Die schoene Tote im alten Schlachthof
erst mal, tauschen eine
Probe aus und wickeln den Handel dann woanders ab. Aber woher soll ich wissen,
welcher Ort dafür in Frage käme? Du bist der Spezialist, Juppes, nicht ich.
Wann soll die Übergabe denn stattfinden?«, fragte Ferschweiler.
»Max sagt, dass es nächsten Mittwoch passieren soll. Mittwochs gibt
es im ›B51‹ immer Motto-Partys. Es wird also entsprechend voll sein. Vor diesem
Hintergrund macht auch Max’ Vermutung Sinn, dass es eigentlich ein unauffällig
auffälliger Ort ist«, sagte Simon.
»Und wie wollt ihr vorgehen?«, fragte Ferschweiler.
»Wir haben in einer Stunde eine Sitzung geplant, in der wir die
konkrete Vorgehensweise besprechen werden. Wenn du möchtest, könnt ihr, du und
Wim, gern dazustoßen. Dr. Süß und Oberstaatsanwalt Freiherr von und zu Caspers
werden auch dabei sein.«
»Oh Gott«, stöhnte Ferschweiler, der mit dem karriereorientierten
Oberstaatsanwalt in der Vergangenheit so seine Probleme gehabt hatte. Wie viele
seiner Kollegen im Präsidium konnte Ferschweiler den Staatsanwalt nicht
ausstehen. Er hasste die Art, wie sich Caspers auf Grundlage der
Ermittlungsergebnisse anderer zu profilieren versuchte.
»Ja, ich weiß, dass du ihn nicht leiden kannst«, sagte Simon, der
Ferschweilers Gesichtsausdruck anscheinend ganz gut hatte lesen können. »Ich
auch nicht. Aber in diesem Fall lässt er es sich natürlich nicht nehmen, dabei
zu sein. Sollte uns tatsächlich ein dicker Fisch ins Netz gehen, dann wäre das
auch für seine Karriere mehr als förderlich.«
»Gut, es nützt ja alles nichts. Da müssen wir beide dann wohl oder
übel durch. Wir sehen uns also gleich«, sagte Ferschweiler. Er fragte sich
stumm, wie er diese Sitzung mit Caspers nur überstehen sollte.
Als Ferschweiler und de Boer den großen Besprechungsraum
betraten, waren ihre Kollegen vom Drogendezernat und der Polizeipräsident
bereits anwesend.
Josef Simon, der trotz seiner körperlichen Fülle erstaunlich agil
und behände wirkte, kam auf Ferschweiler zu und begrüßte ihn mit einem
freundschaftlichen Schlag auf die linke Schulter.
»Hallo, Rudi, Wim, schön, dass ihr da seid. Wir warten eigentlich
nur noch auf unseren großen Zampano, dann kann es direkt losgehen«, sagte er
augenzwinkernd.
Ferschweiler und de Boer nahmen nebeneinander an dem großen ovalen
Tisch aus rustikaler Eiche Platz, auf dem mehrere Stapel Kaffeetassen, silberne
Thermoskannen und Teller mit Gebäck standen. Kaum hatten sie sich gesetzt, als
de Boer sich auch schon einen Keks in den Mund schob und weitere auf einer
Untertasse als Nachschub sicherte. Ferschweiler sah ihn von der Seite an und
schüttelte verständnislos den Kopf.
Gerade hatte er sich eine Tasse Kaffee eingeschenkt, als unter
lautem Getöse die Tür des Konferenzzimmers aufflog und Oberstaatsanwalt Caspers
hereinkam.
Alle Gespräche verstummten schlagartig. Der Oberstaatsanwalt besaß
eine naturgegebene Autorität, die er seiner stattlichen Erscheinung verdankte:
knapp einen Meter neunzig groß, stark übergewichtig und mit vollem grau
melierten Haar. Trotz seines Leibesumfangs trug er stets perfekt passende
schwarze Anzüge und weiße, gestärkte Hemden. Lediglich die Farbe seiner
Krawatte wechselte täglich. Zusätzlich leistete er sich den Luxus handgenähter
englischer Schuhe.
»Guten Tag, meine Damen und Herren. Guten Tag, Herr Dr. Süß«,
begrüßte er die Anwesenden mit seiner tönenden Stimme. Dann reichte er dem
Polizeipräsidenten die Hand, nahm zu dessen Rechten Platz, nickte den übrigen
Anwesenden kurz zu und klopfte zweimal auf den Tisch. »Ich denke, dass ich Sie
nicht alle persönlich begrüßen muss, und mache es daher, wie ich es aus dem
zivilisierten Norden gewohnt bin, mit einem Klopfen«, sagte er.
Josef Simon erhob sich, atmete tief durch und stellte sich ans Rednerpult.
»So, nun, da wir alle vollzählig sind, wollen wir endlich auch beginnen.«
Während er dies sagte, blickte er den Staatsanwalt direkt an, der
ihm wiederum einen finsteren Blick über den Rand seiner schmalen Designerbrille
zuwarf. Dann fasste Simon die bisherigen Erkenntnissen seiner Abteilung
zusammen.
Doch noch bevor er zum Ende hatte kommen können, unterbrach ihn
Oberstaatsanwalt Caspers mit einem lautem Hüsteln. »Herr Simon, das ist ja
alles schön und gut. Aber bisher haben Sie nichts als Vermutungen und die
Aussage eines Kleinkriminellen aus dem Drogenmilieu, der Ihnen manchmal
vermutlich eher unwesentliche Informationen liefert. Auch wenn
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