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Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Titel: Die Schöne und der Leopard (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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den Urwaldriesen aufging und ihre hellen Strahlen ins Camp schickte, waren alle erleichtert. Das nächtliche Tierstimmenkonzert endete. Ein langer Tag begann, an dem wieder andere Tiere als des nachts den Dschungel durchstreiften und eine weniger unheimliche Atmosphäre herrschte.
    Alle im Camp fühlten sich wie neugeboren und waren froh, dass sie die Nacht mit all ihren Schrecken überlebt hatten und nichts weiter passiert war. An diesem Tag fielen die Dreharbeiten aus. Bill Dallas hatte in Übereinstimmung mit dem Regisseur drehfrei gegeben.
    Die Leute vom Filmteam mussten sich erst mal entspannen und beruhigen. Ed Anderson sammelte ein paar Männer um sich. Sue-Ann und drei weitere Schauspielerinnen sowie eine Regieassistentin wollten mit von der Partie sein, bei der Bill Dallas und Tom Rawlins nicht fehlen durften.
    Mit Gewehren und Pistolen bewaffnet, marschierte die zwanzig Personen starke Gruppe los, von den guten Wünschen der Zurückbleibenden begleitet. Nur drei Mitglieder des Filmteams packten. Sie wollten auf jeden Fall abreisen, und wenn sie Konventionalstrafen erhielten oder entlassen wurden.
    Der Hubschrauber des Camps sollte sie nach Abidjan bringen, der Hauptstadt der Republik Elfenbeinküste, von wo sie in die Staaten zurückfliegen konnten.
    Doc Filmore begleitete die Gruppe nicht, die zum Dorf Bouradake marschierte und im Dschungel dicht zusammenblieb. Der klapprige Doc schlich verkatert umher. Er hatte seine Brandykur in der vergangenen Nacht nicht ausschlafen dürfen, sondern war rüde geweckt worden, weil seine ärztliche Hilfe dringend gebraucht wurde.
    Durch die Monsterhorde hatte es bei der Filmcrew drei Nervenzusammenbrüche gegeben. Zwei Mitglieder des Teams hatten sich verletzt, als sie in panischer Angst davonrannten. Ein Verletzter hatte sich ins Bein geschossen, als er zu Tode erschrocken die Pistole senkte und versehentlich durchzog. Und eine Frau war mit dem Kopf gegen einen Pfahl gelaufen und hatte sich dadurch eine Platzwunde zugezogen.
    In Bouradake angelangt, fanden die zwanzig dort alles wie sonst vor. Die Fragen Andersons und des Dolmetschers aus der Hauptstadt, der sich wieder eingefunden hatte, wurden nicht oder mit Lügen und Ausflüchten beantwortet.
    Die Dorfbewohner verstanden plötzlich ihre eigene Landessprache nicht mehr. Die Filmleute suchten den Häuptling auf. Gabawi, so hieß er, war ein alter Mann mit einem Pflock durch die Unterlippe. Ein Junge fächelte mit einem Palmwedel die Fliegen von ihm weg. Der Häuptling saß auf einem hochlehnigen hölzernen Stuhl. Er hatte eine hohe, mit spiralförmigen Ornamenten verzierte Kopfbedeckung und trug Armreifen und anderen Schmuck als Abzeichen seiner Würde.
    Er saß vor seiner Hütte. Im Umkreis stellten sich Agnikrieger auf und umringten die Weißen. Die Agnis waren hochgewachsen und kräftig. Sie hatten lange Speere, Schilde, Buschmesser, Keulen und trugen Pflöcke durch die Ohren und anderen Schmuck. Ihr kurzgeschorenes Haar war in rasterförmige Muster aufgeteilt.
    Bedrohlich und aufgeregt wirkten sie. Das ganze Dorf summte wie ein Bienenschwarm, seit die Weißen gnadenlos fragten und auch nicht lockerließen.
    »Wir wissen nichts von einem Leopardenmann«, sagte Häuptling Gabawi dem Dolmetscher aus der Hauptstadt auf Kwa. »Ja, letzte Nacht ist auf der anderen Seite des Flusses getrommelt worden. Doch wir wissen nicht, wer es gewesen ist.«
    Ed Anderson sprach entschlossen. Der Dolmetscher zögerte. Der Regisseur bestand darauf, dass er ihn wörtlich übersetzte.
    »Du lügst, Häuptling«, sagte der Dolmetscher daraufhin. »Du weißt genau Bescheid.«
    Gabawis Krieger stampften zornig auf und hoben drohend die Assagais, die langen Speere. Auch wenn die Weißen Gewehre und Pistolen hatten, befanden sie sich in einer brenzligen Lage, zumal sie kein Blutbad anrichten wollten.
    Der Häuptling stand auf.
    »Wie kannst du es wagen, mich so zu beleidigen?«, fragte er Anderson, denn er hatte sehr wohl bemerkt, wessen Worte der Dolmetscher übersetzte.
    »Ich habe nur die Wahrheit gesagt«, erwiderte der Regisseur. »Du willst Häuptling sein und fürchtest dich vor dem Medizinmann deines Stammes?«
    Sue-Ann wollte eine weitere Zuspitzung der Situation vermeiden. Sie mischte sich ein, und sie war diplomatischer und geschickter als die Männer.
    »Warum willst du nicht angeben, wer die Trommler waren, Häuptling Gadawi?«, fragte sie.
    »Es ist eine Poro-Zeremonie gewesen«, erwiderte der Häuptling schließlich. »Ihr

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