, dass er mindestens zu einem Marquis ernannt werden würde.
Ein leises Geräusch kam von der anderen Seite des Zimmers. Der kleine, rundgesichtige Mann trat aus dem Schatten hinter dem Vorhang des Erkerfensters in den Lichtschein, der von dem Kandelaber ausging.
Der kleine Mann schaute zur Tür. »Als ich Ihnen sagte, dass ich ihn beim Verlassen des Liar’s Club gesehen hätte, hatte ich vermutet, Sie wollten ihn umbringen.«
Lord Maywell lehnte sich in seinen Sessel zurück, Rauch legte sich auf sein ergrautes Haar. »Ich habe darüber nachgedacht. Es wäre Verschwendung. Schließlich können wir seine Fähigkeiten genauso gut gebrauchen.«
»Die haben ihn zuerst angesprochen.«
Maywell nahm die Zigarre zwischen die Finger und betrachtete sie zufrieden. »Aber ich habe etwas, das er haben will.«
»Das Mädchen?« Der kleine Mann schnaubte. »Ich will gegenüber Lady Jane nicht unhöflich sein, Mylord, aber Damonts Ruf eilt ihm voraus. Er hat keine Schwierigkeiten damit, weibliche Gesellschaft zu bekommen.«
»Und doch könnte er niemals eine Lady bekommen – wenigstens nicht mit Billigung ihrer Familie und ihrer
Freunde.« Maywell machte einen langen Zug an seiner Zigarre. »Es gibt eine Sache, die Damont niemals erreichen wird: in der Gesellschaft angenommen zu werden. Es sei denn, ich helfe ihm dabei.«
»Das würden Sie tun? Sie würden ihm Ihren Segen geben und Ihre Nichte und deren riesiges Erbe …«
»Vielleicht. Vielleicht lasse ich ihn auch nur glauben, dass ich es täte.« Maywell rollte die Spitze der Zigarre in dem Aschenbecher, von dem seine Frau verlangte, dass er in seinem Arbeitszimmer bleibe. »Ich habe das Gefühl, dass Jane ihn auch mag.«
»Schert es Sie wirklich, was ein Mädchen will, wenn die Zukunft Englands auf dem Spiel steht?«
»Nein. Aber ihre Bereitschaft übt auf Damont eine starke Anziehungskraft aus. Er wird ihr Freude bereiten
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