Die Schöne und der Leopard (German Edition)
bedeutet, weißt du.«
»Ja, Bill«, sagte die Blake brav, obwohl sie ganz was anderes dachte.
Der Produktionsleiter stampfte hinaus. Norma Blake hätte an dem Tag mehrere Szenen gehabt. Der Drehplan musste geändert werden, was Probleme verursachte. Dafür trat Sue-Ann umso besser auf. Nicht nur der Regisseur war von ihr begeistert. Als die Sonne sank, hatte das Filmteam wieder etliche belichtete Zelluloidmeter im Kasten.
Bill Dallas beklagte sich in der Kantine über seinen Job.
»Mein Bruder ist Dozent an der Uni von Philadelphia«, sagte er. »Er hat ein herrliches Leben, ohne Stress und Probleme. Vormittags hält er seine Vorlesungen, nachmittags hat er frei. Dazu kommen noch die langen Semesterferien. Ab und zu schreibt er eine wissenschaftliche Abhandlung, und sein größter Verdruss ist, wenn sie nicht genügend Beachtung findet. Er schläft ruhig, seine Verdauung funktioniert einwandfrei, er kennt keinen hohen Blutdruck und keine Magengeschwüre. Ich hingegen hetze mich den ganzen Tag ab. Mein Job ist schwieriger, als einen Sack Flöhe zu hüten. Die Schauspieler sind schon problematisch genug. Aber mit den Schauspielerinnen ist es die wahre Pest. – Ach, hätte ich doch nur Agrarwissenschaft studiert wie mein Bruder. Dann bräuchte ich mich heute bloß mit Kartoffelkäfern herumzuärgern, wie mein Bruder, der letztes Jahr über sie eine Abhandlung schrieb.«
»Ja«, sagte der Chefkameramann, der Dallas beim Bier Gesellschaft leistete. »Das hättest du dir eher überlegen sollen. – Wird Norma Blake morgen wieder für die Aufnahmen fit sein?«
Dallas winkte ab.
»An der hat der Maskenbildner mindestens zwei Stunden zu schminken. Sie ist eine Hure, wie sie im Buch steht. Dabei wollte sie auch noch die Hauptrolle in Ivory Coast haben.«
»Die B-Rolle ist ihr auf den Leib geschrieben, die Rolle der Elena de Astoria«, bemerkte der spillerige Drehbuchautor Walt Hyman, der mit am Tisch saß. »Dafür werden ein Biest und eine Hexe gebraucht, und das ist sie. Ein doppelbödiger Charakter, den eigenen, schlechten Überzeugungen getreu, und geht letztendlich in ihrer Rolle zugrunde.«
Dallas seufzte und ließ sich eine neue Dose Bier bringen. Sie kam aus dem Kühlschrank und zeigte Tauperlen. Der Produktionsleiter riss die Lasche auf und trank.
»Das ist ein Film«, stöhnte er. »Sue-Ann Bailey hatte psychische Probleme, und ich will bloß hoffen, dass das jetzt ausgestanden ist. Der Regisseur unterhält ein Verhältnis mit der Hauptdarstellerin und brütet Extravaganzen aus. Wenn ich an Andersons Tor denke, steigt mein Blutdruck auf hundertachtzig. Norma Baxter hat sich quer durch die Eingeborenenkomparserie oder das Dorf Bouradake geschlafen. Dann die anderen Pannen, Krankheiten, Unfälle und Probleme. – Was ist das denn? Zum Teufel, wer trommelt denn da? Jetzt sind die Eingeborenen auch noch komplett verrückt geworden.«
Dumpfe Trommeln schallten durchs Camp. Sie ertönten von der anderen Seite des Bandama-Flusses. Im Dorf Bouradake gellten wilde Schreie. Dann erklang des infernalische Heulen eines riesigen Leoparden.
Die an die achtzig im Kantinenzelt Versammelten erschraken.
»Es gibt Unruhen!«, kreischte eine Nebendarstellerin. »Die Eingeborenen laufen Amok. Sie werden uns alle massakrieren.«
»Wir sind hier doch nicht am Kongo!«, rief Dallas. »Ruhe! Ruhe! – Verdammt, das sind Schüsse!«
Der Produktionsleiter behielt die Nerven, obwohl Schreie durchs Camp gellten und Schüsse ganz in der Nähe krachten. Bill Dallas befahl den Frauen, sich zurückzuziehen. Die Männer sollten sich Waffen holen, um sich zur Wehr zu setzen zu können.
Ein Schauspieler wurde losgeschickt, um festzustellen, was eigentlich los war und dem Produktionsleiter Meldung zu erstatten.
Da stürzte Ed Anderson schreckensbleich ins Zelt, seine Mannlicher unter dem Arm.
»Ungeheuer!«, schrie er. »Es sind lauter Ungeheuer. Sie kommen durch das Tor der Zeit, das ich aufstellen ließ. Der Leopardenmann führt sie ein. Wir schießen auf sie, aber sie sind unverwundbar. Wir sind alle verloren!«
»Bist du verrückt geworden, Ed?«, fragte Bill Dallas, während sich Mitglieder des Filmteams schutzsuchend um ihn scharten.
Draußen tobte die Hölle. Schreie des Entsetzens gellten, in die sich wildes Angriffsgeschrei und immer wieder das Leopardengebrüll mischten.
Der Regisseur packte Dallas am Arm.
»Komm und sieh selbst, Bill!«, rief er. »Du wirst deinen Augen nicht trauen. Was Hollywood jemals aufstellte,
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