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Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Titel: Die Schöne und der Leopard (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Dallas. »Jetzt ist guter Rat teuer.« Doch als erfahrener Produktionsleiter verzweifelte er nicht. »Jetzt warten wir erst mal ab«, meinte er. »Es muss einen Weg geben, die Dreharbeiten fortsetzen zu können. Denn wenn wir zurückkommen, ohne den Film fertig gestellt zu werden, reißen sie uns bei der Global den Kopf ab.«
    »Noch ist nicht aller Tage Abend«, bemerkte Ed Anderson. »Vielleicht können wir Gabawi bestechen. Oder Lomungé. Wenn wir nur mit dem Medizinmann sprechen könnten.«
    »Damit er uns wieder Tombé und seine Höllenhorde auf den Hals hetzt«, äußerte Tom Rawlins gallig. »Ich hoffe, den schwarzen Schuft Lomungé niemals wiederzusehen. – Hört mal, was ist das? Jetzt fängt das Getrommel schon wieder an. Allmählich kann ich mich in die Lage der Afrikareisenden im vorigen Jahrhundert versetzen, die trotz aller Gefahren und den Willen feindlicher Stämme den Kongo und den Sambesi hinauffuhren, Tage und Nächte vom Klang der Trommeln verfolgt, die ihr Kommen weitermeldeten. Bei jeder Flussbiegung fürchteten sie, in eine Armada feindlicher Eingeborenenboote zu fahren und mit Speeren überschüttet zu werden. Sie waren ständig bedroht. Vor allem lauerte ihr Feind im Hinterhalt, und sie sahen ihn erst, wenn es zu spät war, ihm auszuweichen.«
    »Jammere nicht, Tom«, sagte Sue-Ann. »Stell dir einfach vor, es wäre ein Film, und du wärst der Held, der alle Gefahren besteht und zuletzt doch gewinnt.«
    »Dann müsste ich auch die Heldin bekommen, die schöne Frau mit der weiblichen Hauptrolle nämlich«, sagte der Filmstar anzüglich. »Damned, sehe ich auf dem Baum dort Leopardenaugen funkeln?«
    Die Männer und zwei Frauen schauten hoch. Mehr als zehn Meter über dem Erdboden waren im Dämmerlicht unter dem Laubdach funkelnde grüne Augen zu sehen. Ein Fauchen erklang. Etwas bewegte sich. Ein Spiel von Licht und Schatten erfolgte. Dann war der Leopard zu sehen, dessen Fellfärbung ihn mit dem Hintergrund hatte verschmelzen lassen.
    »Das ist Lomungés Leopard, auf den ich letzte Nacht schoss!«, rief Ed Anderson. »Teufel, du Bestie, jetzt brenne ich dir noch eins auf!«
    Er riss die Mannlicher hoch. Der Leopard fauchte. Im nächsten Moment verschwand er mit einem weiten, geschmeidigen Sprung im Geäst des gegenüberstehenden Baums. Kein Laut war zu hören. Der Leopard war weg, als ob er sich in Luft aufgelöst hätte. Nur ein paar Blütenblätter rieselten von dem Urwaldriesen herunter.
    Sue-Ann fror innerlich. Sie hatte in die Raubtieraugen des Leoparden gesehen. Der Blick der Bestie war ihr bis in die Seele gedrungen. Er sandte ihr eine Botschaft. Tombé hat dich nicht vergessen, lautete sie. Warte nur, weiße Frau, Tombé kommt.
     
    *
    Ohne weiteren Zwischenfall kehrte die Gruppe ins Camp zurück. Weil die Dreharbeiten ruhten, wusste keiner so recht was mit sich anzufangen. Nervosität und Angst plagten die Menschen. Am Nachmittag brachte der Hubschrauber, den ein im Film zudem als Stuntman agierender Pilot der Filmgesellschaft flog, die drei Abreisenden nach Abidjan.
    Wenige Stunden später sollte der Hubschrauber wieder zurückkehren. Sein Lärm toste über den Dschungel und entfernte sich. Dann herrschte, von den ewig zu hörenden Tierstimmen abgesehen, Ruhe.
    Am Nachmittag störte ein Alarmruf die trügerische Ruhe im Camp. Ein Wachposten hatte ihn ausgestoßen. Selbstverständlich wollte die Filmcrew sich nicht überraschen lassen, zumal auch von den Agnis Gefahr drohen konnte.
    Sue-Ann lief mit Ed Anderson und anderen zur Westside des aus Zelten und wenigen Baracken bestehenden Camps.
    Norma Blake taumelte aus dem Urwald. Sie sah fürchterlich aus – die Kleider zerrissen, mit wirrem Haar und blutigen Schrammen und blauen Flecken am Körper. Die Schauspielerin konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
    Bill Dallas und Ed Anderson fingen die auf sie Zutorkelnde auf. Sie brachten sie in die Sanitätsbaracke, wo ein Ventilator für Kühlung sorgte. Doc Filmore untersuchte die Schauspielerin hinter einem Wandschirm.
    Norma trank kühles Wasser. Nachdem sie ein Stärkungsmittel erhalten hatte, konnte sie zu vier ausgewählten Mitgliedern des Filmteams sprechen. Das waren Bill Dallas, Ed Anderson, Sue-Ann und der Technische Leiter Owen Gatsky.
    »Ich unternahm gestern Abend einen Spaziergang zur Faktorei«, berichtete Norma. »Was dann geschah, weiß ich nicht. Meine Erinnerung setzt aus. Ich entsinne mich nur noch, dass ich durch das große Tor ging. Dann bin ich erst heute

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