Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
Vom Netzwerk:
lauschte, um sie über dem Tosen der hereinströmenden Flut auszumachen.
    Endlich hörte er, wie sie sich durch das Wasser einen Weg auf ihn zu bahnte.
    »Nimm meine Hand«, sagte sie und berührte ihn an der Schulter. »Ich werde dich hinausführen.«
    Catriona brachte Robert zu einem nicht überspülten Gang, der sich etwas erhöht über der unteren Höhle befand. »Du wirst den Kopf einziehen müssen, denn die Decke ist hier eine Weile ziemlich niedrig, bis wir in die innere Kammer gelangen.«
    Robert spürte sofort den Unterschied, als sie ihr Ziel erreichten, denn die Luft war hier merklich kühler, und ihre Schritte hinterließen nur noch ein schwaches Echo. Auf einmal schien es, als sei das Meer meilenweit entfernt, denn in der Kammer herrschte völlige Stille. Robert hob den Kopf. Vor seinen Augen flackerte das Licht der Kerzen, die Catriona hielt, und vermengte sich mit den übrigen Schatten. Er suchte sie, vermochte sie aber in dem schwachen Licht nicht auszumachen.
    »Was hast du denn hier unten gemacht?« fragte Catriona. »Wenn ich nicht in dem Gang auf deinen Kerzenleuchter gestoßen wäre, hätte ich nie gewußt, daß du hier bist. Ist dir eigentlich klar, daß du in der Flut hättest ertrinken können?« »Zu der Erkenntnis kam ich gerade, wenige Sekunden, bevor du nach mir gerufen hast.« Robert sprach nicht weiter, als er ihre Hand warm an der seinen spürte. Sie war hier, in Sicherheit. Damon konnte ihr jetzt nichts anhaben. Die Flut konnte sie nicht verschlingen. Erst da gestattete er sich eine nüchterne Einschätzung der Gefahr, in der sie beide sich befunden hatten. Er schloß sie in die Arme und drückte sie fest an sich. »Ich war hier, um nach dir zu suchen«, murmelte er, das Gesicht in ihr Haar geschmiegt. »Ich wußte nicht, wo du hingegangen warst. Dies war der einzige Ort, wo ich dich vermutete.« Catriona sagte nichts und umklammerte mit den Fingern fest Roberts Arme. Ein Zittern oder vielmehr Frösteln durchlief ihren Körper, das nicht von der Kälte herrührte.
    »Catriona? Was ist denn?«
    »Mein Vater, Robert«, sagte sie, und ihre Stimme klang dumpf, weil sie an seiner Brust lehnte. »Ich befürchte, er ist fort.«
    »Fort wohin? «
    Sie machte sich frei, ließ aber ihre Hände auf seinen Unterarmen hegen. »Ich glaube, die Flut hat ihn erwischt. In der Höhle habe ich sein Umlegetuch gefunden, und seine Lampe befand sich am Strand, halbverborgen im Sand. Oh, Robert, es ist alles meine Schuld. Von dieser Kammer hier wußte er nichts. Er konnte nicht wissen, daß hier der einzige Ort in den Höhlen ist, der sich nicht mit Wasser füllt, wenn die Flut einkommt. Ich hätte es ihm vorher sagen müssen.« Dann versagte ihr die Stimme, und sie schüttelte verzweifelt den Kopf. »So konnte er nicht wissen, wohin er sich in Sicherheit bringen konnte, als das Wasser zu steigen begann.«
    Robert nahm Catriona wieder in die Arme und legte ihr beruhigend das Kinn aufs Haar. »Vielleicht hat er ja einen Weg nach draußen gefunden, bevor die Flut ihren höchsten Punkt erreicht hatte. Wer weiß, womöglich ist er jetzt schon wieder bei euch zu Hause und wartet auf dich.«
    Catriona schloß die Augen und murmelte: »Das hoffe ich so sehr, Robert, aber es wird noch Stunden dauern, bis wir zurück können. Die untere Höhle ist jetzt überflutet. Wir sind hier drin eingeschlossen, bis die Flut wieder zurückweicht.«
    Mit einem Schürhaken rührte Mary so lange in der schwach glimmenden Glut im Kamin, bis das Stück Torf, das sie gerade daraufgelegt hatte, hell aufflammte. Sie vergewisserte sich, daß es auch wirklich brannte, und setzte dann den Topf auf, denn sie wußte, daß Angus bei seiner Heimkehr Hunger haben würde. Schließlich hatte er am Vorabend nicht einmal sein Abendbrot beendet.
    Wenn er heimkam, würde er jede Menge zu essen vorfinden. Die letzten Stunden seit Roberts Aufbruch hatte sie damit verbracht, alles zuzubereiten, was ihr vor die Finger kam, nur um nicht ins Grübeln zu geraten. Und um nicht vor Sorge verrückt zu werden. Auf dem Tisch befanden sich bereits frische Hafermehlkuchen, die sie auf dem greideal über dem Feuer gebacken hatte, dazu noch ein süßduftendes Ingwerbrot, so daß ein tröstlicher Wohlgeruch das Haus durchströmte, während die Backwaren abkühlten. Die Schnecken, die sie gerade am Haken über das Feuer gehängt hatte, würden noch eine Stunde vor sich hin köcheln müssen, und sie mußte wohl noch mehr Torf herbeischaffen, bevor sie damit beginnen

Weitere Kostenlose Bücher