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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Robert sofort zu der Wand, hinter der sich der Zugang zu den Höhlen befand. Er versuchte sich an die zahllosen Male zu erinnern, die ihn Catriona dorthin geführt hatte, wenn sie hinab zum Strand unterhalb des Schlosses gegangen waren, um seine Briefe zu lesen. Was hatte sie nochmal getan, um die Tür zu öffnen? Irgendwo mußte ein Hebel verborgen sein, mit dem man die Geheimtür aufschnappen lassen konnte. Aber wo? Natürlich könnte er, falls es gar nicht zu umgehen war, Forbes oder einen anderen Dienstboten bitten, ihm bei der Suche behilflich zu sein, aber er wollte keinen von ihnen noch weiter in die Sache einweihen. Forbes mit seiner Schwatzhaftigkeit hatte bereits genug dazu beigetragen, die Lage denkbar zu verschlimmern. Nicht auszudenken, was er noch anstellen würde, wenn sich ihm dazu Gelegenheit böte.
    Robert tastete an den Rändern der Wandtäfelung entlang und ließ seine Handfläche suchend über das glatte, blankpolierte Holz gleiten. Mit den Fingern fuhr er erst am Fußboden und dann an der oberen Kante entlang, wo er die verschnörkelten Schnitzereien abtastete, die die Oberfläche zierten. Trotz aller Sorgfalt jedoch vermochte er nichts zu finden.
    Als er schon ernstlich erwog, die Wand kurzerhand einzutreten, erklang von der Uhr neben ihm ein dreimaliges leises Schlagen. Bei ihrem sanften Glockenton kam er wieder zur Besinnung, und seine Panik legte sich etwas. Er wandte sich zu der Uhr um. Im Schein des Kerzenleuchters, der neben ihr auf dem Kaminsims stand, konnte er beinahe erkennen, wie der Uhrenmechanismus vor ihm dahinschnurrte, was sich ihm als flirrendes, verwischtes Blinken darstellte.
    In dem Moment erinnerte er sich plötzlich und mußte an den Tag denken, an dem er Catriona das erste Mal begegnet war, als sie ihn gebeten hatte, ihr bei der Suche nach dem verborgenen Mechanismus am Schreibtisch seines Vaters behilflich zu sein. Dies hatte er sogleich von sich gewiesen, aber sie hatte ihm einen Rat gegeben, der ihn ermutigte und ihm das Selbstvertrauen einflößte, es trotzdem zu versuchen.
    Verlassen Sie dich möglichst auf die Ihnen zur Verfügung stehenden Fähigkeiten, und denken Sie nicht an das, was Ihnen fehlt...
    Die Erinnerung an diese Worte war so lebhaft, daß Robert jetzt nach dem Kamin tastete und den gemeißelten, narbigen Stein zu untersuchen begann. Er probierte es an jeder Vertiefung und fuhr mit den Händen so lange an der Unterseite des Kaminsimses entlang, bis er endlich eine winzige Stelle an der Wand entdeckte, wo der Stein nicht richtig fest saß. Ganz leicht drückte er dagegen. Ein Schwall kühler Luft fuhr ihm übers Gesicht, als die Wand sich nahezu lautlos auftat.
    Vor ihm gähnte undurchdringliche Finsternis. Kalt. Ungewiß. Ihn aber beherrschte nur der eine Gedanke, daß Catriona sich möglicherweise dort befand.
    Robert nahm den Kerzenleuchter und legte seine freie Hand gegen die rauhe, unebene Wand, um dann mit dem Abstieg die schmale Treppe hinab zu den Höhlen zu beginnen.
    Aus der Ferne drang das Rauschen der See an sein Ohr und wies ihm den Weg, und er schlug den Gang ein, der in diese Richtung zu führen schien. Rasch überschlug er, daß es nun neun Stunden her war, seit Catriona sich am Morgen auf die Suche nach Angus begeben hatte. Da er sich mit den Gezeiten nicht auskannte, hätte er nicht zu sagen vermocht, was ihn am Ende des Ganges erwartete. Er hatte aber nur eines im Sinn -sie zu finden.
    Die Geräusche wurden lauter und hallten um ihn her wider. Robert stellte den Kerzenleuchter auf einem Sims im Gestein ab, den er an der Wand ertastete, und vermutete, daß er auf seiner Suche nach ihr noch weiter Vordringen müßte. Das Licht beschloß er als behelfsmäßiges Leuchtfeuer dort stehenzulassen, nach dem er sich richten konnte, falls er umkehren müßte; dann würde es ihm als Anhaltspunkt dienen, den er auch durch das Dunkel seiner schattenhaften Wahrnehmung sehen könnte.
    Langsam tastete Robert sich den Gang entlang, bis er spürte, wie ihm das Wasser gegen die Stiefel plätscherte. Er war noch nicht einmal bis zum Strand außerhalb der Höhlen vorgedrungen, wohin Catriona ihn so oft geführt hatte, aber das Wasser stand ihm bereits bis an die Knöchel. Unwillkürlich mußte er an die Geschichte denken, die Catriona ihm von den Leuten von Rosmorigh erzählt hatte, die in eben diesen Höhlen ertrunken waren, nachdem die Flut sie eingeschlossen hatte. Er entsann sich ihrer Worte ...
    Ihre Leichen wurden von den Gezeiten hinaus ins offene

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